Nordhausen (psv) Insbesondere aufgrund der jüngsten Funde der letzten Jahren spiele Nordhausen bei mittelalterlichen Profanbauten „inzwischen ganz klar in einer Liga mit Erfurt – trotz der gewaltigen Zerstörungen im 2. Weltkrieg“. Das sagte gestern Abend Dr. Thomas Nitz, Gebietsreferent Nordthüringen, beim Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie im Rahmen eines „Nordhäuser Stadtgesprächs“.
In wenigen Jahren habe man in Nordhausen zahlreiche „exquisite Funde“ gemacht. Dazu gehöre zum einen die Bohlenstube in der „Flohburg“ aus dem Jahr 1476, auf die man in Vorbereitung der Sanierungsarbeiten gestoßen sei. Sie sei zugleich die älteste im gesamten Südharz-Gebiet. Hinzu komme die zweite Bohlenstube im linken Gebäudeteil der Domstraße 12, „die aufgrund ihrer Qualität und der hervorragenden Erhaltung eine Sensation ist“. Im anderen Gebäudeteil dieses Hauses sei man darüber hinaus auf eine der ältesten Balken in ganz Thüringen gestoßen.
Nordhausens Bedeutung sei darüber hinaus gewachsen mit der Einstufung des Parks und der Villenanlage Hohenrode in die Kategorie „von nationaler Bedeutung“. Hohenrode sei inzwischen die größte unveränderte Anlage eines bürgerlichen Gartens, so Dr. Nitz.
Nordhausen habe darüber weitere interessante Denkmäler: „Da ist zum Beispiel das Ensemble des Sachsenhofs mit seinen für die 20-er Jahre typischen Häusern, der Wohnkomplex Engelsburg / Lutherplatz, der als Denkmal für die Wiederaufbau-Jahrel der 50-erJahre stehe oder die zahlreichen „wirklich hervorragend erhaltenen Villen aus praktisch allen Epochen. Allen voran das Kunsthaus Meyenburg. “ Es gebe dort eine Villa, deren Ausstattung sogar fast noch originalgetreu die Zeit des Baus wider spiegele. Auch der Anbau an das alte Postgebäude sei ein wichtiges Zeugnis für die Architektur der DDR bzw. für Bürobauten der 60-er Jahre. „Und vielleicht kommen in 30 Jahren die mit dem Architekturpreis gekrönten sanierten SWG-Bauten der Rautenstraße auf die Denkmalliste als Zeugnis für eine herausragende Sanierung von DDR-Plattenbauten“, sagte Dr. Nitz.
Nitz lobte „den Sprung nach vorn, den Nordhausen in den letzten Jahren gemacht hat, hin zu einer Stadt, die ihre Kriegswunden langsam schließt, sich wieder zu einer geschlossenen Stadt formt, und dabei ihre Wurzeln nicht vergisst. Anerkennenswert seien nicht nur die privaten Initiativen mit Blick auf den Denkmalschutz. „Auch das Engagement Ihrer Städtischen Wohnungsbaugesellschaft in der Altstadt zum Erhalt historischer Gebäude – wie zum Beispiel der Domstraße 12 oder in der Gumpertstraße – ist keine Selbstverständlichkeit. Die SWG ist ein Partner, mit dem wir sehr gern zusammenarbeiten, weil er kooperationsbereit ist“, so Dr. Nitz.
In der Stadt Nordhausen und allen Ortsteilen stehen 401 Einzelobjekte unter Denkmalschutz sowie weitere 25 Ensembles. Im kommenden Jahr gebe es eine Vor-Ort-Überprüfung der Denkmale in Kooperation mit dem Landesamt zur Aktualisierung der Denkmalliste, sagte Susanne Hinsching von der Denkmalschutzbehörde.
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