Oberbürgermeisterin: „Das wird eine Riesenaufgabe“
Nordhausen (psv) Ein Teil der alten mehrstöckigen Brauereikeller im Areal Bäckerstraße müssten aufgrund des technischen Zustandes aufgegeben werden, ein anderer Teil wiederum müsse aus Denkmalschutzgründen erhalten bleiben. Das sagte gestern Dr. Thomas Nitz vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie beim „Nordhäuser Stadtgespräch“ im Museum „Tabakspeicher“. Das seien die Ergebnisse der Bewertung des technischen Gutachtens, das die Stadt Nordhausen als neuer Eigentümer des Areals in Auftrag gegeben habe. Eine abschließende und verbindliche Bewertung werde es allerdings in den kommenden Wochen geben, so Dr. Nitz, der für Nordthüringen zuständige Referent des Landesamts.
Das Gutachten habe gezeigt, dass Teile der mehrstöckigen Keller einsturzgefährdet seien, teilweise reichten die Keller bis unter benachbarte Straßen. „Da rollt eine Riesen-Aufgabe auf uns zu, vor allem finanziell“, sagte Oberbürgermeisterin Barbara Rinke. Es sei schwer, das brach liegende Areal zu vermarkten – eben wegen der Keller. „Es gab mal die Idee einer Bebauung. Das bedeutet aber für den potenziellen Investor eine zusätzliche Belastung: Entweder, er muss die Keller verfüllen und sichern oder er muss sie erhalten, und zwar so, dass darauf gebaut werden kann.“
Ein Besucher des Stadtgesprächs kritisierte, dass der Verfall der früheren Keller der Dombrauerei so weit voran schreiten konnte – und dass es seitens der Nordhäuser Bevölkerung nur ein geringes Interesse an den Anlagen gebe. Frau Rinke sagte, dass die Stadt erst seit wenigen Jahren Eigentümer des Geländes sei und Eingriffe der öffentlichen Hand in Privateigentum – auch für den Denkmalschutz – quasi nur in Ausnahmefällen und dann über den komplizierten und riskanten Weg der Ersatzvornahme möglich seien. Allzu oft bleibe man im letzten Fall auf den Kosten sitzen, da die Besitzer nicht ermittelt werden könnten, bzw. kein Interesse an ihrem Eigentum hätten, „insbesondere, wenn sie ihren Lebensmittelpunkt weitab von Nordhausen haben.“
Frau Rinke stimmte zu, dass das Interesse an Historie und Denkmalschutz unterschiedlich ausgeprägt sei. „Deshalb hat der Denkmalbeirat mehr als eine Placebo-Funktion. Seine Mitglieder sollen auch sensibilisieren, Bewusstsein wecken für die Stadtgeschichte, auch informieren“. Ein weiteres Problem sei die Prioritätensetzung: „Der Erhalt von Denkmalen kostet oft auch Geld. Letztlich muss man abwägen, wo Mittel eingesetzt werden sollen, und das wird noch einmal deutlich schwieriger in einer Zeit, wo die Fördermittel schrumpfen. So ist es gemeinsam nach langen Anstrengungen und Verhandlungen gelungen, bei der Landesregierung Fördermittel für die Sanierung der alten Spendekirchhof-Turnhalle zu bekommen. Und dies ist längst nicht das letzte historische Gebäude, das einer dringenden Sanierung bedarf.“
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