Samstag, 17. Dezember 2016

Maybrit Illner-Talk: Selbstgefälliger Jahresrückblick?

Da habe ich doch in meinem voraufgegangenen Eintrag beklagt, dass viele lokale und überregionale Ereignisse an mir vorbeigehen, ohne dass ich sie gedanklich fixieren und überdenken konnte. Bevor sie von anderen Ereignissen überdeckt oder abgelöst werden. Und nun stelle ich für mich fest, dass es doch Ereignisse gibt, an denen ich hängen bleibe, bevor sie meinem zugestanden etwas eingeengten Gesichtskreis entschwunden sind. Dazu gehört zum Beispiel die jüngste Talkshow der Moderatorin Maybrit Illner am Donnerstag unter dem Motto „Wut, Werte, Wahrheit – wie hat uns 2016 verändert?“

Dazu muss ich vorausschicken, dass ich die Illner-Talkshows lange schon meide, weil mir allein schon ihre persönliche Darstellung in den jeweiligen Vorschauen und die Art ihrer Moderation selbst als überheblich und blasiert scheint. Ich habe auch diese Talkshow nicht gesehen, sondern eben nur einige Berichte darüber gelesen. Und ich las, etwa bei T-online (Auszug): „Trump, Syrien, Putin, Twitter, Neukölln – die Gäste bei Maybrit Illner im ZDF wollten das Jahr 2016 kritisch Revue passieren lassen. Das gelang nicht wirklich. Die Geschichte einer überforderten Talk-Runde.“ (Ende des Auszugs). Ganz so aber war es doch wohl nicht, die Gäste mögen vorbereitet gewesen sein, die Vorgaben kamen von der Moderatorin. Das war diesen und anderen Berichten (FAZ, RP-online, WELT) zum Thema leicht zu entnehmen. Vielmehr scheint sich die Moderatorin mit ihrem thematischen Vorhaben übernommen zu haben: „Zu schnell war der Husarenritt durch komplizierteste globale Themen“ (T-online). Und Maybrit Illner scheint – wieder einmal – gemeint zu haben, ihre Gäste zu ihrer Gangart veranlassen zu können. Warum die das mitmachen, soll hier offen bleiben.

Ich kann irren und will auch nicht polemisieren. Aber schon das Kommunizieren im Internet als eines der Themen kann meines Erachtens unmöglich im Rahmen eines Talk-Jahresrückblicks überschaubar gemacht werden. „Die Kommunikation habe sich durch das Internet grundlegend verändert, das wirke sich auch in Deutschland auf die kommenden Bundestagswahlen aus, glaubte Talk-Teilnehmerin und Bürgermeisterin von Berlin-Neuköln Franziska Giffey. Vertrauen müsse man sich zurückerobern: „Das beginnt mit gepflegten Grünanlagen und sauberen Schultoiletten“, lese ich in der WELT vom16.12. Man schnitt also das Thema „Kommunikation im Internet“ an, um dann aber sofort auf andere Gesichtspunkte abzuschwenken. Man weiß dabei sehr gut über die Problematik des Internets Bescheid, beklagt den „Hass im Internet“ und die dort vielfach geübte rüde Sprache. Warum dann aber in nahezu jeder Zeitung deren Leser angeregt und eingeladen werden, sich bei Facebook oder Twitter zu treffen um dort weiter zu kommunizieren, kann ich nicht nachvollziehen. Hat man eingesehen, dass man dieses Problem nicht mehr in den Griff bekommt? Ich denke, auch die Kommunikation im Internet setzt Regeln im gesellschaftlichen Umgang und auch in Unterhaltung und Diskussion voraus, die in vielen Fällen nicht vorhanden ist. Und ein Spiegelbild der Gesellschaft zu sein scheint. Und da nützen wohl auch Mahnungen und Verbote an die Betreiber sozialer Netzwerke nicht, Hass-Kommentare zu löschen und Mord-Drohungen strafrechtlich zu verfolgen.

Nebenbei bemerkt: ich bin in keinem der sozialen Netzwerke Mitglied und besitze auch kein Smartphone. Und angesichts dessen, was ich über die Kommunikation im Internet zu lesen bekomme, kann ich auch weiter gern darauf verzichten. (Auf das eine oder andere Thema dieses Illner-Jahresrückblicks beabsichtige ich noch einzugehen.)

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