Zum Fahrplanwechsel am Wochenende zieht der Fahrgastverband PRO BAHN Thüringen ein durchmischtes Fazit. In Thüringen wird der neue Fahrplan von zwei Ereignissen dominiert: Der Inbetriebnahme der Neubaustrecke Erfurt Halle/Leipzig (VDE 8) und der Betriebsaufnahme im sogenannten Nahverkehrsnetz Saale-Thüringen-Südharz (STS), das unter anderem die Strecken Eisenach Erfurt - Weimar - Halle, Saalfeld - Jena - Leipzig und Halle - Kassel umfasst. Während die Übernahme des STS-Netzes ohne Zweifel eine Verbesserung für die Thüringer Fahrgäste darstellt, weil der neue Anbieter Abellio mit neuen, barrierefreien und komfortablen Zügen verkehrt und neue Direktverbindungen anbietet, sehen wir mit der Inbetriebnahme des VDE 8.2 nun immer mehr die Schattenseiten der Schnellverkehrsstrecke mit nur einem Halt in Thüringen, vor denen wir jahrelang gewarnt haben, so Bernd Schlosser, Vorsitzender des Thüringer Landesverbandes. Zwar ermöglicht die Neubaustrecke schnellere Direktverbindungen zwischen der Landeshauptstadt und Halle/Leipzig, Berlin und Dresden, verschlechtert aber eben auch die Situation für viele Thüringer Städte und Regionen abseits Erfurts. So haben am vergangenen Wochenende die Klassiker- und Weltkulturerbestadt Weimar sowie die Domstadt Naumburg ihre umsteigefreien Taktverkehre nach Berlin und Frankfurt verloren. Am Beispiel Weimars wird auch deutlich, wie gering der zeitliche Nutzen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs außerhalb Erfurts ist. Die Verbindungen von Weimar nach Berlin sind entgegen aller Versprechen nicht schneller geworden, sondern verharren auf dem bisherigen Niveau bzw. sind sogar langsamer geworden. Dafür müssen Fahrgäste nun aber immer umsteigen und bei Verbindungen über Erfurt höhere Normalpreise zahlen. Bernd Schlosser: Wenn 2017 der letzte Abschnitt der Neubaustrecke in Betrieb geht, drohen weitere und stärkere Verschlechterungen insbesondere in Ostthüringen. Ein Land mit rund zwei Millionen Einwohnern auf einer Landesfläche von mehr als 16.000 Quadratkilometern kann nicht ohne Nachteile mit nur noch einem Fernverkehrsknoten erschlossen werden. Die von der Landespolitik gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung, nun müssten nur noch die Fahrzeitvorteile der Neubaustrecke mit schnellen Regionalverkehren in alle Landesteile getragen werden, ist offensichtlicher Unsinn. Wenn nicht einmal das 15 Minuten von Erfurt entfernt liegende und bestens an Erfurt angebundene Weimar vom ICE-Knoten Erfurt profitiert, wie sollen das dann die noch weiter entfernt liegenden Städte tun? Wir fordern deshalb die neue Landesregierung auf, die von den Vorgängerregierungen geprägte Idee eines Landeszentralbahnhofs endlich zu den Akten zu legen. Wir brauchen mehrere Fernverkehrshalte statt nur eines einzigen!, und wir brauchen einen landesweiten Takt für Bus und Bahn, den Thüringen-Takt!,so Bernd Schlosser abschließend. Informationen von PRO BAHN am 15.12.2015
Donnerstag, 17. Dezember 2015
Pro Bahn fordert Thüringen-Takt statt Landeszentralbahnhof
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen