Zum Tourismus hatte Forstdirektor Klaus-Wilhelm Brüggemann in seinem Vortrag zum Südharz am Dienstag vergangener Woche in der Kreissparkasse Nordhausen wenig zu sagen. Dafür muss dieser Teil des Harzes aus Sicht des Forstexperten wohl stets interessant gewesen sein.
Nach seinen Feststellungen ist der Harz in seiner Gesamtheit zwar in Norddeutschland und wohl mehr noch in den Niederlanden einen gute Urlaubsadresse. Südlich davon aber verliert das sagenumwobene Mittelgebirge offenbar seine Attraktivität in der Eiinschätzung der Bürger. Und Nordhausen als „Tor zum Südharz“ scheint diesen Anspruch auch nicht mehr nachdrücklich zu erheben. Für die Forstwirtschaft und die Jäger dagegen hat der Südharz nach wie vor seine Bedeutung. Wie sich diese im Laufe der Jahrhunderte allmählich dazu entwickelte, welche geschichtliche Phasen dazu von den Bewohnern überwunden oder auch durchlebt werden mussten, wie sie sich mit den jeweiligen Landesherren und Grafenhäusern arrangieren mussten oder von ihnen auch regiert oder gar drangsaliert wurden – etwa im Dreißigjährigen Krieg - das beinhaltete mehr oder weniger ausführlich, stets aber recht anschaulich der Vortrag Büggemanns. Eine thematische und auch rhetorische Glanzleistung, wie ich meine.
Sparkassendirektor Wolfgang Asche begrüßte zunächst die zahlreich gekommenen Teilnehmer und nutzte die Gelegenheit, ihnen das zukünftig von ihm geführte Institut mit seinem Engagement in der Region und für sie vorzustellen. Und reklamierte für dieses Engagement den Begriff der Nachhaltigkeit. Den er in einer Parallele zu der Nachhaltigkeit zu sehen anregte, der in der Wald- und Forstwirtschaft seinen Ursprung und seine Gültigkeit hat. Und empfahl den Forstdirektor die Orientierung an den auch für sein Institut geltenden Leitsatz: „Zukunft gestalten, Verantwortung übernehmen, Substanz erhalten.“ Danach bat er ihn um seinen Vortrag.
Und Forstdirektor Brüggemann referierte in einem zweistündigen Vortrag anschaulich zur Geschichte des Südharzes von den Anfängen seiner geographischen Bekanntheit über die einzelnen Phasen seiner geologischen, historischen und gesellschaftspolitisch geprägten Entwicklung bis zur Gegenwart. Natürlich unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung des Waldes im Laufe der Jahrhunderte für die elementaren Bedürfnisse der Menschen. Und schließlich auch als Wirtschaftsfakor. Dass dabei auch die Jagd eine nicht geringe Rolle spielte, gehört zu dieser Entwicklung.
Die Zuhörer erfuhren viel vom Beginn dieser Besiedlung des Südharzes im 9. Jahrhundert, von der Entstehung des Flecken Ilfeld und seines Klosters, das ab 1385 erste urkundliche Erwähnung findet. Es gab in den Grafenhäusern Erbauseinandersetzungen, einen Fleglerkrieg und es gab das Geschlecht der Hohnsteiner, das 1593 ausstarb. Brüggemann vermittelte in seinem Vortrag auch Vorstellungen des Bergbaus im Harz. Danach gab esVorkommen an Eisen, Kupfer, Kobalt, Mangan und Steinkohle unterschiedlicher Ergiebigkeit. Im Braunsteingebiet etwa wurde Manganerz gefunden und abgebaut, während aus dem Rabensteiner Stollen Steinkohle geholt wurde. Spätestens mit dem Bau der Eisenbahn verlor vor allem die Harzer Steinkohle an Bedeutung zugunsten der Kohle aus dem Ruhrgebiet.
Die zunehmend geordnete Bewirtschaftung des Waldes nahm im Vortrag des Forstdirektors breiteren Raum ein und damit auch die Besetzung und Aufsicht der Reviere durch Förster. Eine besondere Rolle spielte dabei der Dänische Hofjägermeister von Langen, der 1743/44 die Reviere Rothesütte, Sophienhof, Schmerplatz und Hufthal einrichtete.
Nachdem der Referent die Entwicklung in der Zeit von 1800 bis 1945 nicht weniger ausführlich in der Wald- und Forstwirtschaft erläutert hatte, kam er auf die DDR-Zeit zu sprechen, in der die Wälder zum weitgehend einheitlichen Volkswald gewandelt wurden.
Brüggemann schilderte diese Zeit aus eigenem Erleben sehr sachlich, seine trocken-ironischen Bemerkungen – etwa zur Zuteilung von Dienstfahrzeugen (Auto, Motorrad, Moped) entprechend dem jeweiligen Rang der Forstleute - lockerte dabei seine Ausführungen auf. Die Arbeit der Waldarbeiter muss allerdings aus heutiger Sicht außerordentlich mühevoll gewesen sein.
Die Zeit nach der Wende war nach den Ausführungen Brüggemanns zunächst gekennzeichnet von der Entflechtung des Volkswaldes und den Verkauf von Waldflächen durch die BVVG, die für den Südharz zu keinen wirklich gravierenden Problemen führte. Problematischer scheint demgegenüber die Reduzierung der Forstverwaltungen (-ämter) im Kreis Nordhausen eingeschätzt zu werden, obwohl Brüggemann dieses Thema gleichfalls sehr sachlich und wohl auch zurückhaltend behandelte.
Der mit gebeamten Schaubildern veranschaulichte Vortrag war thematisch ausgesprochen umfangreich, informativ, wie er rhetorisch beeindruckend und trotz der Dauer von gut zwei Stunden kurzweilig war. Und hätte es verdient, ausführlicher wiedergegeben zu werden.
Nachdem den Gäste noch das Schicksal der Forsthäuser seit der Wende bildlich veranschaulicht und erläutert worden war, mündete die Veranstaltung schließlich in einen aufgelockerten, geselligeren Teil, die den wohl überwiegend aus dem forstlichen Bereich bzw. Interessenkreis gekommenen Teilnehmern noch ausreichend Gelegenheit zum Meinungsaustausch gab.
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