Wer
hat nach dem Krieg die Schuttberge weggeräumt? Meist nicht
Trümmerfrauen, obwohl dies viele meinen. Zu diesem Ergebnis kommt
die Historikerin Leonie Treber in ihrer Dissertation, die sie an der
Universität Duisburg-Essen (UDE) ablegte. Ihre auch als Buch
erschienene Arbeit wurde jetzt mit dem begehrten Nachwuchspreis der
Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung
ausgezeichnet.
Dies waren in der Regel Männer: Denn in der amerikanischen und französischen Besatzungszone war man strikt dagegen, Frauen in die Trümmerräumung einzubinden. In der englischen Zone griff man zwischen 1945 und 1947 nur auf eine geringe Zahl von arbeitslosen Frauen zurück. Anders war es in Berlin und in der sowjetisch besetzten Zone (SBZ): Hier wurden relativ viele Frauen eingesetzt. Und genau hier entstand auch der Mythos um die Trümmerfrauen.
Treber: „Es gab regelrechte Medienkampagnen, um für die Beteiligung von Frauen an der Trümmerräumung zu werben. Daran konnte die DDR in den fünfziger Jahren nahtlos anknüpfen. Die Trümmerfrau wurde schnell und dauerhaft zu einem Vorbild für die Gleichberechtigung und den Aufbau des Sozialismus.“ In der Bundesrepublik galt sie dagegen lange Jahre als „arme Schwester“ im Osten, die zur Schwerstarbeit gezwungen wurde.
Zu einer Ikone des Wiederaufbaus avancierte die Trümmerfrau im Westen erst in den achtziger Jahren parallel zur aufkommenden Frauengeschichtsschreibung und den aktuellen Rentendebatten. Treber: „Hier erweiterte sich der Begriff auch radikal. Er bezeichnete fortan die gesamte Generation all jener Frauen, die die Nachkriegszeit als Erwachsene erlebt hatten. Und diese Frauen wurden nun zu den Grundsteinlegerinnen des bundesrepublikanischen Wirtschaftswunders erklärt.“
Beate
Kostka M.A. Ressort Presse -
Stabsstelle des Rektorats
Universität
Duisburg-Essen
Mitteilung
des idw – wissenschaftlichen Dienstes am 30.10.2014
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen