Montag, 7. September 2015

Theater Nordhausen: Auftakt der neuen Spielzeit mit viel Licht und einigen Schatten.

Um von vornherein keine Missverständnisse zu dieser Titelzeile aufkommen zu lassen: die Besucher der Operngala am Samstag erlebten einen begeisternden Konzertabend, der viel, viel Beifall fand. Insoweit keinerlei Einschränkung. Dass Intendant Lars Tietje im Rahmen dieser Premiere als Preisträger des diesjährigen Theaterpreises verkündet und gewürdigt wurde, fand – wie berichtet – ebenso ungeteilte Zustimmung und lang anhaltendem Beifall. Und das sogar noch, bevor überhaupt der Name des Geehrten von Landrat Matthias Jendricke, Vorsitzender des
Stiftungsrats der Kreissparkasse Nordhausen, genannt wurde. Zwar war der Name bis zuletzt geheim gehalten worden, doch schon in vielen themenbezogenen Gesprächen zuvor war Lars Tietje als favorisierter Kandidat genannt worden. Weil allgemein zu hören war, dass damit seine erfolgreiche Zeit als Intendant des Theaters Nordhausen seinen krönenden Abschluss finden könnte. Jendricke überreichte ihm den Preis gemeinsam mit der Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft Birgit Keller, Barbara Rinke, der Vorsitzenden des Fördervereins Theater Nordhausen e. V. und Wolfgang Asche, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Nordhausen. „Wir ehren diesmal eine ganze Ära“, so der Landrat.
Zwar drückte man in den Würdigungen die Freude aus, dass Lars Tietje ja mit der Operngala als Eröffnung der Spielzeit 2015/16 ja noch dem Theater ein Jahr erhalten bleibt, es bleibt aber die Einsicht, dass sowohl diese Spielzeit-Eröffnung als auch jede weitere Veranstaltung - wie etwa das Theaterfest am kommenden Sonntag – und jede Aufführung imTheater selbst die letzte sein wird, die unter der Intendanz Lars Tietjes stattfindet.
Das Bedauern war schon vor Beginn der Premiere der Operngala unüberhörbar, beim Empfang im Foyer des Theaters nämlich, zu dem der Förderverein des Theaters Nordhausen e.V.die Nordhäuser Stadträte, sowie die Kreistagsabgeordneten des Landkreises Nordhausen und die Presse eingeladen hatte.

Ich kenne nicht alle Stadt- oder Kreistagsmitglieder und die Sicht aus meiner, den Umständen geschuldete, Froschperspektive ist begrenzt. Jedenfalls aber war die Beteiligung denkbar gering und ließ Überlegungen aufkommen, wie groß wohl die Verbundenheit der Stadt- und Kreistagsmitglieder mit ihrem Theater sein mag? Immerhin: die politischen Repräsentanten des Land- bzw. Wahlkreises waren gekommen – u.a. Birgit Keller, Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Bundestagsabgeordneter Manfred Grund und MdL Katja Mitteldorf. In allen gehaltenen Ansprachen und anschließenden Unterhaltungen war dann zu hören, dass die Thüringer Landesregierung schwerwiegende Überlegungen und Verhandlungen zur Kulturlandschaft – vornehmlich der Theater-Finanzierung des Landes ab 2017 – führt, die zumindest hellhörig machen müssten. Erinnerungen an 2006 wurden dabei wach. Und damit die Frage nach Kompetenz und Engagement des Tietje-Nachfolgers, des Dirigenten Daniel Klajners. Man darf gespannt sein. 

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