‚Alle Jahre
wieder‘ – Weihnachtslesung, die Vierte im „KuK“
Hat Wilhelm Hey, als er im Jahre
1837 das bekannte Weihnachtslied „Alle Jahre wieder“ schrieb, an
den „Kunsthaus-Keller“ und die Reihe „Weihnachtslesung“
gedacht? Wohl kaum,
denn er als Sohn eines Pfarrers und sein Leben
dem christlichem Glauben als Prediger widmend, hätte zumindest
versucht, das mehr unweihnachtliche Treiben von Frau Dr. Eisner, der
Chefdramaturgin unseres Theaters und Frau Hinsching, der Leiterin des
Kunsthauses Meyenburg zu verhindern. Weit hätte er es nicht gehabt,
denn er wirkte in Gotha und hätte sicher Kenntnis gehabt, dass auch
in diesem Jahr wieder - in dies nun zum vierten Mal - versucht wurde,
dem Ruf dieses Festes, das man mit Friedens, Stille und
Besinnlichkeit verbindet, den Garaus zu machen. Beschlossen die
Beiden ihre Lesung im Dezember des Vorjahres mit einer Geschichte,
die mit ‚Volltrunkenheit durch übermäßigem Whiskygenuss bei der
Zubereitung eines Truthahnes‘ endete, so starteten sie in diesem
Jahr
dem Titel gemäß gleich mit Rotwein – und man mag es kaum
glauben: Frau Dr. Eisner schaffte es, vier (!) Lebkuchenherzen
gleichzeitig in den Mund zu bekommen. Das Ergebnis war
offensichtlich, denn wie schon jeder weiß, „ab 125 g lässt die
Deutlichkeit in der Aussprache nach!“ Und dann begann das Feuerwerk
der humorvollen, bissigen, skurrilen bis zu frivolen Geschichten, die
bei den Gästen wahre Begeisterungsstürme verursachten. Nachdem die
Figur des Christkindes verkohlt war, könnte Asterix in der Krippe
liegen – so der Vorschlag des Buben. Der eine der drei Weisen hatte
anstelle von Gold ein Kaugummipapier – glänzt auch schön -, der
zweite als „Rauchwerk“ eine MARLBORO in der Hand und der dritte
Heilige eine Pistole. In dieser heute unruhigen Gegend vielleicht
keine schlechte Variante, um das Christkind zu schützen. Weiter mit
einem kleinen Gedicht im bayrischen Dialekt hier als Ausschnitt:
“Apfent, Apfent, der Bärwurz(Schnaps)
brennt. Erst trinkst oan,
dann zwoa, drei, vier, dann hauts de mit deim Hirn an d`Tür.“
Mangels Lametta wurde Sauerkraut auf die Zweige gehangen und dies mit
Silberbronze angestrichen. Und als man zu Silvester das Sauerkraut
wieder für das Essen benötigte, wurde es wieder abgenommen, mit
Terpentinöl gereinigt und den Gästen vorgesetzt. Nach Genuss
schossen beim Niesen Silbersterne aus der Nase und auch der Goldzahn
glänzte silbern. Wie eine Geschichte ausgeht, in der für die
Schwester Schlüpfer gekauft wurden, für die Braut mit Pelz
gefütterte Lederhandschuhe und diese Geschenkpäckchen dann
vertauscht werden, dies mag an dieser Stelle nicht verraten werden,
denn nach dem ausverkauften Kunsthaus gibt es für die Nordhäuser,
die auch Lachkrämpfe bekommen möchten, zwei Wiederholungen dieser
Lesung: am 14.12. in der ‚Flohburg‘ und am 15.12. in der
‚Traditionsbrennerei‘. Zurück aber zum „KuK“:
Zur ‚Umrahmung‘ gab es anfangs eine ebenfalls nicht zu ernste
Ansage – neudeutsch ‚Anmoderation‘ – durch den Vorsitzenden
des KUNSTHAUS MEYENBURG
Fördervereins, Herrn Dr.
Pientka; weiter waren Rot- und Weißwein im Angebot und im Anschluss
wurden die Eindrücke in vielen Gesprächen mit den Vortragenden und
den Mitgliedern des Fördervereins vertieft. Da die Anregung zur
Lesung in 2014 – auch eine Reihe „Erotischer Geschichten“ zu
initiieren – auf keinen fruchtbaren Boden bei dem Duo
Eisner/Hinsching gefallen war, wurde nach den mehrfachen „Vorhängen“
angefragt, ob man denn im Dezember 2016 nicht auch mit Gesang
aufwarten könne? Denn ein abschließendes Kompliment sei gestattet:
Das gesangliche Können von Frau Dr. Eisner bei wiederholtem Vortrag
der Liedzeile „Stille Nacht, heilige Nacht“ verlangte einen
Extraapplaus und lässt auf Wiederholung hoffen! Bleibt an dieser
Stelle abzuwarten, ob diese Anregung umgesetzt werden wird. Sicher
ist aber, dass das Kunsthaus auch in 2016 ein sehenswerter und
hörenswerter – also insgesamt lohnenswerter – Ort der Kunst sein
wird, dessen Ausstrahlung weit über unsere Region hinausgeht.
Dr. Wolfgang R.
Pientka Vorsitzender
des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins
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