Montag, 12. März 2012

Bildungsgerechtigkeit noch immer keine Realität

Wirklich neu sind die Ergebnisse nicht, die das Institut für Schulentwicklungsforschung und die Bertelsmann-Stiftung unter dem Titel "Chancenspiegel" heute veröffentlichen, handelt es sich doch weitgehend um recycelte Daten.

"Dennoch zeigt die Studie, dass wir in Fragen der Bildungsgerechtigkeit noch immer nicht vorwärts gekommen sind", kommentiert der Vorsitzender der Thüringer Bildungsgewerkschaft, Torsten Wolf die Studie. "Besonders die hohe Exklusionsquote in Thüringen muss uns nachdenklich stimmen."

Thüringen gehört nach den Ergebnissen zu den vier Bundesländern, die einen höheren Anteil von Schüler/innen mit besonderem Förderbedarf haben, die gesondert in Förderschulen unterrichtet werden.

"Wir haben in Thüringen begonnen, den Weg der Inklusion zu gehen, aber wir stehen noch ganz am Anfang. Für die Umsetzung des Gemeinsamen Unterrichts und der individuellen Förderung fehlen an vielen Schulen einfach die entscheidenden Ressourcen. Da muss Thüringen nachlegen", fordert Wolf und verweist damit nochmals auf die geplante Neueinstellung von 600 Lehrkräften in den Thüringer Schuldienst.

Positiv zeichnet sich Thüringen in der Frage der Ganztagsbetreuung aus. Etwa drei Viertel aller Schülerinnen und Schüler nutzen die Ganztagsschulangebote in Thüringen. Die Ganztagsbetreuung steht in engem Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Thüringer Grundschule und den Grundschulhorten. Im vergangenen Jahr wurde die Kommunalisierung aller Grundschulhorte vom Bildungsministerium nach Protesten der GEW Thüringen gestoppt. Jetzt gelte es aber, die weitere Entwicklung von Personal- und Sachausstattung an den Grundschulhorten zu beobachten. "Wir dürfen die gute Bildung und Betreuung der Grundschulkinder in den Horten nicht aufgeben, wenn wir Chancen- und Bildungsgerechtigkeit ernst nehmen wollen", so Wolf.

Die GEW Thüringen startet am 13. März 2012 eine Online-Befragung der Thüringer Lehrkräfte zu Arbeitsbelastungen und zur Personalsituation an den Thüringer Schulen. "Wesentliche Voraussetzung für die Schaffung gerechterer Bildung sind gute Arbeitsbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer. Nur engagierte, motivierte und gesunde Lehrerinnen und Lehrer können die Herausforderungen von Erziehung und Bildung bewältigen", erklärt Wolf. Ziel der Befragung ist es, mit konkreten Forderungen in die Verhandlungen mit dem Bildungsministerium über ein Personalentwicklungskonzept zu gehen.
(Mitteilung der GEW Thüringen)

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