Wie
heute schon berichtet, fand an der Stele vor dem Rathaus eine
Gedenkstunde statt. Mit einer Kranzniederlegung
gedachte die Stadt dem 1. September dem Ausbruch des 2.
Weltkriegs vor 75 Jahren und dessen Opfern. Und weil sich
Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh vornehmlich an die vor ihm Stehenden
wandte, konnte ich seinen Ausführungen nicht folgen. Deshalb hier
die entsprechende Mitteilung aus der Stadtverwaltung:
Nordhausen
(psv) An der
Gedenkstele für die Opfer der Bombardierung der Stadt im Frühling
1945 vor dem Nordhäuser Rathaus wurde heute dem Beginn des 2.
Weltkrieg vor 75 Jahren mit einer Kranzniederlegung gedacht.
In
seiner Ansprache sagte Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh:
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Nordhäuserinnen und Nordhäuser,
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Nordhäuserinnen und Nordhäuser,
es
begann mit einer großen Lüge, an deren Ende der Tod von 50
Millionen Menschen stand. „Polen will den Krieg.
Insurgentenüberfall auf den Sender Gleiwitz. Feuer auf Deutsche
Feldwache. Der deutsche Gegenschlag.“, so titeln die Nordhäuser
Ausgabe der Thüringer Gauzeitung am Freitag, dem 1. September 1939
und in den Folgetagen. Deutschland hatte mit einem feigen Überfall
auf Polen einen der schlimmsten Kriege der Menschheitsgeschichte vom
Zaun gebrochen.
Am
Ende seiner Herrschaft hauste Adolf Hitler im Schutz meterdicker
Stahlbetonwände in seinem Bunker tief unter der Berliner
Reichskanzlei. Hier klagte er, das deutsche Volk habe sich seiner
"als nicht würdig erwiesen". Hier gestand er unter Tränen:
"Der Krieg ist verloren." Handlanger feierten dort Orgien,
der Führer heiratete Eva Braun und beging dann mit ihr feigen
Selbstmord, das Ehepaar Goebbels brachte seine Kinder um und tötete
sich danach selbst. Was bleib: Das einst herrliche Deutschland in
Trümmern, Tränen der Mütter, die ihre Söhne als Soldaten verloren
hatten, Tausende von Kindern, deren Eltern tot in den Trümmern
lagen.
Wir
müssen klar aussprechen: Deutschland hatte das Schwert gezogen,
damals vor 75 Jahren. Noch am 1. September 1939 hatte die deutsche
Luftwaffe die polnische Stadt Wielun dem Erdboden gleich gemacht.
Warschau und Belgrad; Coventry und Rotterdam, London und Stalingrad
– und das spanische Guernica - sind Städte, denen wir uns heute
besonders nah fühlen müssen, weil sie ein tragisches Schicksal mit
uns teilen: Auch sie wurden mit Bomben zu großen Teilen – oder
ganz – ausradiert. Denn lange bevor am Himmel über Deutschland und
damit auch in Nordhausen die alliierten Flugzeuge auftauchten, hatten
deutsche Bomber in diesen Städten in ganz Europa 100.000 Menschen
das Leben genommen.
Wir
müssen uns eingestehen: Es war der Sportpalast in Deutschlands
Hauptstadt Berlin, in dem Goebbels die Menschen aufpeitsche mit
seiner Frage: „Wollt Ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn
nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch
vorstellen können?“ Diese Frage und vor allem das tausendfache
„Ja!“ der Antwort, das den Sportpalast erbeben ließ, wurde in
Washington, London, Paris Moskau wohl gehört. Jene, die damals im
Februar 1943 jubelten, wussten nicht, was ihre Antwort einst bedeuten
würde – Nordhausen hatte es 24 Monate, in den Tagen des 3. und 4.
April 1945 schmerzhaft zu spüren bekommen, als die Menschen
verbrannten.
Gerade
heute – 75 Jahre nach dem Ausbruch des 2. Weltkriegs und 100 Jahre
nach dem Beginn des 1. Weltkriegs - sollten wir dankbar sein, dankbar
sein für dass, was uns wie eine Selbstverständlichkeit erscheint:
Frieden. Wir sollten um so mehr dankbar dafür sein, als in diesen
Tagen wieder die Welle des Krieges ganze Regionen und Menschen unter
sich begräbt, im Nahen Osten, in der Ukraine, und bei den
furchtbarsten aller Kriegen: den Bürgerkriegen unter anderem in
Syrien und dem Irak.
Hunderttausende
von Menschen sind in diesen Tagen auf der Flucht, müssen Todesangst
erleiden, haben Familienmitglieder verloren. Lassen sie uns in dieser
Stunde ihrer gedenken – in Dankbarkeit und Wachsamkeit.
Zum
Bild: Gedenken für die Opfer. Als Vertreter der Stadt
Nordhausen legten Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh (Mitte),
Bürgermeister Matthias Jendricke (links) und Beigeordnete Hannelore
Haase (rechts) einen Kranz nieder.(Foto: Patrick Grabe)
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