Samstag, 5. Dezember 2015

In Nordhausen sagt man 'Wie än?' - Flüchtlinge Willkommen

Die Gegend um Nordhausen war erst germanisches, dann keltisches Siedlungsgebiet. Hier lebten im frühen Mittelalter wendisch-sorbische Gruppen. Die Stadt entstand als eine fränkische Siedlung, später war sie reichsfreie Stadt und Mitglied der Hanse. Die Stadt am Fusse des Harzes war die erste Stadt, die sich per Ratsbeschluss der Reformation anschloss. Im 19. Jahrhundert war Nordhausen Teil des Königreichs Preußen.

Die Geschichte Nordhausens ist eine Geschichte der Veränderung und der Migration. Immer wieder kamen Menschen aus anderen Ländern und anderer Religion hierher. Viele von ihnen suchten Zuflucht und fanden eine neue Heimat. Auch wenn den Nordhäuser*innen manchmal eine raue Art nachgesagt wird, nahmen sie diese Menschen in ihrer Mitte auf. Sie prägten diese Stadt und aus Zugereisten wurden Freund*innen, Verwandte, Nachbar*innen.

In diesem Jahr suchten und suchen wieder viele Menschen Zuflucht in Nordhausen, wie in ganz Europa. Eine selbsternannte "Volksbewegung" stellt die Normalität, die Nordhausen in Jahrhunderten damit entwickelt hat, in Frage. Unter dem Deckmantel "besorgter Bürger" werden rassistische Parolen verbreitet und wird gefordert, Menschen die vor Krieg, Zerstörung und Not flüchten, Hilfe zu verweigern. Dass die Volksbewegung direkt aus der rechtsextremen Szene gesteuert wird, ist längst belegt.

Nordhausen ist hier keine Ausnahme. Bundesweit nutzen Rechtsextreme die aktuelle Situation, um ihre menschenverachtende Ideologie mehrheitsfähig zu machen. Längst mündet die verbale Radikalisierung in reale Gewalt. Das Bundeskriminalamt zählt allein für dieses Jahr 747 Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte. Die Wochenzeitung "Zeit" hat recherchiert, dass darunter 222 direkte Angriffe, auch auf bewohnte Unterkünfte, sind. Allein seit August gab es, laut Zeit, 68 Brandanschläge.

Das Nordhäuser Bündnis gegen Rechtsextremismus wird dies weiterhin nicht unwidersprochen lassen. Am 07.12. ruft das Bündnis alle Nordhäuserinnen und Nordhäuser dazu auf, unter dem Motto "In Nordhausen sagt man Wie än? - Flüchtlinge willkommen!" zu zeigen, dass Nordhausen an seiner Tradition der Weltoffenheit und Toleranz festhält. Die Kundgebung des Bündnisses beginnt um 18 Uhr an der Ecke Rautenstraße / Weberstraße.



Sprecher*innenkreis des BgR Nordhausen am 04.12.2015

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