Freitag, 23. Dezember 2011

Ob wohl das Mediengeheul jetzt ausklingt?

Meine Äußerungen zu Christian Wulff sollten eigentlich mit dem letzten Eintrag von vorgestern sein Bewenden haben. Einfach in der Einsicht, dass doch müßig ist, der (vereinigten) Kampagne von Medien und Journalisten gegen den Bundespräsidenten als Einzelperson seine abweichende Meinung gegenüber zu stellen.

Nun stieß ich bei meiner Surferei u.a. auf einen Artikel in der „taz“, der mir immerhin die Vorstellung vermittelt, dass es doch noch zumindest eine Zeitung gibt, die sich nicht an dieser Medienkampagne beteiligt. Und das scheint mir eines weiteren Eintrags wert.
Man hat dem Bundespräsidenten gerade noch in Bezug auf seine Weihnachtsansprache den Vorwurf gemacht, er sei darin nicht auf auf die Kreditaffäre eingegangen. Und nachdem man dabei gleichzeitig erwähnte, dass diese Weihnachtsansprache vor etwa siebzig Personen gehalten wurde: Kindern, Feuerwehrleuten, Einwandererfamilien.. Nun frage ich mich einmal, was ein das Problem der Kreditaffäre in einer Weihnachtsansprache zu suchen hat, die eher dem Frieden auf Erden gewidmet sein sollte? Es ist aber auch kaum anzunehmen, dass Kinder, Feuerwehrleute und Einwandererfamilie an dem Problem seines Privatkredits interessiert sein könnten. (Sie hätten ihn ja darauf ansprechen können!?)
Aber jetzt zur „taz“, Unter dem sehr bezeichnenden Titel „Abseits des Geheuls“ beleuchtet ein Felix Dachsel diese ganze Szenerie der vergangenen Wochen und stellt die Frage, wer denn nun darüber entscheidet, ob Christian Wulff vom Amt des Bundespräsidenten zurücktreten muss: die Bundeskanzlerin? Das Volk? Er selbst? Die Medien?
Die klare Positionierung der Bundeskanzlerin zu Christian Wulff kennt man. Die Meinung des Volkes weniger. Nahezu jede Zeitung verband bisher ihre Argumentationen zum Bundespräsidenten mit Umfragen. Aus den Ergebnissen ist immerhin zu erkennen, welchen Eindruck diese Argumentationen auf ihre Leser machten. Unabhängige Umfragen zufolge aber sind 70% der Bürger für den Verbleib Wulffs im Amt des Bundespräsidenten. Und Christian Wulff selbst hat heute – nicht in seiner Weihnachtsansprache, sondern in einer persönlichen Erklärung – zwar eingeräumt, Fehler durch sein Verhalten gemacht zu haben, erklärte aber deutlich, im Amt zu bleiben zu wollen. Und bat die Bürger um Vertrauen.
Anders die Medien, schreibt „taz“: „Viele haben ihr Urteil über den Bundespräsidenten gefällt. Zu beobachten ist ein bemerkenswerter Schulterschluss vom Boulevard zum Feuilleton, ein seltenes Medienereignis. Das letzte Mal zu bestaunen, als Joachim Gauck ins Schloss Bellevue einziehen sollte. Es hat nicht geklappt.“ (Ende des Auszugs)
Bezeichnend dabei ist ja dabei dass offensichtlich der „Spiegel“ die Führungsrolle bei dieser „Demonstration medialer Solidarität“ übernommen hat. Mit seiner Titelgeschichte „Der falsche Bundespräsident“. Und „Bild“ die Entwicklung bis gestern noch durch Titelzeilen forcierte,(jeder „Bild“-Leser kennt sie) die, schon jede für sich, einen Angriff auf den Bundespräsidenten darstellten. „Und selbst Frank Schirrmacher spricht laut „taz“ dem Bundespräsidenten im FAZ-Feuilleton die Berechtigung ab, in Zukunft über Bonität und Bürgschaften zu sprechen. "Jetzt muss er verstummen", schreibt Schirrmacher.“ (Auszug aus „taz“)
Es ist meines Erachtens wert, den Artikel der „taz“ zu lesen, der hier nur andeutungsweise erwähnt bzw. nur mit einigen Sätzen zitiert wird (um mich nicht der Gefahr auszusetzen, Urheberrechtsverletzungen zu begehen). Einer aber soll noch zitiert sein, um die Auffassung des Autors Felix Dachsel erkennbar zu machen:“...Aber es gibt ebenso gute Gründe, zwei Schritte zurückzutreten, sich abseits des Mediengeheuls zu stellen, bevor man als wacher Bürger und interessierter Leser die Fragen beantwortet, ob Christian Wulff vom Amt des Bundespräsidenten zurücktreten muss.“
Ich kann dem nur zustimmen. Und denke, etwas mehr Überlegung und Abgeklärtheit in der Beurteilung des Christian Wulff würde gut tun. Und etwas mehr Respekt und Demut vor dem Amt des Staatsoberhauptes. Ich freue mich über die „persönliche Erklärung“ das Christian Wulff. Dass damit die Angelegenheit „erledigt“ sein könnte, darf man aber wohl trotzdem nicht annehmen. Die ganze Kampagne der Medien und die Kritik der Opposition im Niedersächsischen Landtag wäre ja umsonst gewesen.

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