Samstag, 17. März 2012

Kein Wandergenuss am Tor zum Harz

Nordhausen schmückte sich früher mit dem Zusatz „Tor zum Harz“. Inzwischen verblasst dieses Prädikat zusehens und es scheint, als ginge dieser stillschweigende Prozess mit der zunehmenden Verschlechterung der Wege im Naherholungsgebiet um Nordhausen einher. Und diese Verschlechterung ist augenfällig. Abhilfe aber scheint Fehlanzeige.
Am Mittwoch stellten sich die fünf Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters erstmals im Block vor: in diesem Fall den Nordhäuser Senioren im Begegnungszentrum Nord. Es waren etwa dreißig, die daran interessiert waren. Viel wurde dabei über Infrastruktur und Lebensqualität geredet, angeregt, erfragt und beantwortet. Dabei ging es im wesentlichen um innerstädtischen Belange, was offenbar dem Umstand zuzuschreiben gewesen sein dürfte, dass ja die meisten Teilnehmer an der Veranstaltung aus der Innenstadt kamen. Desungeachtet gehören zur Stadt Nordhausen inzwischen eine ganze Anzahl näher und weiter von der Innenstadt entfernte Gemeinden: Petersdorf, Rüdigsdorf, Leimbach, Steigertal oder auch Rodishain, um nur einige zu nennen. Und damit auch die dazugehörende Landschaft, ein attraktives Naherholungs- und Wandergebiet. Und nicht von ungefähr gehört zu den vom Begegnungszentrum betreuten Projekten u.a. auch eine Wandergruppe, deren Mitglieder „bei Wind und Wetter“ das Gebiet durchwandern, wie sie beteuern. Zumindest aber die gewählten Pfade, Wege und Rastmöglichkeiten sollten in einem passablen Zustand sein

In einem Gebiet, über das allerdings schon 2008 in einer hier erscheinenden regionalen Printzeitung (vom 27.02.08) zu lesen war: „ Es ist nicht mehr hinnehmbar, sagt Nordhausens Oberbürgermeisterin Barbara Rinke über den schlechten Zustand vieler Rad- und Wanderwege im Stadtgebiet und darüber hinaus. Sie appelliert an die Eigentümer und Nutzer von Landwirtschafts- und Forstflächen, die Wege wieder in einen akzeptablen Zustand zu versetzen. Die entsprechenden gesetzlichen Regelungen sind einzuhalten.
Es hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert, teilweise ist die Situation sogar schlimmer geworden. Wobei sich die Frage stellt, ob denn nun bei verursachten Wegeschäden der Verursacher, die jeweilige Gemeinde, die Stadt Nordhausen oder der Tourismusverband für deren Feststellung und Regulierung zuständig ist?

Ich nutzte also die Gelegenheit und machte die Kandidaten während jener Veranstaltung mit der Frage auf diese teils katastrophale Situation aufmerksam, was der gewählte Kandidat zu tun gedenkt, um danach diese schlimmen Zustände zu ändern. Konkrete Antwort gab es keine, alle wichen einer solchen aus, mit den unterschiedlichsten Hinweisen: auf die angespannte Finanzlage der Stadt, auf Mangel an Förderung derartiger Arbeitseinsätze, und anderes mehr. Obwohl doch schon den damaligen Äußerungen der Oberbürgermeisterin zu entnehmen ist, dass bei der Instandsetzung von Wegeschäden zunächst das Verursacherprinzip gilt. Und wenn sie damals weiter meinte: „Touristen würden sich nur einmal über die Wege quälen. Dann sieht man sie nie wieder.“, dann stellt sich sehr konkret die Frage nach dem Tourismusverband und einem Wegewart, dem die Feststellung von Wegeschäden und die Frage der Instandsetzung obliegt. Scheinbar aber verfügt der Tourismusverband über keinen solchen Wegebetreuer!?
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang, dass sich ja gerade derzeit der Tourismusverbandes an einem Wettbewerb namens „Tourismusbudget“ beteiligt. Nicht allerdings zu Wanderwegen in der Region, sondern mit Plänen, die die Erschließung von Kiesteichen für den Wassersport vorsehen. Was ich nicht nachzuvollziehen vermag. Umso mehr, als noch vor einiger Zeit Naturschützer unter Hinweis auf zugewanderte wasserliebende Tiere (z.B. Fischotter) dafür plädierten, diese Teiche für mögliche Zuwanderung solcher Tiere unberührt zu lassen. Man richtet also sein Augenmerk weniger auf Wanderwege und deren Zustand, die unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung für ältere Menschen besonders wichtig sind und will stattdessen den Wassersport fördern, für den es bereits einige sehr gut erschlossene Seen im Einzugsgebiet gibt. Eine Strategie und Entwicklung, mit der offenbar auf Fördermittel spekuliert wird. Und den herkömmlichen Tourismus außer acht lässt. Das kann meines Erachtens keine zielführende Tourismusentwicklung sein und sollte überdacht werden. Die Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters waren für dieses Anliegen scheinbar nicht die richtigen Ansprechpartner. Vielleicht sollte man die Kandidaten für den Posten des Landrats befragen, von denen man schon öfter mal hörte, dass sie dem Tourismus am Südharz nach wie vor Chancen einräumen? Mit dem Karstwanderweg allein, der sich auch durch den Landkreis Nordhausen zieht, sollte es nicht sein Bewenden haben. Und für die Stadt auch nicht allein mit dem Ausbau des Stadtparks.

Bild 1: Wanderweg nach Petersdorf (Harzrigi)
Bild 2: Wanderweg nach Rüdigsdorf
Bild 3: Wanderweg zur Antiqua-Eiche
Bild 4: Rastplatz an der Antiqua-Eiche

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