Dienstag, 25. November 2014

Analyse oder Stochern im Nebel?

Am 5. Dezember wird sich in Thüringen entscheiden, wer nach der Landtagswahl im September Ministerpräsident wird. Dass das Bodo Ramelow wird ist wahrscheinlich, aber noch lange nicht sicher. Bekanntlich beträgt die Mehrheit von Rot-Rot-Grün im Landtag gerade mal eine Stimme. Ich erinnere mich an einen Zeitungsbericht, in dem nach der Landtagswahl zu lesen war (Auszug): Früher nannte man es "Regierungsbildung", und es ging durchaus schon mal zu wie auf dem Basar. Jetzt aber wird es völlig skurril. Beispiel Thüringen. Da richten sich die Augen auf die Grünen, ob sie gegebenenfalls Schwarz-Rot zu einer breiteren Mehrheit verhelfen würden. Oder doch lieber rüber zu Rot-Rot? Die SPD ist in einer ähnlichen Zwickmühle:als Verlierer gesenkten Hauptes zu Frau Lieberknecht kommen? Oder Rot-Rot-Grün? Wobei es weder Grünen noch Sozialdemokraten gut bekäme und zu beiden auch nicht passt, den ersten Linken-Ministerpräsidenten Deutschlands ins Amt zu hieven. Was bleibt denn noch übrig vom Markenkern von Parteien, wenn sie unter vorwiegend taktischen Aspekten von Wahl zu Wahl den Koalitionspartner wechseln wie ein Hemd?“ (Ende des Auszugs)


Das war eine durchaus realistische Überlegung, die von der betreffenden Zeitung
als Kommentar angeboten wurde. Inzwischen steht fest: Rot-Rot-Grün will den ersten Linken-Ministerpräsidenten Deutschlands ins Amt zu hieven. Es hat auch dazu bereits viele Kommentare in der überregionalen Presse gegeben, aber desungeachtet wird der 5. Dezember zeigen, ob es diesen ersten Linken-Ministerpräsidenten in Deutschland geben wird.


Während man sich also in der überregionalen Presse mit der Regierungsbildung in Thüringen und sogar ihrer möglichen Auswirkungen auf die Bundespolitik beschäftigt, gehen die lokalen Zeitungen und Foren schon einen Schritt weiter und ergehen sich in Überlegungen einer möglichen Auswirkung auf die Führung des Landkreises Nordhausen. Es wird danach vermutet, dass Birgit Keller, die derzeitige Landrätin, in die Thüringer Landesregierung berufen werden könnte.


Im Lokalteil der „Thüringer Allgemeine“, bezeichnet zum Beispiel dessen Leiter Thomas Müller seinen Bericht über „Baldige Landratswahlen im Südharz immer wahrscheinlicher“ (21.11.) als Analyse. Unter der doch die „systematische Untersuchung eines Sachverhaltes“ zu verstehen ist. Und der „Wahrig“ bestätigt mir: „Zergliederung eines Ganzen in seine Teile, genaue Untersuchung der Einzelheiten.“ Tatsächlich aber besteht der Inhalt dieses Berichtes in keinem klaren Sachverhalt, sondern in reinen Spekulationen.


Stochern im Nebel also. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt was passieren könnte, wenn... Was aber soll ich als Leser dieses Berichtes konkret daraus entnehmen? Ich erinnere mich bei derartigen Vorgängen immer gern an den „Focus“-Werbespot Helmut Markworts „Fakten, Fakten, Fakten“. Das war 2008. Focus bemüht sich meines Erachtens nach wie vor darum, die „Nordhäuser Allgemeine“ gewöhnt ihre Leser scheinbar auch – oder zunehmend – an Möglichkeiten, die eintreten könnten, aber nicht müssen. Einer oder eine wird’s schon werden.



Und was ich im Internet-Forum dazu lese – für die die Zeitung keine Verantwortung übernimmt – bestätigt mir, dass sie vor allem auf Intention und gleichbleibendes Niveau Wert legt, um Nutzern ausreichend Möglichkeit einer anonymen Kommentierung zu geben. Das aber ist meine ganz persönliche, unmaßgebliche Meinung. 

Und so warte ich erst mal ab, was im politischen Sinne der 5. Dezember bringt. Und meine Rekapitulation zielt noch einmal auf den eingangs zitierten Kommentar, in dem es heißt (Zitat): „Eines darf bei diesem Szenario dann auf keinen Fall passieren: Dass sich über "die da oben" jemand aufregt, der selbst am Sonntag (14.09.) nicht gewählt hat. Juristisch gibt es zwar keine Wahlpflicht, moralisch aber schon. Sonntags nicht wählen gehen und montags schimpfen - das ist schräg.“ (Ende des Zitats). Wer aber fühlt sich dabei schon angesprochen?

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