Beschäftigte deutscher Unternehmen kommunizieren eher zurückhaltend über Soziale Medien. Studien am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der TU Darmstadt haben allerdings ergeben, dass in der beruflichen Nutzung von Social Media große Innovationspotenziale liegen.
Die Nutzung Sozialer Medien am Arbeitsplatz wird bisweilen kontrovers diskutiert: Kritische Stimmen behaupten, dass Soziale Medien am Arbeitsplatz von der eigentlichen Arbeitsaufgabe ablenken, Stress bei den Nutzern fördern und sogar zur unkontrollierten Weitergabe vertraulicher Unternehmensinnovationen führen können. In deutschen Unternehmen wird daher noch eher zurückhaltend über Social Media kommuniziert.Gewissermaßen paradox: Die Zukunftsstudie 2016, die unter der Leitung von Prof. Dr. Ruth Stock-Homburg am Fachgebiet Marketing und Personalmanagement am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften durchgeführt wurde, zeigt, dass ein Großteil der Befragten Soziale Medien als wichtigen Schlüssel zur Steigerung der Effizienz und Innovativität von Arbeitsprozessen sieht. In Bezug auf den Reifegrad im Umgang mit diesen Medien sind allerdings erhebliche branchenbezogene Unterschiede festzustellen: So nehmen die IT- und Automobilbranche eine Vorreiterstellung ein; das Schlusslicht bilden der Handel und der öffentliche Dienst. Befragt wurden rund 700 Unternehmen unterschiedlicher Branchen.
Eine weitere aktuelle Studie der TU Darmstadt unter 800 Wissensarbeitenden – also solchen Beschäftigten, die primär konzeptionell arbeiten – zeigt, dass die Befragten Soziale Medien zwar regelmäßig im privaten Bereich einsetzen, diese Kommunikationskanäle allerdings eher selten beruflich nutzen. „In vielen Unternehmen liegen dadurch erhebliche Innovationspotenziale brach“, so Stock-Homburg. Die Studie zeigt, dass die Nutzung Sozialer Medien die Innovativität von Beschäftigten eindeutig erhöht. „Mitarbeiter, die regelmäßig soziale Medien beruflich nutzen, bringen mehr Ideen in ihren beruflichen Alltag ein, mobilisieren Mitstreiter für diese Ideen und setzen sich stärker für deren Umsetzung ein“, sagt Matthias Groß, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt.
Experimentierfreude ist gefragt
Wie können Unternehmen nun die Nutzungsbereitschaft ihrer Beschäftigten in Bezug auf Soziale Medien steigern? Die Studie identifiziert zwei Gruppen von Stellschrauben.
Social-Media-Promotoren hängen im Wesentlichen mit der Affinität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen, Soziale Medien beruflich zu nutzen. Beschäftigte, die gerne damit experimentieren, sind deutlich eher bereit, diese auch beruflich zu nutzen. Diese Offenheit wirkt sich positiv auf die Nutzung Sozialer Medien am Arbeitsplatz aus, welche wiederum das innovative Mitarbeiterverhalten erhöht.
Social-Media-Barriere in Unternehmen ist insbesondere die Angst vor mangelnder Datensicherheit. Haben Beschäftigte diesbezüglich auch nur die geringsten Zweifel, so kann sich dies zu einem Social-Media-Killer in Unternehmen entwickeln. Eine von den Forschenden zu Beginn vermutete Barriere der Social-Media-Nutzung entpuppte sich überraschenderweise als förderlich: Die Wahrnehmung, sich mit Social Media nicht gut auszukennen oder sogar teilweise überfordert zu sein, beeinträchtigt nicht die Intensität der Nutzung – im Gegenteil, so Stock-Homburg: „Beschäftigte sehen durchaus einen Nutzen darin, den Umgang mit Sozialen Medien zu erlernen und sich dadurch weiterzuentwickeln.“
Unternehmen können an beiden Gruppen von Stellschrauben ansetzen. Gerade in innovativen Einheiten sind üblicherweise Mitarbeitende mit einer hohen Experimentierfreude zu finden. Daher eignen sich diese Bereiche besonders als Pilotbereiche für den Einsatz Sozialer Medien. Darüber hinaus sollten Führungskräfte in Bezug auf die berufliche Nutzung Sozialer Medien als Vorbild agieren, um mögliche Vorbehalte und Ängste abzubauen. Zudem müssen Unternehmen in die Datensicherheit und die Glaubwürdigkeit datenschutzbezogener Aktivitäten investieren, um die Nutzungsbereitschaft der Mitarbeiter zu erhöhen.
Bettina Bastian Kommunikation, Technische Universität Darmstadt
Mitteilung
des idw – wissenschaftlichen Dienstes am 08. April 2016
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