Das wird mir in dem Maße bewusst, in dem ich mich mit diesem Begriff inhaltlich befasse. Dabei muss ich mich gleichzeitig fragen, ob ich wohl überhaupt das Zeug dazu habe, ein „echter“ Blogger zu werden.
Bei „akademie-de“ lese ich nämlich in einer Anleitung „In der Blogger-Szene gibt es seit Jahr und Tag fruchtlose Debatten darum, was ein echter Blogger ist, was zu einem richtigen Weblog (kurz "Blog"), gehört, was das junge Medium von anderen unterscheidet oder ob es klassischen Medien qualitativ unter- oder gar überlegen ist“. Das stammt aus dem Jahr 2005. Und offenbar ist man seitdem noch zu keiner klaren Auffassung gekommen.
In einer neueren Anleitung bei Google lese ich (kurzer Auszug) nämlich unter Regel Nummer 4: Sei mysteriös und gemein. Schreibe nur in Rätseln über dich selbst. Gib den Lesern das Gefühl, du könntest eine Frau sein. Einträge wie „Heute Abend in Hamburg: Bestimmte Schuhe fühlen sich für bestimmte Begegnungen falsch an“ bieten viel Platz für die Fantasie deiner zahlreichen Besucher, selbst wenn du vom Hobby-Kicken mit deinen Kumpels redest. Auch immer gut: Einträge wie „19.30h: Ich bin schon ganz aufgeregt!“ ohne weitere Hinweise. Benutze bei nicht mysteriösen Einträgen vulgäre Sprache. Suche dir bekannte Opfer (immer gerne: SpOn-Journalisten, bekanntere Blogger, Soap-DarstellerInnen, der Papst), zitiere irgendeinen Text oder poste ein geklautes Foto von ihnen und gib ihnen in deinem Artikel Tiernamen. Sobald das Thema „Blogs“ in einem Medium auftaucht, das deine Eltern benutzen, muss Fäkalsprache zum Einsatz kommen. Handelt es sich um die Bild-Zeitung, muss zusätzlich „kotzen“ in deinem Artikel vorkommen...“ (Ende des Auszugs).Spätestens da muss ich passen, denn eine derartige Ausdrucksweise ist mir schon im Grunde zuwider.
Nun gibt es ja inzwischen unendlich viele Blogger und Blogs. Halte ich mich zum Beispiel an die in der FAZ, von der ich ja doch der Meinung bin, dass dort halbwegs Authentisches angeboten wird, stelle ich fest, dass auch in deren Blogs so viel an persönlicher Identität, an Ansichten und Beurteilungen geäußert und offenbart wird, dass ich vermute, deren Blogger hätten die abschließende Regel 10 der vorhin erwähnten Anleitung zum Bloggen gelesen und würden sich zumindest teilweise an ihr orientieren. Dort nämlich heißt es:
Regel Nummer 10: Misch dich ein
Die vieldiskutierten Themen sind recht leicht zu finden, eine Handvoll RSS-Feeds reichen zur Recherche völlig aus. Schreibe einen eigenen Artikel zum Thema, sobald auch nur drei verschiedene andere Blogs es auch verfolgen. Es spielt dabei keine Rolle, ob dich das Thema interessiert oder ob du dazu etwas zu sagen hast, es genügt, aus den anderen Blogs zu zitieren und mit der Frage „Wie seht ihr die Sache?“ abzuschließen.
Bei Beachtung dieser 10 Regeln solltest du innerhalb weniger Wochen ein erfolgreiches, vielbesuchtes Blog haben. Vorsichtshalber solltest du dir vor dem Start jedoch ein Pseudonym zulegen. Falls es doch nicht klappt.“ (Ende des Auszugs).
Mir wird schließlich bewusst, dass ich mich in meinem fortgeschrittenen Alter wohl doch nicht mehr von meiner angestammten Auffassung trennen kann: Äußere dich, wenn du meinst, etwas zu sagen zu haben und sonst halte dich zurück. Und gelesen oder gar als Blogger erfolgreich zu werden war eh nie mein Bestreben. Aber darüber hatte ich ja schon mal meine Einstellung geäußert.
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