Fotografie Kunsthaus am 10. Dezember, um 19 Uhr:
Nordhausen. Im Kunsthaus
Meyenburg ist derzeit die Fotografie-Ausstellung von Tilmann Graner „Out
of white/ On the beach“ zu sehen Der Fotograf steht am Donnerstag, dem
10. Dezember, um 19 Uhr zu einem Künstlergespräch
zur Verfügung, bei dem er im Gespräch mit Kunsthaus-Leiterin Susanne
Hinsching mehr über seine Fotokunst, die Technik und natürlich auch über
seine Reisen erzählen wird.
Tilmann Graner wurde 1964
in Preetz/Schleswig-Holstein geboren. Seine Kindheit verbrachte er
jedoch in Bayern, auf einen Bergbauernhof in knapp 1000 Metern Höhe.
Vermutlich entstand in dieser Zeit schon seine Liebe
zur Natur und besonders zu den großen Bergen. Seit dem 10. Lebensjahr
ist Tilmann Graner in den Bergen unterwegs, kletternd in Fels und Eis,
häufig mit Skiern. Er unternimmt früh selbstständige Touren und viele
Alleingänge. Tilmann Graner ist aber kein professioneller
Bergsteiger, sondern er studierte Musik. Seit 1993 arbeitet er als
Solo-Fagottist im Loh-Orchester Sondershausen/ Theater Nordhausen und
wohnt in Sondershausen. Mit Fotografie beschäftigt sich Tilmann Graner
seit knapp 20 Jahren, anfangs eher schwarz/weiß
Fotografie. Seit 2001 ist er auch als professioneller Bühnenfotograf
tätig, mit dem Schwergewicht auf Tanzproduktionen. Eine Ausstellung mit
seinen Ballett-Fotografien wurden bereits 2014 im Kunsthaus-Keller
gezeigt. Seine Reisen führten ihn z.B. nach Island,
Nepal, Peru, Bolivien, die USA, Kanada, Indien, Kurdistan und
Grönland. Auf diesen Fernreisen gilt sein Interesse hauptsächlich Land
und Leuten.
Das Projekt "Out of the
White - On the Beach" hat Tilmann Graner über viele Jahre verfolgt. Es
zeigt faszinierende Landschaften, die häufig surreal erscheinen und eher
an ein abstraktes Kunstwerk erinnern als an
reale Motive. Landschaften, die den Betrachter in die Ferne ziehen,
wobei diese Ferne eher in der Unendlichkeit zu suchen ist als an einem
konkreten Ort. Tilmann Graner hat den Blick für das Detail, für
ungewöhnliche Strukturen und vor allem dafür, wie diese
real existierenden Objekte in seinen Fotoarbeiten zu grafischen
Kunstwerken werden.
Seine Schneelandschaften
sind immer wieder neu und einzigartig. Einzigartig ist auch die
Veränderung des jeweiligen Motivs durch das natürliche Licht oder die
Belichtung des Fotografen. Manchmal erkennt man Felsen
oder Steine aus der weißen Fläche heraus ragen, manchmal kann man aber
auch nicht zwischen Eis und Wasser unterscheiden. Erde und Himmel,
Schnee und Wolken, Eis und Wasser verschmelzen in den Fotografien von
Tilmann Graner zu einem Gesamtkunstwerk.
Menschen findet man nur
selten auf diesen Bildern, weil es natürlich sehr einsame und
menschenleere Gegenden sind – wie im Himalaya oder in Grönland - in
denen Tilmann Graner diese Motive findet. Aber gerade dadurch
kann der Betrachter auch in diesen faszinierenden Landschaften allein
unterwegs sein und sich selbst auf die Reise begeben.
Blauen Himmel und
strahlende Sonne sucht man in der Ausstellung vergebens, der kitschige
wolkenlose Postkartenhimmel ist für einen guten Fotografen eher
langweilig. Dafür entdeckt man einzigartige Naturschauspiele,
Himmel, deren Grautöne durch diffuses Licht so unglaublich expressiv
belichtet werden, dass sie von Innen heraus zu glühen scheinen und die
Welt in eine surreale Stimmung versetzen. Unter dem Titel „On the beach“
zeigt Tilmann Graner Strände, die menschenleer
und meist in ein diffuses Grau getaucht sind, das Meer erscheint
nebulös oder auch ölig schwarz. Die Anwesenheit der Menschen entsteht
durch ihre Hinterlassenschaften, sei es durch feste Architekturen – wie
die Seebrücken an der Ostsee, die Buhnen, die ins
Meer gebaut sind, oder verwaiste Rutschbahnen und Kinderspielzeuge. Ein
Eisentor, das ins Nichts führt, ein rot-weißes Warnhütchen am Eismeer
oder die Überreste von Holzhütten – alles Indizien dafür, dass es
Menschen an diesen Orten gab oder gibt. Graner nutzt
einzelne künstliche Farbpunkte – wie die roten Sonnenschirm, die
grün-orangen Plastikstühle oder das rot-blaue Parkverbotsschild als
Kontrapunkt zur grauen natürlichen Landschaft und erzielt damit ganz
ungewöhnliche Reize.
Abgesehen von den
besonderen Motiven hat auch hier der Fotograf den Blick für die richtige
Perspektive, für ausgewogene und spannungsvolle Kompositionen, für
geometrische Strukturen und interessante Flächen.
Diese Fotografien regen
zum Nachdenken an. Sie ziehen den Betrachter, auf ganz eigene Weise in
ihren Bann, da sie sowohl Geschichten erzählen, aber auch dazu anregen,
eigene Geschichten zu den Bildern zu erfinden.
Die Ausstellung ist noch bis zum 24. Januar 2016 zu sehen.
Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 17 Uhr
(Susanne Hinsching, Kunsthaus-Leiterin)
Foto: Patrick Grabe, Pressestelle Stadtverwaltung
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