Freitag, 28. November 2014

Herzwochen 2014: Aus dem Takt: Herzrhythmusstörungen


Die Herzwochen, die jeweils im November von der Deutschen Herzstiftung e.V. bundesweit veranstaltet werden, fanden im Landkreis Nordhausen das seit Jahren übliche Echo: in Ellrich ist es Dr. Andrè Hoy, der sich engagiert und in Nordhausen der Kardiologe Dr. Dieter Kornmann, der in diesen Herzwochen bemüht ist, in der Bevölkerung ein besseres Verständnis
für Herzkrankheiten zu schaffen. Und durch die ständige medizinische Begleitung der Herzsportgruppe Hilfestellung bei der Rehabilitation gibt. Der „Tag der offenen Tür“ am 17. November gab Aufschluss über den Sport, der in der Turnhalle des Südharzklinikums unter seiner Betreuung wöchentlich stattfindet (mein Eintrag vom 17 11.) und am Dienstag referierte er im Begegnungszentrum zum Thema Herzrhytmusstörungen unter dem Motto der diesjährigen „Herzwochen 2014: „Aus dem Takt“.


Und diese Aufklärungskampagnen sollen ja umfassend informieren, um Ängste abzubauen und Patienten Hilfe im Umgang mit der Erkrankung geben. In diesem Jahr hat die Deutsche Herzstiftung also Herzrhythmusstörungen zum Thema der Herzwochen 2014 gewählt, die - wie bemerkt - bundesweit vom 01. bis zum 30. November stattfinden.


Der Versammlungsraum im Begegnungszentrum war sehr gut besucht , als Dr. Kornmann seinen Vortrag mit der Feststellung begann, dass
Herzrhytmusstörungen weit verbreitet sind. Jährlich werden in Deutschland über 400.000 Patienten wegen Herzrhythmusstörungen in eine Klinik eingeliefert. Allein an der häufigsten Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern leiden in Deutschland etwa 1,8 Millionen Menschen.


Näher darauf eingehend führte der Vortragende aus, dass ein gesundes Herz etwa 60 bis 100 mal in der Minute schlägt, 100 000-mal pro Tag. Wenn die Herzschläge unregelmäßig bzw. stark beschleunigt oder verlangsamt sind, spricht man von sogenannten Herzrhythmusstörungen. Es
können auch Unregelmäßigkeiten des Herzschlages auftreten, die nicht krankhaft sind. Dies sind meist kleinere und nur kurzzeitig auftretende Störungen. Das Herz kehrt dann rasch wieder in seinen geordneten Rhythmus zurück. Von krankhaften Herzrhythmusstörungen spricht man erst, wenn sie häufiger wiederkehren, länger anhalten oder besonders stark ausgeprägt sind. Weil sie Störungen im Blutkreislauf auslösen und die Blutversorgung des Körpers gefährden.


Dr. Kornmann erläuterte, von zahlreichen
Schaubildern unterstützt, sehr ausführlich und allgemeinverständlich das gesamte Gebiet der Herzrhytmusstörungen. Man erfuhr, dass die Grenze zwischen einer ungefährlichen und einer krankhaften Herzrhythmusstörung fließend und die frühzeitige Erkennung und exakte Einordnung der Herzrhythmusstörung außerordentlich wichtig ist. Und Herzrhythmusstörungen sehr oft die Folge von Herzerkrankungen wie Hochdruckherz, koronare Herzkrankheit, Herzschwäche oder Herzklappenfehler sind. Ursache können aber auch Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes oder Übergewicht sein.


Die meist älteren Zuhörer erfuhren danach auch, dass es je nach Art und Schweregrad der Herzrhythmusstörung verschiedene Therapien gibt : Medikamente, Schrittmacher, Defibrillatoren oder Katheterablation. Viele Patienten mit einer Herzrhythmusstörung würden unter einem erheblichen Leidensdruck stehen, vor allem Betroffene mit einem Defibrillator. Für sie ist es wichtig, den neuesten Stand der Medizin zu kennen. Dr. Kornmann schilderte detailliert, um was es bei diesen Therapien geht, ihre Anwendung und Wirkungsweise.


„Entscheidend für den Therapieerfolg ist die gezielte Behandlung der Grundkrankheit als eigentliche Ursache der Rhythmusstörung“, betonte der Referent. Auch kann eine Störung der Zusammensetzung der Blutsalze durch Kalium- und Magnesiummangel sowohl gutartige wie auch bösartige Herzrhythmusstörungen auslösen oder verstärken. Ebenso können sich Genussgifte wie größere Mengen von Alkohol, Kaffee oder Nikotin, üppige Mahlzeiten, Schlafmangel und Stress negativ auf den Herzrhythmus auswirken.
Dr. Kornmann erklärte weiter um was es sich bei
Vorhofflimmern handelt, das bei der Hälfte aller Patienten ohne Beschwerden auftritt, und deshalb unbemerkt bleibt. „Unbehandelt sind diese Menschen allerdings schutzlos dem Schlaganfall ausgesetzt, weil sie nicht durch gerinnungshemmende Medikamente geschützt werden“, betonte der Facharzt.und erklärte weiter, wie sich Vorhofflimmern bemerkbar macht, und schließlich zum Schlaganfall führen kann. Jedes Jahr verursacht Vorhofflimmern ca. 30.000 Schlaganfälle. Um Vorhofflimmern aufzudecken, gäbe es verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel sollte in jedem
Haushalt ein Blutdruckmessgerät vorhanden sein. Die meisten dieser Geräte können den unregelmäßigen Herzschlag anzeigen, wenn man den Blutdruck misst. „Patienten können so Unregelmäßigkeiten des Pulses feststellen und sollten dann den Herzrhythmus beim Arzt durch ein EKG überprüfen lassen“, empfahl Dr. Kornmann.
Die Zuhörer erfuhren schließlich auch, welche Medikamente in der Schlaganfallvorbeugung bei Vorhofflimmern zur Verfügung stehen, die zur Hemmung der Blutgerinnung Anwendung finden und den bisherigen Medikamenten Marcumar-Warfarin in der Verhinderung von Schlaganfällen gleichwertig sind. Dr. Kornmann erläuterte dabei die bestehende Problematik von Marcumar und demgegenüber Vorteile und Anwendung der neuen Medikamente (die er auch im einzelnen beschrieb). Ein großer Vorteil sei die Einfachheit der Handhabung und der fehlende Zwang, die Gerinnung ständig kontrollieren zu müssen. Das Wichtigste sei schließlich auch, dass die gefürchteten Hirnblutungen deutlich seltener auftreten als unter Marcumar, stellte Dr. Kornmann heraus, wies allerdings auch darauf hin, dass bei den neuen Gerinnungshemmern manche Fragen noch offen sind.

Was Dr. Kornmann vortrug, war für Zuhörer mit Herzproblemen natürlich leichter verständlich als für solche, die sich nur allgemein informieren lassen wollten. Das wurde auch offenkundig in der folgenden Frage- und Antwortrunde, in der manche Zuhörer ihre speziellen Probleme und damit verbundene Fragen vortrugen. Schlußendlich aber wies Dr. Kornmann auch darauf hin, dass man es auch als Patient vielfach in der Hand hat, um die Faktoren auszuschalten, die Rhytmusstörungen auslösen oder verstärken. Wichtig sei eben ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung, herzgesunder Mittelmeerküche, genug Schlaf und einem Gleichgewicht zwischen Belastung und Entspannung (insoweit entnommen der Informationsbroschüre zum Thema). Mit einiger Betroffenheit nahm ich die Bemerkung Dr. Kornmanns zur Kenntnis, dass es sein letztes Engagement bei den Herzwochen sein könnte. Ich meine, er wird weiter dringend benötigt.

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