Lutherstadt Wittenberg und Eisenach erzählen die Geschichte.
Nordhausen gehört meines Wissens nicht zu den offiziellen Reformationsorten und Städten der Luthertour. Obwohl doch Johann Spangenberg, enger Vertrauter Martin Luthers, 1524 in der St. Blasii-Kirche seine erste evangelische Predigt hielt. Jedenfalls schien mir, als würde sich am Donnerstag im Untergeschoß der Flohburg eine Atmosphäre verbreiten, in der sich ein kurzer Ausschnitt Reformations- und Luthergeschichte vor den Toren Nordhausens abspielt.
Dazu führte eine dort eröffnete Ausstellung, die ebenfalls Lucas Cranach dem Jüngeren gewidmet ist. In dessen Mittelpunkt sein monumentales Epitaphgemälde „Die Auferstehung des Lazarus“ in St. Blasii steht. Und von Heidelore Kneffel in einer so anschaulichen Weise zeit- und kulturgeschichtlich be- und umschrieben wurde, dass beim Zuhören jener emotionale Eindruck entstehen konnte.
Zuvor aber begrüßte die Kunsthistorikerin Susanne Hinsching, gegenwärtig kommissarische Leiterin der Flohburg, die Gäste der Ausstellung, zuvörderst OB Dr. Klaus Zeh und Superintendenten Andreas Schwarze, die dann in dieser Reihenfolge Grußworte entboten. Und damit gleichzeitig in die Ausstellung einführten. Die von Heidelore Kneffel als Kuratorin außerordentlich umfangreich und natürlich absolut authentisch ausgestaltet wurde. Übrigens sah man unter den Gästen neben vielen anderen auch die frühere Leiterin der Flohburg, Dr. Cornelia Klose, der man seitens der Gäste mit großer Achtung und auch Sympathie begegnete.
Thematisch betrachtet und gleichfalls angelehnt an eine frühere sachbetonte Beschreibung Kneffels, ist dieses 1558 entstandene Gemälde geschaffen für den drei Jahre vorher verstorbenen Nordhäuser Bürgermeister Michael Meyenburg, der mit Vater und Sohn Cranach aus Wittenberg befreundet war. Dieses große Ölgemälde ist über die Grenzen Nordhausens berühmt durch die Reformatorengruppe, die sich darauf befindet: Martin Luther, Johannes
Bugenhagen, Georg Spalatin, Erasmus von Rotterdam, Justus Jonas, Caspar Cruciger, Philipp Melanchthon und andere. Unten im Vordergrund kniet der Bürgermeister Michael Meyenburg mit seiner Familie, selbst durch ein Wappen ausgezeichnet. Unter dem Malerzeichen L. Cranachs steht die Jahreszahl 1558.Für das Epitaph verwendete Lucas Cranach der Jüngere die "Studien von Köpfen und Händen", die aktuell in der
Ausstellung "Lucas Cranach der Jüngere - Entdeckung eines Meisters" im Augusteum in Wittenberg zu sehen sind. Und in der Flohburg-Ausstellung leihweise ausgestellt sind (Bild).
Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges ist das Epitaph verschollen. Von amtlicher Seite wurde dazu behauptet, daß die Gemälde an ihrem Auslagerungsort, dem Keller der früheren Aktienbrauerei Am Hagentor bei den Bombenangriffen am 3. und 4. April 1945 zerstört worden seien. Was freilich nicht möglich ist, weil die Brauerei gar nicht bombenbeschädigt wurde. Augenzeugen berichteten hingegen, daß die ausgelagerten Bilder mitgenommen wurden, von wem auch immer. Jedenfalls ist das Original verschollen.
Als ausgezeichnete Gemäldekopie, geschaffen 1927 von dem Dresdner Maler Robert Häusler für die Nachkommen des Bürgermeisters Meyenburg, hängt das Ölgemälde seit 1953 als Leihgabe der Familie Meyenburg in der St.Blasii-Kirche. In diesem Zusammenhang wird auch die Rückführung der „Himmelgarten-/St.Blasii-Bibliothek“ erwähnt, die im Oktober 2014 von ihrem Auslagerungsort Wittenberg nach Nordhausen zurückkehrte. Darunter sich auch Werke der in der dargestellten Reformatorengruppe befindlichen Autoren, auf deren Biographie die Ausstellung mit mehreren Ausstellungsstücken verweist.
Der Vortrag Heidelore Kneffels anlässlich dieser Ausstellungseröffnung am Donnerstag war jedenfalls so aufschlussreich und unterhaltsam, dass ich mir eine Wiederholung im Laufe dieser Ausstellung wünsche, die bis zum 31. Januar 2016 dauern wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen