Am 5. Dezember wird sich in Thüringen entscheiden, wer nach der
Landtagswahl im September Ministerpräsident wird. Dass das Bodo
Ramelow wird ist wahrscheinlich, aber noch lange nicht sicher.
Bekanntlich beträgt die Mehrheit von Rot-Rot-Grün im Landtag gerade
mal eine Stimme. Ich erinnere mich an einen Zeitungsbericht, in dem
nach der Landtagswahl zu lesen war (Auszug): „Früher
nannte man es "Regierungsbildung", und es ging durchaus
schon mal zu wie auf dem Basar. Jetzt aber wird es völlig skurril.
Beispiel Thüringen. Da richten sich die Augen auf die Grünen, ob
sie gegebenenfalls Schwarz-Rot zu einer breiteren Mehrheit verhelfen
würden. Oder doch lieber rüber zu Rot-Rot? Die SPD ist in einer
ähnlichen Zwickmühle:als Verlierer gesenkten Hauptes zu Frau
Lieberknecht kommen? Oder Rot-Rot-Grün? Wobei es weder Grünen noch
Sozialdemokraten gut bekäme und zu beiden auch nicht passt, den
ersten Linken-Ministerpräsidenten Deutschlands ins Amt zu hieven.
Was bleibt denn noch übrig vom Markenkern von Parteien, wenn sie
unter vorwiegend taktischen Aspekten von Wahl zu Wahl den
Koalitionspartner wechseln wie ein Hemd?“ (Ende des Auszugs)
Das
war eine durchaus realistische Überlegung, die von der betreffenden
Zeitung
als
Kommentar angeboten wurde. Inzwischen steht fest: Rot-Rot-Grün will
den ersten Linken-Ministerpräsidenten Deutschlands ins Amt zu
hieven. Es hat auch dazu bereits viele Kommentare in der
überregionalen Presse gegeben, aber desungeachtet wird der 5.
Dezember zeigen, ob es diesen ersten Linken-Ministerpräsidenten in
Deutschland geben wird.
Während
man sich also in der überregionalen Presse mit der Regierungsbildung
in Thüringen und sogar ihrer möglichen Auswirkungen auf die Bundespolitik
beschäftigt, gehen die lokalen Zeitungen und Foren schon einen
Schritt weiter und ergehen sich in Überlegungen einer möglichen
Auswirkung auf die Führung des Landkreises Nordhausen. Es wird
danach vermutet, dass Birgit Keller, die derzeitige Landrätin, in
die Thüringer Landesregierung berufen werden könnte.
Im Lokalteil der „Thüringer Allgemeine“, bezeichnet zum
Beispiel dessen Leiter Thomas Müller seinen Bericht über „Baldige
Landratswahlen im Südharz immer wahrscheinlicher“ (21.11.) als
Analyse. Unter der doch die „systematische Untersuchung eines
Sachverhaltes“ zu verstehen ist. Und der „Wahrig“ bestätigt
mir: „Zergliederung eines Ganzen in seine Teile, genaue
Untersuchung der Einzelheiten.“ Tatsächlich aber besteht der
Inhalt dieses Berichtes in keinem klaren Sachverhalt, sondern in
reinen Spekulationen.
Stochern im Nebel also. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt was
passieren könnte, wenn... Was aber soll ich als Leser dieses
Berichtes konkret daraus entnehmen? Ich erinnere mich bei derartigen
Vorgängen immer gern an den „Focus“-Werbespot Helmut Markworts
„Fakten, Fakten, Fakten“. Das war 2008. Focus bemüht sich meines
Erachtens nach wie vor darum, die „Nordhäuser Allgemeine“
gewöhnt ihre Leser scheinbar auch – oder zunehmend – an
Möglichkeiten, die eintreten könnten, aber nicht müssen. Einer
oder eine wird’s schon werden.
Und was ich im Internet-Forum dazu lese – für die die Zeitung
keine Verantwortung übernimmt – bestätigt mir, dass sie vor allem
auf Intention und gleichbleibendes Niveau Wert legt, um Nutzern ausreichend Möglichkeit einer anonymen Kommentierung zu geben. Das aber ist
meine ganz persönliche, unmaßgebliche Meinung.
Und so warte ich
erst mal ab, was im politischen Sinne der 5. Dezember bringt. Und
meine Rekapitulation zielt noch einmal auf den eingangs zitierten
Kommentar, in dem es heißt (Zitat): „Eines
darf bei diesem Szenario dann auf keinen Fall passieren: Dass sich
über "die da oben" jemand aufregt, der selbst am Sonntag
(14.09.) nicht gewählt hat. Juristisch gibt es zwar keine
Wahlpflicht, moralisch aber schon. Sonntags nicht wählen gehen und
montags schimpfen - das ist schräg.“ (Ende des Zitats). Wer aber
fühlt sich dabei schon angesprochen?
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