Am nächsten Sonntag ist Landtagswahl in Thüringen. Und für
alle, die bisher noch unentschlossen sind ob oder wen sie wählen
sollen, wird es Zeit, sich zu entscheiden. Ich weiß natürlich
nicht, wie weit verbreitet diese Unentschlossenheit bei den Bürgern
in Thüringen und damit auch im Landkreis Nordhausen derzeit noch
ist. Trotz zweier Podiumsdiskussionen mit den Landtagskandidaten
dieses Landkreises.
Nun kenne ich die
Ergebnisse aus beiden Podiumsdiskussionen ja nur aus den Berichten
der Zeitungen. Und das deshalb, weil die erste Podiumsdiskussion eine
geschlossene Veranstaltung des „Nordhäuser Unternehmerverbandes“
(NUV) war, für die es für mich in Abwandlung eines Songs der Spider
Murphy Gang hieß : Da lassens solche Leit wie Di und mi erst gar net
nei. Und nach den Berichten danach ergaben sich Einsichten, die
ernüchternd waren. Weil es der Moderator nicht verstand, die
Diskussion sachlich auf einem Niveau zu führen, das dem Anlass der
Veranstaltung entsprach. Wenn da nämlich (beispielhaft) über
Planungssicherheit am Beispiel des Rüdigsdorfer Wegs in Nordhausen
gesprochen wurde, kann ich keine Verbindung zur Landespolitik
erkennen. Und wenn beim Thema Tourismus das Interesse der Unternehmer
schon mehr dem Buffet im Garten der „Friedenseiche“ galt als dem
Thema, fehlt mir die Einsicht in die Ernsthaftigkeit der ganzen
Diskussion. Immerhin sei bis dahin wohl „munter diskutiert“
worden, las man in der nnz. Und wenn im Bericht der„Nordhäuser
Allgemeine“ (NA) zu lesen war, dass NUV-Chef Hans-Joachim Junker
die Debatte mit der Feststellung schloss, es sei wichtig gewesen,
auch die neuen Gesichter gesehen zu haben, dann könnte er damit das
Format der Kandidaten umschrieben haben, das sie während der
Diskussion erkennen ließen. Für mich immerhin doch Anregung,
darüber nachzudenken. Und nach meinen unmaßgeblichen Überlegungen
haben zumindest von den Kandidaten, die neu in den Landtag streben,
gerade mal zwei oder drei das Format, um für den Landtag
qualifiziert zu sein. Das ist keine Abwertung ihrer Fähigkeiten, ich
meine aber, wer in der Kommunalpolitik gute Arbeit leistet, hat damit
noch nicht gleichzeitig das Zeug, um das auch auf Landesebene tun zu
können. Und auch im kommunalen Bereich braucht man gute Leute.
Die zweite, von der „Nordhäuser Allgemeine“ (NA) inszenierte
Podiumsdiskussion fand nun am Donnerstag in der Aula des
Herdergymnasiums statt. Ihr vorausgehen sollte ein
„Politiker-Speed-Dating“, das mangels Anmeldungen ausfallen
musste. Dazu finde ich schon verfehlt, dass man seitens der VHS
offenbar meinte, eine solche Art von Befragung könne man ohne
vorhergehende sorgfältige Unterweisung stattfinden lassen. Und finde
es gut, dass sich nicht genug Bürger fanden, die sich in billiger
Selbsteinschätzung für befähigt hielten, eine solche Art der
Befragung mitzumachen. Es reicht meines Erachtens schon, bei
Diskussionen oft genug Moderatoren zu erleben, die sich dafür
lediglich aus Selbstüberschätzung für befähigt halten. Jedenfalls
versprach ich mir von der Podiumsdiskussion der TA nicht mehr als
zuvor vom Ergebnis der Diskussion des NUV. Und ersparte mir hier
eine Teilnahme.
Moderiert wurde die Diskussion vom Leiter der Redaktion, Thomas
Müller. Und bei der Lektüre über diese Veranstaltung musste ich
mir ebenso erst bewusst werden, dass es dabei um die Wahl zum
Thüringer Landtag geht, und nicht um die Wahl zum Stadtrat oder
Kreistag. Weil auch da weniger Themen der Landespolitik, sondern mehr
solche, die kommunalen oder regionalen Interessen und Forderungen
betreffend, erfragt und behandelt wurden. Die Frage eines Gymnasiums
in Ilfeld zum Beispiel ist zunächst ganz gewiss kein Thema der
Landespolitik. Und auf viele Fragen des Moderators oder der Bürger
an die Landtagskandidaten hätten diese im Falle ihrer Wahl auch nur
im Rahmen ihrer Fraktionszugehörigkeit Einfluss. Also auch das
keine Entscheidungshilfe.
Ich komme noch einmal zurück auf die erste Podiumsdiskussion, von
der ich mir nach der Ankündigung eigentlich einen qualifizierten
Verlauf versprach. Einfach deshalb, weil doch die IHK's in Thüringen
dafür ein Positionspapier mit 15 konkreten wirtschaftspolitischen
Handlungsfeldern anboten (siehe meinen Eintrag vom 09. August
„Unternehmer und Landtagskandidaten im Dialog“) das jeder
Diskussion als ausgezeichnete Grundlagen hätte dienen können. In
besagter Podiumsdiskussion war nach den Berichten davon nicht die
Rede. Obwohl doch alle Unternehmer Mitglieder der IHK sind, einige
sogar im Vorstand. Und der Moderator schien dieses Positionspapier
nicht einmal zu kennen, jedenfalls fand es nach den Berichten keine
Erwähnung.
Für mich ist deshalb umso interessanter und aufschlussreicher,
dass im „Wirtschaftsmagazin“ der IHK Erfurt (August-Ausgabe) die
Wahlprogramme der Parteien auf der Grundlage dieses Positionspapieres
mit seinen Forderungen geprüft wurden. Und sich damit in die
Diskussion zur wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit des Freistaates
einbringt. Die Ausführlichkeit, mit der dies geschieht, hat mir die
Entscheidung für meine Wahl am kommenden Sonntag doch leichter
fallen lassen. Schade, dass dieses Papier nicht auf breiterer Basis
Grundlage einer Podiumsdiskussion war. Man hätte die wirkliche
Kompetenz sowohl des Moderators als auch der Kandidaten des
Landkreises Nordhausen dabei erkennen können.
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