Montag, 14. September 2015

Herzlich willkommen – wie lange noch?

Gerade als alternder Mensch, dem ja mit den Flüchtlingsströmen nach Europa und Deutschland in der Argumentation in den Medien bewusst gemacht wurde, dass die meist jüngeren Flüchtlinge im Rahmen der demografischen Entwicklung ja die alternde Gesellschaft lediglich verjüngen, verfolge ich die Entwicklung mit Aufmerksamkeit, aber auch mit Verwunderung. Ohne die geringste Chance, daran etwas ändern zu können.


Die eben erwähnte Argumentation, dass ja die Flüchtlinge die alternde Gesellschaft zum Beispiel in Deutschland vornehmlich verjüngen, ist inzwischen der Besorgnis gewichen, dass diese Verjüngung das Maß des Erträglichen oder Tolerierbaren demnächst übersteigen könnte. Und die Einwanderung in geregelte, überschau- und beherrschbare Bahnen gelenkt werden muss.


In der österreichischen Zeitung „Die Presse“ war gerade zu lesen (Auszug): „Angela Merkel hat großherzig die Tore geöffnet, damit aber auch Zehntausende zur Flucht animiert...Was sich in Europa abspielt, ist beispiellos in der jüngeren Geschichte und hat längst die Dimensionen der Fluchtbewegungen nach dem Ungarn-Aufstand 1956 und nach den Jugoslawien-Kriegen überstiegen. Eine solche Massenwanderung quer durch den Kontinent hat es seit 1945 nicht mehr gegeben. Tag für Tag bahnt sich ein gewaltiger Flüchtlingstreck nahezu ungehindert seinen Weg in Richtung Norden. Die „Festung Europa“ ist zu einem Durchhaus geworden. Fast alle wollen nach Deutschland, manche auch weiter nach Schweden. Die Migranten gehen dorthin, wo sie sich die besten Chancen auf Asyl und ein angenehmes Leben ausrechnen, auch wenn sie zwischen Portugal und Finnland genauso gut anderswo Schutz vor Verfolgung finden könnten, übrigens auch außerhalb Europas.“(Ende des Auszugs)


Und in der „WELT“ von heute heißt es in einem Beitrag unter dem Titel: „Warum Flüchtlinge nicht automatisch Bürger sind“ u.a.(Auszug): „Bisher kam der Ruf nach einer "Willkommenskultur" aus linken, grünen und linksliberalen Milieus. Paradigmatisch: die grün-protestantische Politikerin Katrin Göring-Eckardt. Nach Heidenau ... riet sie der Bundeskanzlerin, endlich ein Flüchtlingsheim zu besuchen und dann zu sagen: "Ja, das sind Neubürgerinnen und Neubürger." Wie bitte? Muss man nur physisch irgendwo in Deutschland aufschlagen, um umgehend Bürger zu sein? Keine Verfahren, keine Bedingungen?“ (Ende des Auszugs).


Inzwischen also ist eine etwas nüchterne, realistische Denkweise eingetreten, die zu „vorübergehenden“ Grenzkontrollen geführt hat. Nach allen Erfahrungen aber werden die Flüchtlingsströme nicht wirklich abebben, die Massen werden weiter Wege finden, um dahin zu gelangen, wo sie hin wollen. Und das ist nun mal vor allem Deutschland, dessen Aufnahmebereitschaft und Willkommenskultur trotz „vorübergehender“ Grenzkontrollen ja doch allseits bekannt ist.


Nun heißt es doch immer, die in Europa ankommenden Flüchtlinge hätten viel Geld an Schlepper gezahlt, um nach Europa zu kommen. Und viele hätten zuhause Hab und Gut verkauft, um das Geld für die Flucht nach Europa zusammen zu bringen. Dann aber muss es doch in deren Herkunftsländern noch viele Menschen geben, die dieses Hab und Gut kauften? Und nicht an Flucht denken? Und wo sind dann die zurückgelassenen alten Menschen und Angehörige untergekommen?



Mir drängt sich die Vorstellung auf, dass sich Jene, die es sich leisten konnten und können, auf den Weg nach Europa machten, während die ärmeren Flüchtlinge lediglich in den unmittelbaren Nachbarländer Zuflucht suchten und fanden. Und das sind immerhin einige Millionen. Dabei muss ich an Ungarns Ministerpräsident Orbán denken, der seinen harten Kurs in der Flüchtlingskrise verteidigt. Orbán erklärte der "Bild"-Zeitung, er wolle Flüchtlinge künftig abschieben. Sie kämen inzwischen nicht aus Kriegsgebieten, sondern aus Lagern in Nachbarländern Syriens. Dort seien sie sicher gewesen. Die Menschen kämen nach Europa, weil sie ein besseres Leben wollten. Dies könne er verstehen. Für ihn stehe aber fest, dass es kein Grundrecht auf ein besseres Leben gebe, sondern nur ein Recht auf Sicherheit und Menschenwürde. Dabei bin ich der Meinung, dass Orbán trotz aller gegen ihn gerichteten Kritik von Beginn an einen klaren Blick auf die sich anbahnende Entwicklung hatte und eigentlich als einziger Länderchef der EU einen klaren Kurs verfolgte. Und dass er vor allen Bundeskanzlerin Merkel in ihrer Haltung gegenüber Flüchtlingen kritisierte, ist gerade angesichts ihrer Entscheidungen in der vergangenen Woche gerechtfertigt. Ich sehe jedenfalls den Flüchtlingsströmen und damit der Verjüngung der Gesellschaft in Deutschland weiter gelassen entgegen.

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