„KUNST &
KAFFEE“ am vergangenen Mittwoch ganz im Zeichen Cézannes
Eine fast
erschöpfte, aber dennoch glückliche Susanne Hinsching begrüßte
die Gäste im bis auf den letzten Platz gefüllten KuK – dem
„Kunsthaus-Keller“ – zu einer dem Wirken Cézannes gewidmeten
Veranstaltung der Reihe „KUNST&KAFFEE“, wie immer gefördert
durch den KUNSTHAUS
MEYENBURG
Förderverein .
Erschöpft, da die Fragen, Interviews, Aufzeichnungen des MDR nicht
ohne Spuren an der Leiterin des Museums vorübergegangen waren –
glücklich, da dieses ‚Urtier‘ fast schon organisch sich in den
Park einordnete und wie die TA schrieb „fast dort zu grasen
schien“. Während draußen Mütter ihren Kindern
die neue
Attraktion zeigten, eine Reihe von Jungen mit Hund ihrer Neugier
freien Lauf ließen, wurde im Kunsthaus-Keller die Kunst Paul
Cézannes, vor allem aber seine Stillleben den Gästen nahe gebracht.
Eingeleitet wurde der Vortrag mit einem Selbstbildnis, einem Aquarell
aus dem Jahr 1895, mit dem Cézanne die abschließende, die
„Synthetische Periode“ (1895 – 1906) einleitete und von der
impressionistischen Bewegung kommend in diesen zehn Jahren doch
eigene Wege ging, immer auf der Suche nach einer individuellen
künstlerischen
Bildaussage. Die Bildbeschreibung, die Erläuterung
der dieser Kunstepoche typischen Ausdrucksweise erfolgten dann an dem
Werk „Stillleben mit Früchten und Geschirr“ – geschaffen in
den Jahren 1869 bis 1871. Und wer sich näher mit den Lebens- und
Wirkungsphasen Cézannes beschäftigt, der ist mit diesem Stillleben
in der ‚wilden Zeit‘ des Künstlers angekommen. Schaut man die
wuchtigen Pinselhiebe, mit denen dieses doch großformatige Werk (64
x 80 cm) geschaffen wurde, an, so drängt sich fast der Widerspruch
auf zu dem Titel „Stillleben“ und dem Pinselduktus. Betrachtet
man aber die Jahre der Entstehung dieses Bildes, so löst sich dieser
Gegensatz zwar nicht auf, ist aber erklärlich. Es waren ‚wilde
Jahre‘: Nicht nur, dass Frankreich im Krieg mit Preußen war –
und unterlag. Cézanne selbst war um die 30, ein junger Wilder seiner
Zeit, und die ungelenke Heftigkeit jedes Pinselstrichs ist ein
Protest
gegen die eingeführte Salonkultur. Nachlässig hängt das
Tischtuch von der genagelten Kiste, die Gegenstände darauf sind von
provozierender Schlichtheit, und das Licht scheint von allen Seiten
zu kommen. Cézanne liebte dieses Bild, es hing an seiner
Atelierwand. Wenn man also will, so war es in fast jeder Hinsicht ein
‚wilder Tag‘: von 9 Uhr bis 14 Uhr das „Projekt Mammut“ mit
all seinen Begleiterscheinungen, Paul Cézanne und ein Beispiel
seiner Kunst in seinen ‚wilden Jahren‘ und ein Stillleben, das
trotz seines Titel eine gewisse ‚Wildheit‘ in Pinselführung und
Darstellungsweise aufweist. Die Gäste dankten der Leiterin des
Kunsthauses, Frau Susanne Hinsching, ausdrücklich für die
Verständlichkeit bei gleichzeitiger Tiefe ihres Vortrages. Die
nächste Veranstaltung dieser Reihe am 27. April wird sich mit dem
Expressionismus befassen – und wieder wird ein ‚volles Haus‘
erwartet.
Dr. Wolfgang R.
Pientka
Vorsitzender des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins
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