330 Bäckerei-Beschäftigte im Kreis Nordhausen verdienen zu wenig Brötchen
Dicke
Luft in den Backstuben: Wenn es ums Brötchenverdienen geht, schneiden
die Bäcker im Landkreis Nordhausen schlecht ab. Das kritisiert die
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Viele der rund 330
Bäckerei-Beschäftigten im Landkreis Nordhausen werden mit dem
gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro abgespeist. Wer Glück hat, liegt
ein paar Cent drüber. Der Lohn-Geiz im Bäckerhandwerk ist extrem, dreist
und unverschämt“, sagt Christl Semmisch. Die Geschäftsführerin der NGG
Thüringen wirft der Innung vor, Bäckereien bewusst zu
„Armutslohn-Betrieben“ zu machen.
„Vom
Bäckergesellen bis zur Verkäuferin, vom Teigmacher bis zur Aushilfe am
Verkaufstresen – wenn alle in einem Betrieb am untersten Lohnsockel
festgebacken sind, dann geht das nicht gut“, so Christl Semmisch. Der
Unmut in den Bäckereien wachse. „Viele Bäckergesellen im Landkreis
Nordhausen haben die Faust in der Tasche. Dass ausgerechnet die, die das
Brot verkaufen, oftmals ohne staatliche Unterstützung gar nicht leben
können, ist ein Skandal“, sagt die Geschäftsführerin der
Bäcker-Gewerkschaft. Viele Bäckereien hätten zwar die Preise für Brot
und Brötchen angehoben, beim Lohn ihrer Beschäftigten seien sie
allerdings nicht bereit, mehr zu zahlen.
Die
NGG Thüringen will beim Bäckerei-Lohn jetzt in die Offensive gehen:
„Der Stundenlohn muss deutlich steigen – auf zwei Stellen vorm Komma.
Denn wer weniger verdient, bekommt später garantiert nur eine Rente, die
unter dem ‚Alters-Hartz-IV‘ liegt“, macht Christl Semmisch deutlich.
Selbst bei einem Stundenlohn von 11,68 Euro bleibe am Ende nur eine
Rente von 788 Euro pro Monat – die Höhe der Grundsicherung im Alter.
„Und die bekommt auch nur, wer 45 Jahre im Vollzeitjob durcharbeitet.
Das ist für Bäcker, die in der Dauer-Nachtschicht-Tretmühle stecken,
sowieso schon extrem schwierig“, so Semmisch.
Die
NGG-Geschäftsführerin fordert die Bäckermeister im Landkreis Nordhausen
auf, Druck zu machen und den Landesinnungsverband des Thüringer
Bäckerhandwerks dazu zu bewegen, einen Lohntarifvertrag abzuschließen.
„Bislang schalten die obersten Thüringen-Bäcker komplett auf stur. Sie
verweigern seit Jahren jede Lohnverhandlung: Was sie dabei völlig
ignorieren: Sie ruinieren das Image einer ganzen Branche und die Zukunft
der Betriebe, die es noch gibt“, warnt Christl Semmisch. Denn das
Nachwuchsproblem habe viele Bäckereien schon längst kalt erwischt.
Christl Semmisch
Geschäftsführerin
der NGG-Region Thüringen
der NGG-Region Thüringen
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