Gerade als alternder Mensch,
dem ja mit den Flüchtlingsströmen nach Europa und Deutschland in
der Argumentation in den Medien bewusst gemacht wurde, dass die meist
jüngeren Flüchtlinge im Rahmen der demografischen Entwicklung ja
die alternde Gesellschaft lediglich verjüngen, verfolge ich die
Entwicklung mit Aufmerksamkeit, aber auch mit Verwunderung. Ohne die
geringste Chance, daran etwas ändern zu können.
Die eben erwähnte
Argumentation, dass ja die Flüchtlinge die alternde Gesellschaft zum
Beispiel in Deutschland vornehmlich verjüngen, ist inzwischen der
Besorgnis gewichen, dass diese Verjüngung das Maß des Erträglichen
oder Tolerierbaren demnächst übersteigen könnte. Und die
Einwanderung in geregelte, überschau- und beherrschbare Bahnen
gelenkt werden muss.
In der österreichischen
Zeitung „Die Presse“ war gerade zu lesen (Auszug): „Angela
Merkel hat großherzig die Tore geöffnet, damit aber auch
Zehntausende zur Flucht animiert...Was
sich in Europa abspielt, ist beispiellos in der jüngeren Geschichte
und hat längst die Dimensionen der Fluchtbewegungen nach dem
Ungarn-Aufstand 1956 und nach den Jugoslawien-Kriegen überstiegen.
Eine solche Massenwanderung quer durch den Kontinent hat es seit 1945
nicht mehr gegeben. Tag für Tag bahnt sich ein gewaltiger
Flüchtlingstreck nahezu ungehindert seinen Weg in Richtung Norden.
Die „Festung Europa“ ist zu einem Durchhaus geworden. Fast alle
wollen nach Deutschland, manche auch weiter nach Schweden. Die
Migranten gehen dorthin, wo sie sich die besten Chancen auf Asyl und
ein angenehmes Leben ausrechnen, auch wenn sie zwischen Portugal und
Finnland genauso gut anderswo Schutz vor Verfolgung finden könnten,
übrigens auch außerhalb Europas.“(Ende des Auszugs)
Und
in der „WELT“ von heute heißt es in einem Beitrag unter dem
Titel: „Warum Flüchtlinge nicht automatisch Bürger sind“
u.a.(Auszug): „Bisher
kam der Ruf nach einer "Willkommenskultur" aus linken,
grünen und linksliberalen Milieus. Paradigmatisch: die
grün-protestantische Politikerin Katrin Göring-Eckardt. Nach
Heidenau ... riet
sie der Bundeskanzlerin, endlich ein Flüchtlingsheim zu besuchen und
dann zu sagen: "Ja, das sind Neubürgerinnen und Neubürger."
Wie bitte? Muss man nur physisch irgendwo in Deutschland aufschlagen,
um umgehend Bürger zu sein? Keine Verfahren, keine Bedingungen?“
(Ende des Auszugs).
Inzwischen
also ist eine etwas nüchterne, realistische Denkweise eingetreten,
die zu „vorübergehenden“ Grenzkontrollen geführt hat. Nach
allen Erfahrungen aber werden die Flüchtlingsströme nicht wirklich
abebben, die Massen werden weiter Wege finden, um dahin zu gelangen,
wo sie hin wollen. Und das ist nun mal vor allem Deutschland, dessen
Aufnahmebereitschaft und Willkommenskultur trotz „vorübergehender“
Grenzkontrollen ja doch allseits bekannt ist.
Nun
heißt es doch immer, die in Europa ankommenden Flüchtlinge hätten
viel Geld an Schlepper gezahlt, um nach Europa zu kommen. Und viele
hätten zuhause Hab und Gut verkauft, um das Geld für die Flucht
nach Europa zusammen zu bringen. Dann aber muss es doch in deren
Herkunftsländern noch viele Menschen geben, die dieses Hab und Gut
kauften? Und nicht an Flucht denken? Und wo sind dann die
zurückgelassenen alten Menschen und Angehörige untergekommen?
Mir
drängt sich die Vorstellung auf, dass sich Jene, die es sich leisten
konnten und können, auf den Weg nach Europa machten, während die
ärmeren Flüchtlinge lediglich in den unmittelbaren Nachbarländer
Zuflucht suchten und fanden. Und das sind immerhin einige Millionen.
Dabei muss ich an Ungarns
Ministerpräsident Orbán denken, der seinen harten Kurs in der
Flüchtlingskrise verteidigt. Orbán erklärte der "Bild"-Zeitung,
er wolle Flüchtlinge künftig abschieben. Sie kämen inzwischen
nicht aus Kriegsgebieten, sondern aus Lagern in Nachbarländern
Syriens. Dort seien sie sicher gewesen. Die Menschen kämen nach
Europa, weil sie ein besseres Leben wollten. Dies könne er
verstehen. Für ihn stehe aber fest, dass es kein Grundrecht auf ein
besseres Leben gebe, sondern nur ein Recht auf Sicherheit und
Menschenwürde. Dabei bin ich der Meinung, dass Orbán trotz aller
gegen ihn gerichteten Kritik von Beginn an einen klaren Blick auf die
sich anbahnende Entwicklung hatte und eigentlich als einziger
Länderchef der EU einen klaren Kurs verfolgte. Und dass er vor allen
Bundeskanzlerin Merkel in ihrer Haltung gegenüber Flüchtlingen
kritisierte, ist gerade angesichts ihrer Entscheidungen in der
vergangenen Woche gerechtfertigt. Ich sehe jedenfalls den
Flüchtlingsströmen und damit der Verjüngung der Gesellschaft in
Deutschland weiter gelassen entgegen.
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