Dienstag, 17. November 2015

Noch gerät die Welt nicht aus den Fugen

Alles im öffentlichen Leben ist in diesen Tagen geprägt und wird noch immer bestimmt von den schrecklichen Ereignissen vom Freitag in Paris. Die wohl auch jeden redlich denkenden Menschen berühren und mit Trauer für die Opfer und Abscheu gegen die Initiatoren dieser Terrorvorgänge erfüllen. Ich zähle mich zu ihnen, wenn ich mich auch noch bemühen muss, mit meiner Trauer über die Verluste von Menschen fertig zu werden, die mir sehr nahe standen und allein im letzten halben Jahr starben.

Und weil das so ist und sich demzufolge auch alle Medien mit diesen Terroranschlägen, ihren (mutmaßlichen) Gründen und Hintergründen befassten, braucht es auch entsprechend viel Zeit, um allein die vielen Berichte in den Internet-Ausgaben der Zeitungen zu lesen und zu „verdauen“. Umso mehr, als ich feststelle, dass zwar das Entsetzen über Anschläge und Opfer einheitlich ist – oder doch so scheint – die Einschätzung und Konsequenzen daraus aber doch zum Teil in einer Weise voneinander abweichen, dass allein schon der Versuch schwer fällt, zu einer Abwägung der Berichte und Kommentare und zu einer eigenen Einstellung zu kommen. Von der ich dann natürlich noch immer nicht weiß, ob sie zutreffen.

Immerhin aber bin ich angesichts des heute stattfindenden Fußball-Länderspiels Deutschland gegen die Niederlande der Meinung, dass es angesichts der angeblichen oder wirklichen Gefahr terroristischer Anschläge angemessenere Vorkehrungen geben sollte, als ein Fußball-Länderspiel stattfinden zu lassen, „dessen sportliche Bedeutung hinter der Bedeutung als demonstrativer Akt für Demokratie und Freiheit“ unter dem Schutz tausender Polizisten zurücksteht. In Belgien jedenfalls, wo ebenfalls ein Fußball-Länderspiel stattfinden sollte, hat man auf eine ähnliche Symbolik verzichtet und das Spiel abgesagt.
Was mich aber nicht weniger wundert, ist die Berichterstattung durch die Medien aus Paris und anderen relevanten Orten: überall werden z.B. in n-tv oder N24 Reporter vor Ort aufgerufen, und nicht nur nach wirklichen Vorgängen und Tatsachen befragt, sondern vielfach auch nach ihrer jeweiligen persönlichen Einschätzung. Ich halte das einfach für unseriös, schon angesichts der höchst unterschiedlichen offiziellen Kommentare in den Zeitungen, die immerhin nach reiflicher Überlegung angeboten werden.
Und da wundert mich doch sehr, dass in Deutschland zum Beispiel jede Vermengung von Terrorgefahr mit dem Thema Flüchtlinge abgelehnt wird und sofort als rechtspopulistisch eingeschätzt wird. Ganz im Gegensatz zu Teilen der ausländischen Medien. Wie wohl würden Politiker und die Presse reagieren, wenn man in einer deutschen Zeitung lesen würde: Heutige Migranten sind spätere Terroristen (gelesen in der tschechischen konservativen „Lidové noviny“). Und das ist nur ein Beispiel von zahlreichen anderen. Und nicht viel anders verhält es sich mit den Vorstellungen zum Vorgehen gegen den Islamischen Staat: während ich in einer Zeitung lese: Nur harter Krieg hilft gegen diesen Terror (15min Litava) schreibt eine andere: Die politische Aufgabe ist größer als die militärische (Deutsche Welle). Wie also soll man da zu einer eigenen Meinung kommen? Ich werde den heutigen Tag symbolisch (wie auch sonst alle anderen ohne besondere Betonung) der Demokratie und Freiheit widmen. Und heute Abend mal gucken, was sich in Hannover tut. 

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