Da
habe ich doch in meinem voraufgegangenen Eintrag beklagt, dass viele
lokale und überregionale Ereignisse an mir vorbeigehen, ohne dass ich sie gedanklich fixieren und überdenken konnte. Bevor sie von
anderen Ereignissen überdeckt oder abgelöst werden. Und nun stelle
ich für mich fest, dass es doch Ereignisse gibt, an denen ich hängen
bleibe, bevor sie meinem zugestanden etwas eingeengten Gesichtskreis
entschwunden sind. Dazu gehört zum Beispiel die jüngste Talkshow
der Moderatorin Maybrit Illner am Donnerstag unter dem Motto „Wut,
Werte, Wahrheit – wie hat uns 2016 verändert?“
Dazu
muss ich vorausschicken, dass ich die Illner-Talkshows lange schon
meide, weil mir allein schon ihre persönliche Darstellung in den
jeweiligen Vorschauen und die Art ihrer Moderation selbst als
überheblich und blasiert scheint. Ich habe auch diese Talkshow nicht
gesehen, sondern eben nur einige Berichte darüber gelesen. Und ich
las, etwa bei T-online (Auszug): „Trump, Syrien, Putin, Twitter,
Neukölln – die Gäste bei Maybrit Illner im ZDF wollten das Jahr
2016 kritisch Revue passieren lassen. Das gelang nicht wirklich. Die
Geschichte einer überforderten Talk-Runde.“ (Ende des Auszugs).
Ganz so aber war es doch wohl nicht, die Gäste mögen vorbereitet
gewesen sein, die Vorgaben kamen von der Moderatorin. Das war diesen
und anderen Berichten (FAZ, RP-online, WELT) zum Thema leicht zu
entnehmen. Vielmehr scheint sich die Moderatorin mit ihrem
thematischen Vorhaben übernommen zu haben: „Zu schnell war der
Husarenritt durch komplizierteste globale Themen“ (T-online). Und
Maybrit Illner scheint – wieder einmal – gemeint zu haben, ihre
Gäste zu ihrer Gangart veranlassen zu können. Warum die das
mitmachen, soll hier offen bleiben.
Ich
kann irren und will auch nicht polemisieren. Aber schon das
Kommunizieren im Internet als eines der Themen kann meines Erachtens
unmöglich im Rahmen eines Talk-Jahresrückblicks überschaubar
gemacht werden. „Die Kommunikation habe sich durch das Internet
grundlegend verändert, das wirke sich auch in Deutschland auf die
kommenden Bundestagswahlen aus, glaubte Talk-Teilnehmerin und
Bürgermeisterin von Berlin-Neuköln Franziska Giffey. Vertrauen
müsse man sich zurückerobern: „Das beginnt mit gepflegten
Grünanlagen und sauberen Schultoiletten“, lese ich in der WELT
vom16.12. Man schnitt also das Thema „Kommunikation im Internet“
an, um dann aber sofort auf andere Gesichtspunkte abzuschwenken. Man
weiß dabei sehr gut über die Problematik des Internets Bescheid,
beklagt den „Hass im Internet“ und die dort vielfach geübte rüde
Sprache. Warum dann aber in nahezu jeder Zeitung deren Leser angeregt
und eingeladen werden, sich bei Facebook oder Twitter zu treffen um
dort weiter zu kommunizieren, kann ich nicht nachvollziehen. Hat man
eingesehen, dass man dieses Problem nicht mehr in den Griff bekommt?
Ich denke, auch die Kommunikation im Internet setzt Regeln im
gesellschaftlichen Umgang und auch in Unterhaltung und Diskussion
voraus, die in vielen Fällen nicht vorhanden ist. Und ein
Spiegelbild der Gesellschaft zu sein scheint. Und da nützen wohl
auch Mahnungen und Verbote an die Betreiber sozialer Netzwerke nicht,
Hass-Kommentare zu löschen und Mord-Drohungen strafrechtlich zu
verfolgen.
Nebenbei
bemerkt: ich bin in keinem der sozialen Netzwerke Mitglied und
besitze auch kein Smartphone. Und angesichts dessen, was ich über
die Kommunikation im Internet zu lesen bekomme, kann ich auch weiter
gern darauf verzichten. (Auf das eine oder andere Thema dieses
Illner-Jahresrückblicks beabsichtige ich noch einzugehen.)
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