Bund und Länder wollen in den nächsten zehn
Jahren die Lese- und Schreibfähigkeiten von Erwachsenen deutlich
verbessern
Bund und Länder wollen in den nächsten zehn
Jahren die Lese- und Schreibfähigkeiten von Erwachsenen in Deutschland
deutlich verbessern. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka und die
Präsidentin der Kultusministerkonferenz und sächsische Kultusministerin
Brunhild Kurth haben deshalb am heutigen Welt-Alphabetisierungstag eine
Dekade für Alphabetisierung ausgerufen. Erwachsene sollen in den
nächsten zehn Jahren mehr Angebote als bisher bekommen, die sie dabei
unterstützen, besser Lesen und Schreiben zu lernen. Das
Bundesbildungsministerium wird in dieser Dekade mit bis zu 180 Millionen
Euro Alphabetisierungsprojekte fördern sowie Kurskonzepte und
Selbstlernmöglichkeiten schaffen.
"Menschen, die nicht ausreichend lesen und
schreiben können, fühlen sich häufig ausgeschlossen, denn in der
modernen technik- und dienstleistungsorientierten Arbeitswelt sind diese
Fähigkeiten das Fundament für gesellschaftliche Teilhabe und sichere
Beschäftigung", sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. "Gemeinsam
mit den Ländern und vielen weiteren Partnern wollen wir in den nächsten
zehn Jahren erreichen, dass mehr Menschen den Mut finden, auch in
späteren Lebensphasen ihre Fähigkeiten im Lesen und Schreiben zu
verbessern. Ich will dabei ausdrücklich hervorheben, dass die von uns
geförderten Programme und Projekte für Flüchtlinge offen stehen, um sie
beim Deutschlernen zu unterstützen."
Das Bundesbildungsministerium weitet das Programm
"Lesestart" aus. Ab März 2016 werden alle Flüchtlingskinder bis fünf
Jahre in Erstaufnahmeeinrichtungen ein speziell konzipiertes
Lesestart-Set mit einem kindgerechten Buch erhalten. Allen
Erstaufnahmeeinrichtungen wird eine Lese- und Medienbox für die
pädagogische Arbeit mit den Kindern zur Verfügung gestellt.
Unterstützung erhalten die Einrichtungen auch, wenn sie Vorlesepaten
einsetzen möchten. Zudem wird das Bundesbildungsministerium die
Entwicklung einer App zum Deutschlernen fördern. Die Erfahrung zeigt
nämlich, dass Flüchtlinge häufig Smartphones nutzen, die auch als
potenzielles Lernmedium dienen können.
"Mit der Dekade für Alphabetisierung setzen wir
das Thema ganz oben auf die bildungspolitische Agenda. Gesellschaft,
Unternehmen und Gewerkschaften sowie Bildungsinstitutionen und Medien
sind dazu aufgerufen, ein Klima zu schaffen, das es den betroffenen
Menschen leichter ermöglicht, ihre Lese- und Schreibkompetenzen zu
verbessern und entsprechende Angebote wahrzunehmen", betonte die
Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Staatsministerin Brunhild
Kurth.
Neben dem quantitativen Ausbau der Maßnahmen für
Alphabetisierung und Grundbildung werden in den Ländern Konzepte zur
qualitativen Stärkung der Angebote entwickelt und erprobt. "Ziel muss es
sein, durch passgenaue Angebote die Hemmschwelle für die Betroffenen so
niedrig wie möglich zu halten", so die KMK-Präsidentin weiter. Mit der
Einrichtung regionaler Grundbildungszentren wird dazu der Ansatz
verfolgt, betroffene Menschen stärker in ihrer Umgebung zu erreichen und
mit neuen Lernangeboten anzusprechen. Sehr wichtig ist es dabei, in den
Kommunen und Landkreisen lokale Bündnispartner zu gewinnen und
Netzwerke aufzubauen.
Mit den Ergebnissen der vom
Bundesbildungsministerium geförderten leo.level-one Studie wurde 2011
bekannt, dass in Deutschland 7,5 Millionen Menschen im erwerbsfähigen
Alter so genannte funktionale Analphabeten sind. Sie können zwar
einzelne Sätze lesen oder schreiben, nicht jedoch zusammenhängende, auch
kürzere Texte wie zum Beispiel eine schriftliche Arbeitsanweisung
verstehen.
Die Maßnahmen des Bundesbildungsministeriums
werden insbesondere arbeitsmarktnahen Themen und Zielgruppen gelten.
Ziel ist es zum Beispiel, Grundbildung in den Kontext von betrieblichen
Weiterbildungsangeboten einzubauen. Eine wichtige Rolle kommt bei der
Alphabetisierung auch den Gewerkschaften zu. Gemeinsam mit dem Deutschen
Gewerkschaftsbund hat das Bundesbildungsministerium ein Konzept zum
Einsatz von Lernberaterinnen und -beratern in den Betrieben entwickelt,
das nun flächendeckend angeboten werden soll. Um Unternehmen zu
motivieren, will das Bundesbildungsministerium künftig jedes Jahr ein in
der Alphabetisierung besonders engagiertes Unternehmen mit einem Preis
auszeichnen. Eine Informationskampagne des Bundesbildungsministeriums
soll zudem über funktionalen Analphabetismus informieren und das Thema
enttabuisieren. Die Kampagne soll betroffene Menschen motivieren, den
Schritt in die Weiterbildung zu gehen.
CDU/CSU und SPD hatten in der
Koalitionsvereinbarung 2013 beschlossen, die bisherige Nationale
Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung in eine Dekade für
Alphabetisierung zu überführen und die Förderung dafür auszubauen.
Bereits in der Nationalen Strategie waren neben Bund und Ländern auch
zahlreiche gesellschaftliche Gruppen engagiert. In der Dekade für
Alphabetisierung sollen weitere hinzukommen, um eine noch breitere Basis
für die Unterstützung Betroffener zu erhalten.
Weitere Informationen: www.bmbf.de/de/426.php
Mitteilung des BMBF am 08. September 2015
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