Mittwoch, 4. November 2015

Treffen mit dem Vorsitzenden des Islamischen Kulturzentrums Nordhausen:

 „Das Zentrum könnte Botschafter des Grundgesetzes und der Integration sein“

Nordhausen (psv) Das Islamische Kulturzentrum in Nordhausen muss angesichts der zunehmenden Zahl von Flüchtlingen eine wichtigere Rolle spielen. Das sagte jetzt Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh (rechts) bei einem Treffen mit dem Imam des Nordhäuser Islamischen Kulturzentrums, Abdelfatah Lahlou (links).

Lahlou, Student an der  Hochschule Nordhausen, wurde im Jahr 2012 von seiner Gemeinde zum Imam des Kulturzentrums gewählt  und ist seitdem vor allem ehrenamtlicher Ansprechpartner für viele Belange der Muslime in Nordhausen.

Mit dieser Vermittlerrolle, so Zeh, könnte das Kulturzentrum helfen, Spannungen und Befürchtungen in der derzeitigen Flüchtlingssituation zu überwinden: „Zum einen gilt die humanitäre Verpflichtung des Grundgesetzes, Menschen Asyl zu gewähren, die Würde des Menschen zu achten ungeachtet seiner Religion. Gleichzeitig gilt die Verpflichtung zur Integration, ohne dass die Deutschen Angst haben müssen, ihre Identität zu verlieren und die Grundwerte der Verfassung über Bord zu werfen. Bei der Überwindung dieses Dilemmas sollten jene Muslime eine wichtige Rolle spielen, die schon lange in Deutschland leben, in dem sie Signale in beide Richtungen  aussenden. Ängste und Unsicherheiten gibt es auf beiden Seiten. Die kann man auch nicht wegbefehlen. Aber persönliche Begegnungen zum Beispiel können Vorurteile und stereotype Überzeugungen abbauen“, so der Oberbürgermeister.

Damit die Wahrnehmung der in Deutschland fast ausnahmslos friedlich nach Gesetz und Ordnung lebenden Muslimen nicht durch Bilder von den Handlungen z.B. des IS nicht verfälscht werde, wünsche er sich, dass weiter daran gearbeitet werde, Gemeinsamkeiten zu verstärken, so der Oberbürgermeister.

Lahlou sagte, dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten helfe, wo Hilfe gebraucht sei. Auch er sehe die Gemeinde in Pflicht und habe auch Verständnis für die Verunsicherung vieler Deutscher, „angesichts der vielen Flüchtlinge, die kommen. Diese Situation ist für alle Seiten eine Herausforderung. In diesen  Tagen steht für uns die praktische Unterstützung auf der Tagesordnung. Wir sind gefragt, wenn Busse mit neuen Flüchtlingen eintreffen, helfen bei Übersetzungsaufgaben im Krankenhaus. Und nach dem Freitagsgebet, schlüpfe ich in die Rolle des Beratungsbüros, helfe Formulare auszufüllen und Fragen zu beantworten.“

Lahlous Frau Julia (Mitte) sagte, dass sie beobachte, dass das Hilfesystem langsam greife. „Im Alltag heißt es für mich als Sozialarbeiterin insbesondere bei interkulturellen Missverständnissen zu helfen. Das betrifft zum Beispiel Alltagsrituale zu erklären, wie das Verhalten beim Arzt oder die unterschiedlichen Auffassungen über Privatsphäre.“



Foto:  Patrick Grabe, Pressestelle Stadt Nordhausen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen