So beginnt die Titelzeile eines Artikel
in der WELT, in dem gestern Michel Friedman den wieder erwachten und
damit nie ganz versiegten Antisemitismus in Deutschland beklagt. Und
nachdem ich den Artikel gelesen habe sitze ich also hier und frage
mich bislang vergeblich, was ich als Reaktion dazu tun könnte?
In einigen meiner jüngsten Einträge
habe ich meine Meinung zu den Demonstrationen in jüngster Zeit in
deutschen Städten, vornehmlich von Menschen muslimischen Glaubens,
zum Ausdruck gebracht. Dabei habe ich zwar eine Vorstellung von den
Ursachen dieser Demonstrationen, aber noch nicht einmal eine
grundsätzliche Einstellung zu deren Verursachern und Teilnehmern.
Hatte ich zunächst nach den gezeigten Transparenten und den
gebrüllten Parolen den Eindruck, Judenhasser seien durch die Straßen
gezogen, hörte man – nach den Berichten in den Medien – im
weiteren Verlaufe der Demonstrationen keine solchen demonstrativen
Äußerungen mehr. War ein jäher Sinneswandel eingetreten? Oder
waren es andere Demonstranten mit anderen (gemäßigten oder
sachlicheren) Motiven? Und wenn Michel Friedman von nach wie vor
vorhandenen Antisemitismus in Deutschland schreibt, den es wohl auch
wirklich gibt, fühlen sich deren Vertreter dann durch die
gleichgesinnten Muslime verbunden oder gestärkt?
In der WELT schreibt
Friedman u.a. (Auszug): „Und nun diese letzten Wochen.
Linksextreme, Rechtsextreme und zum ersten Mal unübersehbar und
unverdrängbar radikalisierte extremistische Muslime, skandieren
wieder einmal "der Jude ist an allem schuld". Die
Gewaltbereitschaft und der Hass dieser radikalisierten Muslime ist
erschreckend. Sie zu ignorieren oder gar zu rechtfertigen,
fahrlässig.
Wehret den Anfängen?
Welche Anfänge? Wir sind doch längst darüber hinaus. Wo aber sind
die Demokraten, die sich das eingestehen? Stattdessen Sonntagsreden:
"Wir solidarisieren uns mit unseren jüdischen Mitbürgern."
Wieso eigentlich Mit-Bürger? Ich habe noch nie von den "katholischen
Mit-Bürgern" gehört“ (Ende des Auszugs).
Nun halte ich mich ja für einen
Demokraten, also für angesprochen. Und ich erinnere
mich an meine Jugendzeit: „Der Stürmer“ gehörte fast zur
Pflichtlektüre (ich will auf dessen Inhalt gar nicht näher
eingehen). Und es gab eine Schriftenreihe (es mag eine katholische
gewesen sein) in der es die Fortsetzungsgeschichte „Benitam und
Beltram“ gab, die eine ähnliche Linie wie der „Stürmer“
verfolgte. Von meinen Eltern konnte ich keine Aufschlüsse dazu
bekommen und auf Aufschlüsse warte ich ganz allgemein auch heute
noch von berufener Seite: Warum überhaupt Judenhass? Im „Stürmer“
wurde er auf eine Art erklärt, geschürt und veranschaulicht, die
mir grotesk schien. Im Katholizismus gibt es keinen „Hass“ im
eigentlichen Sinne, wohl aber eine deutliche Distanzierung durch die
Religion begründet. Im Islam dient der Koran einem Teil der Muslime
zum friedlichen Miteinander (wenn ich das richtig deute) einem
anderen als Begründung, Juden zu hassen. Und im Protestantismus?
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