Aufmerksamen Beobachtern wird aufgefallen sein, dass momentan die
markanten Trompetenrufe in den Abendstunden nur noch vereinzelt zu
hören sind. Ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Reisezeit
der Kraniche nun dem Ende zuneigt. Am 02.12.2016 wurde deshalb die
letzte Kranichfütterung im Rahmen des ENL-Kranichschutzprojektes
(Entwicklung von Natur und Landschaft) für dieses Jahr durchgeführt.
Der
Landschafspflegeverband Südharz/ Kyffhäuser e.V., unter Leitung von
Egon Primas (MdL), der gleichzeitig Träger der Natura 2000 Station
„Südharz/Kyffhäuser“ ist und für die Pflege und Entwicklung
des europäischen Schutzgebietsnetzes in den Landkreisen Nordhausen
und im Kyffhäuserkreis einsteht, ist Initiator des Projektes.
Mittlerweile seit drei Jahren organisiert der Verband Maßnahmen zum
Schutz des Kranichs im Rastgebiet am Helme-Stausee bei Kelbra.
Dazu zählt neben der Schadenprävention für Landwirte durch
gezielte Ablenkfütterungen, auch der Einsatz von Rangern zur
Überwachung und Besucherführung im Rastgebiet.
Projektleiterin
Astrid Koschorreck berichtet, dass bereits in den
vorherigen Jahren erfolgreich Ablenkfütterungen
vorgenommen wurden, um die vielen rastenden Kraniche im Gebiet des
Helme-Stausees von den frisch angesäten Ackerflächen abzulenken.
Dieses Jahr wurden seit Anfang Oktober insgesamt ca. 25
Tonnen Weizen auf einer etwa 5 Hektar
großen, abgeernteten Ackerfläche ausgebracht. Die Fütterung
erfolgte unter fachkundiger Anleitung in kontinuierlichen Abständen
und wurde an den aktuellen Energiebedarf der Tiere angepasst. Hierzu
wurden die täglichen Erfassungen der Kranichzahlen durch die
ehrenamtlich agierenden Nordhäuser Ornithologen eingebunden.
Zur Hochzeit
des Kranichzugs Ende Oktober/ Anfang November, sind über 3.000
Individuen zur selben Zeit auf der Futterfläche nachgewiesen worden.
Das ist als großer Erfolg anzusehen, weil dadurch die Tiere weniger
beziehungsweise gar keine Nahrung auf den umliegenden Ackerschlägen
der Landwirte suchen müssen. So wird der Schaden auf den Flächen
mit der neuen Wintersaat minimiert und die Tiere können ihren
Energiehaushalt für den beschwerlichen Weiterflug decken.
An dieser
Stelle möchte sich der Landschaftspflegeverband Südharz/ Kyffhäuser
e.V. bei dem Geschäftsführer Herrn Günter Fischer, dem
Bereichsleiter Feldbau Herrn Helmut Enzenberg, sowie dem Mitarbeiter
der Agrargenossenschaft Heringen Herrn Steffen für die hervorragende
Zusammenarbeit herzlich bedanken. Auch in diesem Jahr standen sie dem
Verband als zuverlässiger Partner zu Seite, wenn es darum ging,
geeignete Flächen, erforderliche Technik und den benötigten Weizen
für die Fütterung bereit zu stellen.
Auch Herrn
Björn Benkstein von der Agrarproduktion
"Goldene
Aue" GmbH
dankt der Verband für die Bereitstellung eines Beobachtungswagens.
Ohne diese Beobachtungseinrichtung wäre es nicht möglich gewesen
die Tiere störungsfrei an der Ablenkfutterfläche zu beobachten und
wissenschaftliche Studien zum Verhalten der Tiere anzustellen. Ein
besonderer Dank gilt dem international
renommierten Kranichforscher Herrn Prof. Dr.
Hartwig Prange. Er begleitet das Kranichschutzprojekt schon seit
mehreren Jahren und berät den Verband bei Fragen rund um den
Kranichschutz.
Des Weiteren
möchte der Verband die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen
Landwirten und Naturschützern im Thüringer Bereich des europäisch
geschützten Kranichrastplatzes Helme- Stausee, hervorheben.
Einerseits zeigen die Landwirte Interesse und Verständnis für die
Anforderungen des Kranichschutzes im Gebiet. Andererseits gehen die
Naturschützer auf die Bedürfnisse und auch Sorgen der Landwirte
ein, die durch die hohe Anzahl an Kranichen während der Zugzeit
nicht unbegründet ist. Beide Parteien strebten dabei stets eine
konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit an die durch das
Kranichprojekt angeregt und unterstützt wird. Somit kann dem
deutschlandweit einmaligen Kranichschutzprojekt, eine Vorbildfunktion
für zukünftige Vorhaben, zugesprochen werden.
LPV
Fotos
(Herbert Buchholz
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