Keine nachhaltige Entwicklung ohne Gleichberechtigung von Frauen
Berlin, 06.03.2019 –
Obwohl Frauen weltweit den Großteil der Erwerbs- und
Reproduktionsarbeit leisten, werden sie in vielen Bereichen immer noch
strukturell benachteiligt. Sie bekommen für die gleiche Arbeit weniger
Lohn als Männer und sind seltener in Führungspositionen vertreten.
Außerdem haben Frauen und Mädchen oft keinen Zugang zu wichtigen
Ressourcen wie Bildung, Land, Krediten oder einem eigenen Einkommen.
Damit sind sie stärker von Armut betroffen und können ihre Potenziale
oft nicht entfalten. Anlässlich des Welfrauentages am 08. März betont
das Forum Fairer Handel den emanzipatorischen Anspruch der
Fair-Handels-Bewegung und zeigt, wie faire Geschäftsmodelle Frauen in
der Praxis stärken. So erreichen Frauen, die in
Fair-Handels-Unternehmentätig sind, mit einer viermal so hohen
Wahrscheinlichkeit eine Position in der obersten Führungsebene wie in
konventionellen Unternehmen.
Keine nachhaltige Entwicklung ohne Gleichberechtigung der Geschlechter
Mit
dem fünften Nachhaltigen Entwicklungsziel (SDG 5) der Vereinten
Nationen hat sich die internationale Staatengemeinschaft vorgenommen,
die ungleiche Behandlung der Geschlechter zu beenden. „Obwohl es auf
internationaler wie auch auf nationaler Ebene Regelungen zur
Gleichbehandlung der Geschlechter gibt, besteht immer noch eine große
Lücke zwischen Gesetzen und alltäglicher Praxis“, stellt Andrea
Fütterer, Vorsitzende des Forum Fairer Handel, fest. Das gilt im Übrigen
auch für Deutschland. „Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern
ist jedoch notwendig für ein friedvolles Miteinander und eine
nachhaltige Entwicklung“, unterstreicht Fütterer. Die Stärkung von
Frauen kommt auch der Gemeinschaft zugute, denn sie investieren ihr
Einkommen vermehrt in Bildung, soziale Aktivitäten und Gesundheit.
Ungleiche Machtverhältnisse in Lieferketten gehen auf Kosten der Frauen
Die
ungleiche Machtverteilung in Lieferketten untergräbt das Recht von
Produzent*innen und Arbeiter*innen auf würdige Arbeitsbedingungen sowie
faire und gleiche Bezahlung. Das betrifft insbesondere Frauen. „Am
Anfang jeder konventionellen Lieferkette – im Handwerk wie auch in der
Landwirtschaft – stehen gesellschaftlich schwächer gestellte Frauen. Sie
sind es, die die Folgen der Preiskämpfe zwischen Einzelhandelskonzernen
und unseres Billigkonsums tragen“, erklärt Fütterer.
Fair-Handels-Organisationen tragen dazu bei, das Bewusstsein für diese
Ungerechtigkeit zu schärfen, diese Frauen zu stärken und ihnen eine
Stimme zu geben.
Gleichberechtigung von Frauen als Grundsatz des Fairen Handels
Die
Förderung der Gleichberechtigung von Frauen zählt zu den international
definierten Grundsätzen des Fairen Handels. Fair-Handels-Organisationen
lehnen Geschlechterdiskriminierung ab und setzen sich aktiv für eine
Gleichberechtigung der Geschlechter ein. Im Fairen Handel bekommen
Frauen Zugang zu Bildung, einen gerechten Lohn für ihre Arbeit, werden
in Entscheidungsprozesse einbezogen und bei der Entfaltung ihrer
Potenziale gefördert. Sie werden darin bestärkt, ihre Rechte
wahrzunehmen und haben damit die Möglichkeit, sich auch in Gesellschaft
und Politik einzumischen.
Faire Geschäftsmodelle stärken Frauen
Mit
welchen Instrumenten dies geschieht, beschreibt ein aktueller Bericht
der World Fair Trade Organization (WFTO) unter der Überschrift
„Geschäftsmodelle, die Frauen stärken“, dessen deutsche Fassung das
Forum Fairer Handel am 08. März veröffentlicht. Dieser zeigt, dass
Frauen in Fair-Handels-Organisationen deutlich mehr Chancen haben, ein
eigenes Einkommen zu erwirtschaften, mit dem sie ein würdiges und
selbstbestimmtes Leben führen können. „Ich habe hier gesehen, dass
Frauen auf allen Ebenen arbeiten – als Vorgesetzte, Designerinnen und
Produktionsleiterinnen. Früher wurde mir weis gemacht, dass eine Frau
nichts erreichen könne. (…) Jetzt kann ich genug für mich und meine
Tochter verdienen und sogar noch meine Eltern finanziell unterstützen“,
berichtet Rinku Mishra, Mitarbeiterin des Fair-Handels-Unternehmens Creative Handicrafts
in Indien. „Mein Selbstbewusstsein als Frau wächst. Wir haben hier
regelmäßige Fortbildungen zu Themen wie Gleichberechtigung und
geschlechtsbezogener Gewalt. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das
Gefühl, an einem Ort zu sein, wo man mich versteht“, so Rinku Mishra
weiter. Creative Handicrafts ist nur eines von vielen Fair-Handels-Unternehmen, die vorbildliche Arbeit für die Gleichberechtigung von Frauen leisten.
Fairer Handel fördert Frauen in Führungspositionen
„Frauen,
die für ein Fair-Handels-Unternehmen tätig sind, erreichen mit viermal
so hoher Wahrscheinlichkeit eine Position in der obersten Führungsebene
wie Frauen, die für konventionelle Unternehmen arbeiten. Mehr noch, in
einem Fair-Handels-Unternehmen beschäftigte
Frauen erhalten Anerkennung, ihre Rechte werden respektiert, sie sind
sichtbar und werden gehört“, erklärt Andrea Fütterer.
Für
eine gleichberechtigte Gemeinschaft sind aber Bemühungen sowohl auf der
wirtschaftlichen als auch auf der politischen und gesellschaftlichen
Ebene notwendig. Um die Bedeutung der Geschlechtergerechtigkeit im
Fairen Handel zu beleuchten, befasst sich die Faire Woche vom 13.-27. September 2019 schwerpunktmäßig mit diesem Thema.
Als Mitglied der WFTO schließt sich das Forum Fairer Handel deren Forderungen in Sachen Geschlechtergerechtigkeit und Gleichbehandlung an (s. PDF im Anhang).
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