Um es vorweg zu nehmen: was vor Tagen
auf dem Berliner Weihnachtsmarkt geschah, ist eine Tragödie, über
die man nur Abscheu empfinden und äußern kann, wenn man schon seine
Meinung dazu äußert. Und ich tue das ohne jede Einschränkung. Wenn
ich daneben die Medien-Berichterstattung zu diesen Anschlag insgesamt
als überzogen und – soweit sie mit Spekulationen und Vermutungen
durchsetzt war und ist – als sensationslüstern bezeichne, dann vor
allem deshalb, weil sich gerade in dieser Zeit in der Welt Tragödien
ereignen und unschuldige Menschen unter Umständen getötet werden,
die oft genug weit über das schreckliche Geschehen in Berlin
hinausgehen. Und den Medien doch nur eine Meldung zum jeweils
aktuellem Geschehen wert ist. Es kommt also (auch) darauf an, wo
sich eine solche oder ähnliche Tragödie ereignet, so schrecklich
sie auch sein mag.
Immerhin verzeichnet der Deutsche
Presserat bisher 14 Beschwerden über die teils unsensible
Berichterstattung der Medien. Vom Presserat selbst verlautet, dass
die Zahl der Beschwerden etwa im Vergleich mit der nach dem Amoklauf
in München im Juli nicht außergewöhnlich hoch sei. Ich finde einen
solchen Vergleich schon ungehörig, weil der Presserat damit die
Berichterstattung bzw. die Beschwerden darüber lediglich nach dessen
jeweiligen Aufkommen wertet und vergleicht, anstatt sie inhaltlich
einzuschätzen und zu beurteilen. Dabei finde ich es hierzulande
schon skandalös, dass Polizei und Feuerwehr den Ort der Tragödie
möglichst schnell mittels Planen abschirmen müssen, um
Pressefotografen (Hobbyknipser sowieso) von voyeuristischen Aufnahmen
abzuhalten. Immerhin beziehen sich ja die eingegangenen Beschwerden
u.a. auf die unverpixelte Darstellung des getöteten polnischen
Lkw-Fahrers auf Pressefotos sowie auf die Darstellung verletzter und
getöteter Opfer in einem Video, das live vom Tatort gestreamt wurde.
Offenbar aufgenommen noch bevor dieser abgeschirmt werden konnte. Von
Pietät oder Diskretion keine Spur. Irgendwer verglich mal dieses
Vorgehen der Fotografen mit „Schmeißfliegen“, die über alles
und jeden herfallen, wenn sie sich von den Aufnahmen davon einen
Profit erhoffen. Verantwortung scheint für diese Spezies ein
Fremdwort. Und reichlich populistisch ist für mich bei Reportagen
auch die Befragung von Passanten, die meist rein gar nichts mit dem
eigentlichen und unmittelbaren Geschehen zu tun haben, sondern nur
emotional ihre Meinung äußern.
Es bleibt mir abschließend und wieder
einmal zu betonen, dass ich mit meinen Einträgen keine
Meinungsbildung betreiben will, sondern lediglich meine durchaus
unmaßgebliche Meinung äußere, um mir mein Urteilsvermögen und
schließlich auch meine geistige Beweglichkeit zu erhalten.
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