Freitag, 30. Dezember 2011

...und da gibt es ja auch noch die Süchterepublik

Am Mittwoch machte mich eine Zeitungsmeldung betroffen: die „Frankfurter Rundschau“ berichtete u.a., dass unter Deutschlands Senioren die Zahl der Alkoholkranken und Medikamentenabhängigen steigen würde. Und ich bin doch dabei, alt zu werden!?

In dem Bericht hieß es, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, FDP, habe gegenüber der „Frankfurter Rundschau“ geäußert, schätzungsweise 400 000 über 60-Jährige litten unter Alkoholsucht. Und Untersuchungen würden zudem zeigen, dass jeder siebte Pflegebedürftige, der zu Hause oder in einem Heim betreut wird, ein Alkohol- oder Medikamentenproblem habe. Angesichts der immer älter werdenden Gesellschaft werde die Anzahl der Betroffenen weiter zunehmen, warnte Dyckmans.

In der Selbsteinschätzung muss ich zwar einräumen, dass ich seit meiner Herzmalaise jeden Tag Tabletten schlucke und auch täglich etwa ein Glas Rotwein trinke (weil das sogar gesund sein soll) aber darin keine Suchtgefährdung für mich sehe.

Der Bericht interessierte mich zwar als alternden Menschen aufgrund der Tendenzen im Alter mehr als einige andere, die sich mit Suchtgefahren in Deutschland befassen. Etwa die Internetsucht, von der laut einer Studie der Unis Lübeck und Greifswald vom September 560 000 Menschen in Deutschland betroffen sein sollen, Dabei soll es um Menschen gehen, die "fast nur noch in der virtuellen Welt des Internets" leben. Zudem verlören die Betroffenen die Kontrolle darüber, wie viel Zeit sie im Internet verbringen. Und sie litten unter Entzugserscheinungen wie Missstimmung, Angst, Reizbarkeit oder Langeweile, wenn sie nicht online seien. Von einer solchen Abhängigkeit bin ich sicher weit entfernt, obwohl ich doch täglich einige Stunden am Rechner zubringe. Allerdings nicht in der „virtuellen Welt“ des Internets, denn mein Interesse beschränkt sich auf das Surfen in den Medien, mehr auch nicht.

Oder Glückspielsucht an Automaten? Vor dessen hohem Suchtpotential Mechthild Dyckmans, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung erst vor zwei Wochen in der Ärzteblatt warnte. Mehr als 80 Prozent derer, die sich wegen Glücksspielsucht behandeln ließen, spielten an Automaten, erklärte sie in Berlin. Sie verwies zudem auf eine Studie, wonach die geltende Spieleverordnung nicht ausreiche, um Spieler zu schützen und Glücksspielsucht zu verhindern. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums soll eine neue Regelung nun mit verstärktem Blick auf die Spieler entwickelt werden. So seien etwa sogenannte Spielerkarten vorgesehen, auf denen eine Höchstverlustgrenze für jeden gespeichert sei. Dazu habe ich ebenso wenig eine Beziehung wie etwa zur Wettsucht bei Sport- oder sonstigen Wetten.

Und da ist noch die aktuelle Warnung der Polizei und Ärzte vor der neuen Kräuterdroge 'Lava Red'. Die Substanz wird derzeit angeblich als 'Raumduftmischung' und 'Räucherware zum Meditieren' legal angeboten. Sie besteht aus getrockneten pflanzlichen Stoffen, die mit einem künstlichen Cannabinoid besprüht werden. Vermehrt landeten Jugendliche nach dem Konsum von 'Lava Red' mit schweren Kreislaufstörungen und anderen Symptomen im Krankenhaus, hieß es. Der Stoff habe ein hohes Maß an Suchtpotential. Das ist mir nun total suspekt.

Und um in etwa zum Ausgangspunkt zurückzukehren: Jeder fünfte Deutsche hat ein Alkoholproblem, so festgehalten im Jahrbuchs Sucht 2011, das die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen in Berlin vorstellte.Geschäfts­führer Raphael Gaßmann nannte die Situation bezüglich des Alkohols „dramatisch“. „Der Aklkoholverbrauch bleibt entschieden zu hoch, zu riskant, zu folgenreich“, erklärte er. Die Hauptstelle ging davon aus, dass jeder fünfte Deutsche zwischen 18 und 64 Jahren ein Alkohol­problem habe. Zwar ging die jährlich konsumierte Menge reinen Alkohols leicht zurück, doch falle diese Entwicklung „zu gering“ aus, um Gesundheitsschäden zu vermeiden.

Der Hauptstelle für Suchtfragen zufolge ist die Anzahl an Alkoholvergiftungen zwischen 2000 und 2009 um fast 112 Prozent gestiegen. Besonders dramatisch fällt die Entwicklung mit einem Plus von etwa 194 Prozent in der Altersgruppe der 20- bis 25-Jährigen aus.

Schließlich soll es da auch noch eine Sexsucht geben (in der Fachsprache Hypersexualität), von der allein in Deutschland Schätzungen zufolge eine halbe Million Menschen betroffen sind. Auf der Webseite „Seitensprung“ liest man dazu, dass sogar rund 1% der Gesamtbevölkerung von dieser sexuellen Störung betroffen sein sollen.

Nachdem hier aber nur deutlich gemacht werden soll, dass die Vielfalt der Süchte mit sich bringt, dass ich mich in einer Gesellschaft befinde, die gekennzeichnet ist von Suchtbefallenen aller Art, offenen oder auch versteckten, erübrigt es sich, auf letztere näher einzugehen.Die Konfrontation mit der Thematik kann immerhin dazu dienen, sich über die eigenen Status Gedanken zu machen. Auch wenn es nur darum geht, sich davon zu distanzieren

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