schwarzweissfigurentheater
gastiert mit Weihnachts-Klassiker
Wenn der
Name Bianca Sue Henne als Regisseurin in einer Programmankündigung
am Theater Nordhausen erscheint, erzeugt das allein schon Neugier auf
die Aufführung, zu der eingeladen wird. Selbst wenn es sich um
Puppentheater für Menschen ab 5 Jahren handelt, und man selber schon
längst Opa ist.
Nun ist „Die
Weihnachtsgans Auguste“, zu dessen Premiere für Sonntag eingeladen
wurde, ein echter Klassiker, dessen Inhalt und Ablauf man kennt:
Irgendwann im November kommt der Opernsänger
Luitpold Löwenhaupt
mit einer Überraschung für seine Familie unter dem Arm – eine
lebendige Gans! Der Festtagsbraten! Aber noch schnattert die
Weihnachtsgans Auguste, spielt mit den Kindern und wird so etwas wie
eine Freundin der Familie. Da macht sich Unfriede unterm
Weihnachtsbaum breit – ob Herr Löwenhaupt noch zu seinem
Festtagsbraten kommt?
Und was sich
nun um diese Freundin der Familie abspielt, veranschaulicht der
Schauspieler Patrick Jech als „One man show“ in einer Weise, die
etwas gewöhnungsbedürftig anmutet: man trifft im Theater unterm
Dach im Vorfeld der Aufführung auf einen
Mann, der zunächst eher
den Eindruck eines lebhaft mit sich selbst beschäftigten Faktotums
macht. Bis erkennbar wird, dass es ja der Opernsänger Luitpold
Löwenhaupt selbst ist, der in dieser Art und Weise die Verbindung zu
seinem Publikum aufbaut, Kindern vor allen, die die ersten Reihen der
Zuschauertribüne belegt haben. Und deren Neugier der Akteur im
verdunkeltem Raum auch sichtlich auszulösen vermag. Es ist als
Beobachter der Szenerie schon interessant, wie der in die Rolle des
Opernsängers geschlüpfte Jech in die eigentliche Handlung einführt,
wie er mit seinen kleinen Holzfiguren, seine Familie darstellend, umgeht, seinen Kindern die mitgebrachte schnatternde Gans vorstellt und das sich entwickelnde gute Verhältnis rhetorisch gestaltet und zu einer geradezu innigen Freundschaft zwischen seinen Kindern und dem als Weihnachtsgans gedachten Watscheltier gedeihen lässt. Und mehr als die Handlung selbst war für mich interessant, wie die jungen Zuschauer der Handlung folgen.
Es ist, wie
ich meine, schon eine Leistung, schauspielerisch als Hauptakteur eine
Handlung mit Symbolfiguren lebendig und sinnvoll zu entwickeln, sich
selbst als Vater einzubringen und unter den Kindern in
den
Zuschauerreihen Spannung aufkommen zu lassen. Und diese über den
gesamten Ablauf anhalten zu lassen. Das gelang durch fortlaufende
Aktivitäten und einen unablässigen Unterhaltungsfluss zwischen
kommunizierenden Vater und seinen kleinen Familienmitgliedern. Es gab
dabei Momenten, in denen ich meinte, die Spannung bei den jungen
Zuhörern würde geringer werden, um gleich darauf zu registrieren,
dass sie gleich danach durch Handlung und Gespräche wieder da war.
Und sich zeitweise sogar noch steigerte. Ein kontinuierlicher Verlauf um
das Hauptsubjekt, die zur Schlachtung vorgesehene Gans Auguste, die
freilich nicht merkt, was um sie herum geschieht. Und dank der
zunehmend innigen Freundschaft zwischen Kindern und Gans am Leben
bleiben kann. Was schließlich Vater Löwenhaupt an Weihnachten auf
seinem Teller hat, wird den jungen Publikum und deren Eltern als
Zuschauern nicht mehr erzählt, und ist auch nicht mehr von Bedeutung
angesichts der weiter schnatternden Gans Auguste als Spielgefährte
der Kinder des Opernsängers.
Der Beifall
nach dem versöhnlichen Ausklingen der Aufführung war lang anhaltend
und begeistert. Sowohl angesichts der am Leben gebliebenen
Weihnachtsgans Auguste, als auch ihres Erzählers. Nicht zu vergessen
die Regisseurin Bianca Sue Henne, deren Bedeutung sicher die
erwachsenen Zuschauer einzuschätzen vermochten.
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