Bis 22. Oktober Ausstellung zum Lebenswerk Grohs im Nordhäuser
Bürgerhaus
Herr Genßler, der verstorbene Ehrenbürger Günter Groh hat sich von Ihnen ein Portrait gewünscht.
Ja,
da stimmt. Als er erfuhr, dass der Stadtrat der Stadt Nordhausen ihn
zum Ehrenbürger ernennen möchte, wünschte er sich als Geschenk von der
Stadt, dass ich ihn porträtiere.
Was glauben Sie, warum er sich dafür gerade für Sie entschied?
Das
kann ich natürlich nicht genau sagen und nur vermuten. Ich war von 1971
bis 1975 Schüler bei ihm am jetzigen Humboldt-Gymnasium, aber das waren
sehr viele in seinem langen Berufsleben
als Kunstlehrer, auch jene, die sich nach der Schulausbildung für eine
künstlerische Laufbahn entschieden. Aber wir haben uns in den
nachfolgenden 40 Jahren nie aus den Augen verloren, sei es als ich in
Berlin und Dresden studierte oder später als ich wieder
nach Nordhausen zog, standen wir immer im losen Kontakt. Wir schrieben
uns oder trafen uns. Aber ich glaube, um auf die Frage zurückzukommen,
unsere Beziehung beruhte auf gegenseitigem Respekt, Achtung und
vielleicht auch auf einer Art “Seelenverwandtschaft”.
Und nicht zuletzt glaube ich, dass er wissen wollte: “Wie macht er das?
Wie setzt er es um?"
Herr Genßler, bei einem Portrait ist es aber nicht geblieben. Wie kam es, dass Sie ein weiteres und 2 Büsten von ihm fertigten?
Für
mich stand sofort fest, dass ich seinem Wunsch gern nachkommen möchte
und wir verabredeten uns zum Modellsitzen bei mir im Atelier in
Bleicherode.
Nach zwei Stunden und mehreren Kohlezeichnungen machten wir beide Pause und ich fotografierte ihn als Grundlage für meine weitere Arbeit.
Nach einem Kaffee und einem gemütlichen Plausch
fotografierte ich ihn ein weiteres Mal. Und ich war erstaunt über die
Verwandlung. War er auf dem 1. Bild müde, abgespannt und vom Alter
gezeichnet, so war nach zwei Stunden und dem angeregten
Gespräch auf dem
2. Bild wieder der “alte Groh” zu sehen, dem
der Schalk aus den Augen blickte und der Glück und innere Zufriedenheit
ausstrahlte. Das wollte ich unbedingt malen.
Sie haben auch noch 2 Büsten von Günter Groh gemacht ?
Ja, ich bin nun mal nicht nur Maler, sondern mit Leib und Seele auch Bildhauer.
Nur in der Plastik wird ein Porträt
sozusagen eine runde Sache. Da Profil und alle möglichen Ansichten sind
da drin. Es sieht bei jedem Licht anders aus. Auch das wollte ich ihm
zeigen.
Leider verstarb er vor der Fertigstellung der Gemälde und auch der Büsten.
Das hat mich so getroffen und traurig gemacht, dass ich weder an den Bildern noch den Büsten weiter arbeiten konnte.
Und so ist ein alter Lehrspruch von
Groh auf tragische Weise Realität geworden, denn er sagte immer: “Man
muss ein Bild so malen, dass man jederzeit aufhören kann, und es ist
trotzdem ein sich geschlossenes Ganzes.“ Was ich
jetzt ausgestellt habe, ist das Ergebnis unserer Arbeit im Frühjahr.
Weiteres Arbeiten daran würde die Authentizität zerstören.
Herr Genßler, kann man Ihre Arbeiten zu Günter Groh in Nordhausen besichtigen?
Ja,
die Büsten, die Acryl-Gemälde und die Kohlezeichnungen sind noch in
der Ausstellung zur Ehrung des Lebenswerkes von Günter Groh im Foyer
des Bürgerhauses
bis 22. Oktober 2015 zu den Öffnungszeiten der Bibliothek zu sehen. Darüber
hinaus lade ich aber auch alle Interessierten zum Tag des Offenen
Ateliers am 19. und 20. September von 10-18 Uhr in mein Atelier, in
Bleicherode,
Burgstraße 29, ein.
Bild: Sohn Rainer Groh mit Peter Genßler
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