Anlässlich der
Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und
Sachsen-Anhalt im vergangenen Monat wunderte man sich in den Medien
über das gute Abschneiden dieser Partei. Und monierte, dass die
Partei noch nicht einmal ein Parteiprogramm hat. Dabei glaubte man
doch noch im Vorfeld, alles getan zu haben, um glauben zu machen,
dass die Partei nicht wählbar ist.
Nun kennt man zumindest Teile
eines solchen Parteiprogramm-Entwurfs, der demnächst in Stuttgart im
Rahmen eines Parteitages zur Debatte und Abstimmung steht. Und empört
sich schon mal über deren Inhalte. Vornehmlich um ihre Auffassung
zum Islam in Deutschland. Der angeblich als Religion unvereinbar mit
der freiheitlichen Verfassung Deutschlands sei. Dabei soll es auch
darum gehen, Symbole des Islams aus der Öffentlichkeit zu verbannen.
Im Spiegel-online wird die AfD-Position zum Islam schon mal einem
Faktencheck unterzogen.
Spätestens hier scheint es
mir angebracht, meine eigene Position sowohl zur AfD, als auch zum
Islam zumindest zu erwähnen: ich habe keine. Und weil das so ist,
stehe ich quasi an der Peripherie des Geschehens und wundere mich.
Zum Beispiel darüber, dass die Medien in breiter Front die AfD
attackieren und versuchen, sie in die rechtsextreme Ecke zu drängen.
Und sie trotzdem (oder gerade deshalb?) weiter Zulauf erhält. Und
ich wundere mich nicht weniger, dass man in den Medien zur Auffassung
der AfD zum Islam in Deutschland so tut, als sei der Islam in
Deutschland längst fest integrierter Bestandteil der
Religionsausübung, die nun von der AfD in Frage gestellt wird.
Und ignoriert geflissentlich,
dass es noch vor wenigen Jahren heftige Debatten zu diesen
Themenkomplex gab, ausgelöst durch den einstigen Bundespräsidenten
Christian Wulff, der am 3. Oktober 2010 zum 20. Jahrestag der
Wiedervereinigung in seiner Rede feststellte, der Islam gehöre
inzwischen zu Deutschland. Die eigentlich erst 2014 langsam
versiegten, ohne dass man zu einen einheitlichen Ergebnis gekommen
war.
Interessant
war zum Beispiel damals die Meinung des stellvertretenden
Chefredakteurs von „Cicero“, Alexander Marquier der im August 2014 äußerte (Auszug):
„Denn ob
„der Islam“ tatsächlich „zu Deutschland“ und seiner
freiheitlich-demokratischen Grundordnung gehört, das ist dann so
eindeutig eben doch wieder nicht. Denn „der Islam“ umfasst
keineswegs nur die Millionen friedlichen, friedliebenden und den
verfassungsrechtlichen Wertekonsens respektierenden Muslime in
Deutschland, sondern alle Facetten einer Religion, die dort, wo sie
zur vollen Entfaltung kommt, verlässlich ihre totalitären Züge
zeigt. Und in deren Namen auch jetzt wieder – und zwar auf
deutschem Boden – zum Mord an Andersgläubigen aufgerufen wird.
Wenn „der Islam“ zu Deutschland „gehört“, dann muss man wohl
oder übel auch jenen Imam dazuzählen, der unlängst in der Berliner
Al-Nur-Moschee predigte: „Tötet sie bis zum Letzten.“ Gemeint
waren natürlich die Juden.“(Ende des Auszugs). Erinnert sei
immerhin, dass sich damals auch Alice Schwarzer, Günter Wallraff und
sogar Wulffs Nachfolger im Amt, Joachim Gauck ablehnend oder doch mit
Vorbehalten zu der Feststellung Christian Wulffs äußerten.
„Spiegel-online“ am 31.05.12 (Auszug): „Bundespräsident
Joachim Gauck hat sich von der Einschätzung seines Vorgängers
Christian Wulff
distanziert, der Islam gehöre zu Deutschland. Diesen Satz könne er
so nicht übernehmen, "aber seine Intention nehme ich an",
sagte Gauck in einem
Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit". (Ende des
Auszugs) . Warum dann heute das große Lamento?
Sehr viel sinnvoller wäre
es, sich sachlich und ohne Emotionen mit dem Entwurf des
Parteiprogramms der AfD auseinander zu setzen – nicht nur zu deren
Islam-Auffassung – und mit deren Vertretern darüber zu
diskutieren. Oder weiter auf die AfD einhauen, sich dann aber nicht
wundern, wenn die Partei weiter Zulauf erhält. Die Bundestagswahl im
nächsten Jahr könnte dann noch einige überraschende Ergebnisse bringen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen