Ab
21. November neue Sonderausstellung mit Fotografien von Tilmann
Graner
Parallel
zum Abhängen der sehenswerten Grafiken der Ausstellung im Rahmen des
9. Nordhäuser Grafikpreis der
Ilsetraut Glock-Grabe Stiftung in dieser Woche erfolgen die
Vorbereitungen für die kommende Schau, die ab dem 21. November
gezeigt wird. Titel: “Out of the White/On the Beach“ –
Fotografien vom Tilmann Graner. Was erwartet man bei diesem Titel?
Strände? Palmen? Kristallklare, smaragdgrüne See? Und wer weiß
schon, dass „Out of the White“ mit einem Fachbegriff für ein
Lichtphänomen spielt. „Whiteout“ beschreibt die Helligkeit, die
bei schneebedecktem
Boden und gedämpftem Sonnenlicht (durch
Bewölkung, Nebel oder Schneefall) beobachtet werden kann. Aufgrund
der starken diffusen Reflexion des Sonnenlichts und der damit
einhergehenden sehr hohen minimalen Leuchtdichte kommt es zu einer
sehr starken Kontrastverringerung, das gesamte Blickfeld scheint
gleichmäßig hell zu sein. Es folgt ein Verschwinden des Horizontes;
Boden und Himmel gehen nahtlos ineinander über. Nichts ist mehr
greifbar – auch Zeit und Gefahr scheinen zu verschwinden. Aber auch
mit dieser Beschreibung im Internet ist wenig geholfen. Noch immer
ist
nicht klar, was dem Besucher dieser Schau erwartet. Und wie so
oft: Hilfreich ist ein Gespräch und eine kleine Vorschau auf diese
Fotografien, die in vielen Jahren und nach einer gewissen mentalen
Vorbereitung entstanden sind. Tilmann Graner, seit mehr als 20 Jahren
als Solofagottist des Loh-Orchesters Sondershausen vielen Besuchern
unseres Theaters ein Begriff, gewährt in diesem Gespräch in seiner
offenen, lockeren Art den Zugang zu dem Ausdruck, dem Wollen, seiner
Intention, die hinter diesen Fotografien stehen. Gezeigt werden ca.
100 Fotos, aber allein der
Blick auf eine Auswahl von vielleicht zehn
reichen aus um einer gewissen Faszination zu erliegen. Es erfolgt
beim Betrachten auch eine Art „Out“. Nach wenigen Augenblicken
fühlt man sich losgelöst von dem Trubel, der Unruhe unseres Alltags
und taucht ein in diese Stille, die fast greifbar von diesen Motiven
ausstrahlt. Und der Fragen werden mehr - wie auch eine Ahnung des
Verstehens. Wenn Tilmann Graner anmerkt, dass die Besonderheiten der
Lokalität - ein Gletscher in Grönland oder
den Rocky Mountains, die Tundra
in Norwegen oder der Wald im Harz - dabei in den
Hintergrund rücken,
dann erschließen sich diese Motive und scheinen den Betrachter in
eben dieses Weiß zu rücken, dass doch laut Titel eigentlich ‚out‘
sein sollte. Und die Beach? Wieder keine Postkartenidyllen, keine
romantische Landschaften. Es finden sich Motive mit
Hinterlassenschaften der Menschen, die vielleicht noch kurz zuvor an
diesem Ort weilten – eine einsame Bank, vergessenes Spielzeug, eine
betonierte Promenade…Und diese oft einsam stehenden Details lassen
so die bloße Natur zu Orten menschlichen Daseins werden. Auch hier
die Spannweite der
Aufnahmeorte - vom Stausee Kelbra über Polen bis
nach Grönland. Und wieder eine Frage: Gibt es Berührungen mit „Out
of the White“? Antwort: „Vielleicht, gelegentlich – doch
vielleicht kann es auch einmal ein Augenzwinkern geben“; wobei es
offen bleibt, ob dieses Augenzwinkern sich auf diesen Zusammenhang
bezieht oder mehr in dem leicht schmunzelnden Ausdruck von Tilmann
Graner zu finden war. Für den Unterzeichner, der gern und oft
fotografiert, eine Lehrstunde zu Motiv, Licht, Ausdruck und
Ausstrahlung dieser Fotografien. Und so ist es schön zu wissen,
dass
die Besucher des Kunsthauses diese neue Sonderausstellung vom 21.
November bis 24. Januar schauen können – und dass es einen
Gesprächsabend mit Tilmann Graner am 10. Dezember geben wird. Wer
also eintauchen möchte in diese Motive der Stille, der oftmals
anrührenden Ausstrahlung, der sei eingeladen zu dieser Schau. Und
wer übersättigt ist von dem Trubel vor und nach dem Fest, der möge
ein weiteres Mal kommen und sich mitnehmen lassen in dieses „Out“
– eben mehr als nur ein „Out oft the White“.
Die
Vernissage ist am 21. November 2015 um 17 Uhr. Musikalisch umrahmen
wird Silke Gonska. Auch hier sicher ein Spannungsbogen zwischen der
Art ihrer musikalischen Umsetzung von bestimmten Motiven und denen
Tilmann Graners. Bleiben wir also gespannt bis zum 21. November.
Dr.
Wolfgang R. Pientka
Vorsitzender des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins
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