Dienstag, 11. November 2014

„Die Weihnachtsgans Auguste“ schnatterte im Theater unterm Dach

schwarzweissfigurentheater gastiert mit Weihnachts-Klassiker 

Wenn der Name Bianca Sue Henne als Regisseurin in einer Programmankündigung am Theater Nordhausen erscheint, erzeugt das allein schon Neugier auf die Aufführung, zu der eingeladen wird. Selbst wenn es sich um Puppentheater für Menschen ab 5 Jahren handelt, und man selber schon längst Opa ist.

Nun ist „Die Weihnachtsgans Auguste“, zu dessen Premiere für Sonntag eingeladen wurde, ein echter Klassiker, dessen Inhalt und Ablauf man kennt: Irgendwann im November kommt der Opernsänger
Luitpold Löwenhaupt mit einer Überraschung für seine Familie unter dem Arm – eine lebendige Gans! Der Festtagsbraten! Aber noch schnattert die Weihnachtsgans Auguste, spielt mit den Kindern und wird so etwas wie eine Freundin der Familie. Da macht sich Unfriede unterm Weihnachtsbaum breit – ob Herr Löwenhaupt noch zu seinem Festtagsbraten kommt?

Und was sich nun um diese Freundin der Familie abspielt, veranschaulicht der Schauspieler Patrick Jech als „One man show“ in einer Weise, die etwas gewöhnungsbedürftig anmutet: man trifft im Theater unterm Dach im Vorfeld der Aufführung auf einen
Mann, der zunächst eher den Eindruck eines lebhaft mit sich selbst beschäftigten Faktotums macht. Bis erkennbar wird, dass es ja der Opernsänger Luitpold Löwenhaupt selbst ist, der in dieser Art und Weise die Verbindung zu seinem Publikum aufbaut, Kindern vor allen, die die ersten Reihen der Zuschauertribüne belegt haben. Und deren Neugier der Akteur im verdunkeltem Raum auch sichtlich auszulösen vermag. Es ist als Beobachter der Szenerie schon interessant, wie der in die Rolle des Opernsängers geschlüpfte Jech in die eigentliche Handlung einführt, wie er mit seinen kleinen
Holzfiguren, seine Familie darstellend, umgeht, seinen Kindern die mitgebrachte schnatternde Gans vorstellt und das sich entwickelnde gute Verhältnis rhetorisch gestaltet und zu einer geradezu innigen Freundschaft zwischen seinen Kindern und dem als Weihnachtsgans gedachten Watscheltier gedeihen lässt. Und mehr als die Handlung selbst war für mich interessant, wie die jungen Zuschauer der Handlung folgen.

Es ist, wie ich meine, schon eine Leistung, schauspielerisch als Hauptakteur eine Handlung mit Symbolfiguren lebendig und sinnvoll zu entwickeln, sich selbst als Vater einzubringen und unter den Kindern in
den Zuschauerreihen Spannung aufkommen zu lassen. Und diese über den gesamten Ablauf anhalten zu lassen. Das gelang durch fortlaufende Aktivitäten und einen unablässigen Unterhaltungsfluss zwischen kommunizierenden Vater und seinen kleinen Familienmitgliedern. Es gab dabei Momenten, in denen ich meinte, die Spannung bei den jungen Zuhörern würde geringer werden, um gleich darauf zu registrieren, dass sie gleich danach durch Handlung und Gespräche wieder da war. Und sich zeitweise sogar noch steigerte. Ein kontinuierlicher Verlauf um das Hauptsubjekt, die zur Schlachtung vorgesehene Gans Auguste, die freilich nicht merkt, was um sie herum geschieht. Und dank der zunehmend innigen Freundschaft zwischen Kindern und Gans am Leben bleiben kann. Was schließlich Vater Löwenhaupt an Weihnachten auf seinem Teller hat, wird den jungen Publikum und deren Eltern als Zuschauern nicht mehr erzählt, und ist auch nicht mehr von Bedeutung angesichts der weiter schnatternden Gans Auguste als Spielgefährte der Kinder des Opernsängers.


Der Beifall nach dem versöhnlichen Ausklingen der Aufführung war lang anhaltend und begeistert. Sowohl angesichts der am Leben gebliebenen Weihnachtsgans Auguste, als auch ihres Erzählers. Nicht zu vergessen die Regisseurin Bianca Sue Henne, deren Bedeutung sicher die erwachsenen Zuschauer einzuschätzen vermochten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen