Eröffnungsgottesdienst der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda
Die
Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat gestern in
Fulda begonnen. Heute Morgen (22. September 2015) kamen die deutschen
Bischöfe zum Eröffnungsgottesdienst im Fuldaer Dom zusammen.
In
seiner Predigt erinnerte der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, an die deutsche Einheit vor
25 Jahren: „Seitdem ist auch die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam
aus Ost und West unterwegs. Die deutsche Einheit, das, was wir an
Bildern im Kopf haben, ist eine starke Geschichte, die uns sagt, dass
dieses Land seine Identität findet. Die Wiedervereinigung ist der
Bezugspunkt einer gemeinsamen Geschichte, die uns trägt. Denn gerade
heute brauchen wir die Erfahrung von Identität, von Zugehörigkeit, von
Miteinander und dem Gemeinsamen“, so Kardinal Marx.
Gegenwärtig
sei die Frage nach Heimat und Identität besonders drängend. Deshalb
beschäftige sich die Bischofskonferenz bei ihren Beratungen ausführlich
mit der aktuellen Flüchtlingsproblematik. „Menschen suchen Heimat, weil
sie existentiell wichtig ist. Heimat muss je neu geschaffen werden.
Gerade wir in Deutschland können diese Geschichte aufgrund unserer
Vergangenheit erzählen. Heimat wird verloren und muss gefunden werden,
damit ich weiß, wohin ich gehöre und wo ich bleiben kann. Deshalb hat
Heimat viel mit Familie, Sprache, neuem Aufbruch und Gemeinschaft zu
tun, die sich findet“, betonte Kardinal Marx.
Der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz unterstrich in seiner
Predigt, dass es darum gehen müsse, die Ursachen von Migration zu
bekämpfen: „Wir stehen in einem neuen Zeitalter der Heimatlosigkeit.
Kriege, Gewalt, Hass und Besitzgier sind einige der Ursachen von Flucht.
Wer sich auf die Flucht begeben muss, will neue Wege der Zugehörigkeit
und der Gemeinschaft und vor allem der Geborgenheit finden. Wir werden
die Probleme aber nicht lösen, wenn wir Mauern aufbauen und Abgrenzungen
in Gang bringen. Die Welt kann nur bestehen, wenn wir Brücken bauen und
Menschen in Frieden leben“, so Kardinal Marx. Eindringlich warnte er
davor, das 21. Jahrhundert mit Mitteln der Gewalt, Zäunen und Mauern
fortzusetzen: „Wir brauchen Dialog, Gerechtigkeit, die Austrocknung der
Gewalt und Hoffnung für die Völker, dass sie vorankommen im Kampf gegen
Ungerechtigkeit und Verfolgung. Das sind große Herausforderungen der
Kirche! Die Kirche hilft, als Werkzeug für Frieden und Versöhnung aller
Menschen zu dienen. Wir verlieren die Identität als Christen, wenn wir
uns abgrenzen, das war auch immer eine Gefahr in der Geschichte der
Kirche.“
Aufgabe
der Kirche sei es, gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen,
allen Menschen die Lebensweise Jesu zu zeigen: „Das Suchen dieser
Lebensweise Jesu kann nicht in einer abgeschlossenen Identität
geschehen, sondern nur in der Haltung und Identität des Dialogs, der
Einladung, des Gesprächs. Das ist Evangelisierung in einer Zeit, in der
Menschen zu uns kommen, mit anderen Religionen, anderen Geschichten und
anderen Erfahrungen. Diese Herausforderungen nehmen wir als Kirche an!
Im Gebet mit- und füreinander stützen wir uns und jene, die zu uns
kommen – gerade jene, die auf der Flucht und in Sorge sind. Ihnen gilt
unser Gebet und unsere Hilfe“, so Kardinal Marx.
Mitteilung der Deutschen Bschofskonferenz am 22.September 2015
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