Über viele Ereignisse – lokale und
überregionale – ist in den vergangenen Monaten berichtet und
kommentiert worden. Und wären es doch auch wert gewesen, nicht nur
gelesen, sondern auch überdacht zu werden. Statt mich also näher
damit befasst zu haben, beschäftigte mich die Frage, warum ich nicht
mehr die Zeit finde, auch wirklich nachzudenken. Sind es die vielen,
oft auch unterschiedlichen oder gar kontroversen Berichte zu den
vielen Themen, über deren Konsumierung die Zeit vergeht, oder ist es
mein Denkvermögen, das den Ereignissen und den Berichten dazu nicht
mehr so schnell folgen kann wie es nötig wäre, um „auf dem
Laufenden“ zu bleiben? Oder verzettle ich mich einfach bei der
Lektüre der jeweiligen Berichte?
Als Beispiel dient mir da die
Trump-Wahl in den USA, über die hierzulande in einer Weise berichtet
wurde und wird, als hätte jede Entscheidung – etwa zur
Regierungsbildung – des zukünftigen Präsidenten unmittelbare
Auswirkungen auf die Menschen in Deutschland. Und ich kann nicht
verstehen, dass die Medien (etwa die WELT) nahezu jede personelle
Entscheidung zu dieser Regierungsbildung mit subjektiven Bemerkungen
oder Einschätzungen versehen, und damit Meinungsmache betreiben.
Mich interessiert doch nicht – um dafür ein Beispiel anzuführen –
dass der als Arbeitsminister nominierte Andrew Puzder „gern Frauen
in Bikinis sieht“!? Der Wahlkampf in den USA war befremdlich genug,
nur kommt mir der Verdacht, gemeinte Medien, die teilweise höchst
genüsslich über diesen merkwürdigen Wahlkampf in den USA
berichteten, finden nicht mehr den Weg zurück zur Sachlichkeit. Da
kann man nur gespannt sein, in welcher Weise etwa die Presse den
Wahlkampf in Deutschland im kommenden Jahr begleiten, oder auch in
ihrem Sinne „befeuern“ wird. Als Medienkonsument sollte man sich
und will ich mir deshalb auch in dieser Hinsicht eine
sachlich-kritische Denke und Einschätzung bewahren.
Und nach diesen gedanklichen Umweg
komme ich also zu der Überlegung, wen und was ich bei der
Bundestagswahl im kommenden Jahr wählen soll. Und nachdem inzwischen
zumindest bekannt ist, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel wieder
kandidieren wird, weiß ich schon mal, wen ich nicht wählen sollte.
Dabei räume ich ein, dass ich vor allem über die Flüchtlingsfrage
„stolpere“. Ich verfolgte gestern mit großem Interesse die
„Münchner Runde“ in der es bei einer sehr kompetenten
Teilnehmerschaft ebenfalls um die Flüchtlingsproblematik, also um
Fluchtgründe und -ziele, um Migration, Asyl und Abschiebung ging.
Bei all diesen Diskussionen überlege ich immer, warum man diese
ganze Problematik so kompliziert macht. In meiner möglichen Einfalt
meine ich nämlich, warum man den nach Deutschland drängenden
Flüchtlingen nicht ein Gastrecht einräumt mit der Auflage, dass sie
nach Ende der Kampfhandlungen in ihrem Land insgesamt wieder nach
dort zurückkehren müssen, woher sie kamen. Um ihre Städte und
Dörfer wieder aufzubauen und zu bevölkern. So, wie das die Menschen
nach 1945 in Deutschland getan haben, als sie aus den Trümmern ihrer
Städte wieder lebenswerte Räume schufen. Und auch ihre Wirtschaft
wieder in Gang brachten. Ich erinnere mich gut an jene Zeit und an
die Mühen, die es kostete (vielfach der „Trümmerfrauen“), um
wieder normales Leben entstehen zu lassen. Und ich denke, dass
Flüchtlinge, die später wieder in ihre Heimat zurückkehren wollen
gar nicht nach Deutschland kommen, sondern in grenznahen Gebieten zu
ihrer Heimat bleiben. Aber wie schon bemerkt, vielleicht sind meine
Überlegungen zu blauäugig.
Und da schließe ich auch eine weitere
Überlegung an: diese gestrige „Münchner Runde“ befasste sich
u.a. auch mit der AfD, wobei die Frage aufgeworfen wurde, wer wohl
diese Partei zur Bundestagswahl wählen wird. Bei allen Mutmaßungen
dazu vermisste ich ein Argument: man wählt sie nicht aus einer
Überzeugung, sondern aus einer Art Trotz: weil zwar angelegentlich
betont wird, man müsse sich mit ihr sachlich auseinandersetzen, aber
niemand tut es wirklich. Und wenn man ihre Vertreter schon mal zu
einer Talkrunde oder Diskussion einlädt, greift man sie an, versucht
sie zu diffamieren und als rechtsextrem zu brandmarken. Und jede
Partei beteuert, nach der Wahl auf keinen Fall mit ihr zu koalieren.
Ich gebe zu, dass mir selbst schon der Gedanke kam, sie gerade
deshalb zu wählen. Das hat zwar nichts mit politischer Auffassung
oder Verantwortung zu tun, aber mit einer Art „jetzt gerade“. Für
mich und sonst alle Wähler aber bleibt schließlich noch genügend
Zeit, seine eigene Position und sein Verhältnis zu den Parteien und
ihren VertreterInnen zu überdenken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen