Die vergangene Woche war im Programm
von 3SAT nachmittags im wesentlichen dominiert von der Geschichte der
Deutschen. In der veranschaulicht wurde „Woher wir kommen, wer wir
sind“. Eine Dokumentation, vom ZDF in Auftrag gegeben und in 2010
erstmals ausgestrahlt, war sie mir diesmal wert, in ihrer ganzen
Kontinuität und Länge verfolgt zu werden. Dazu trug u.a. die nahezu
permanente „Vergangenheitsbewältigung“ auf n-tv bei (heute zum
Beispiel „Hitler privat“) und die Luther-Dekade mit ihren
tendenziösen Berichten u.a. über Martin Luther (z.B. TA vom
16.Juni: „War Luther ein Antisemit“?). Es bedurfte ziemlichen
Sitzfleisches, um die jeweils mehrstündigen Sendungen zu verfolgen.
Spannung und Wissen, die sie vermittelten, ließ aber die Zeit fast
vergessen.
Nun verband ich mit dem Verfolg dieser
recht umfangreichen Geschichtsdarstellung in 2 Staffeln mehrere
Ansprüche: da ist einmal die allgemeine Auffrischung des Wissens zur
Geschichte der Deutschen, es sind Kaiser und Könige, an die man
erinnert wurde, herausragende oder doch bemerkenswerte
Persönlichkeiten und PolitikerInnen, die vielfach in ihrer Zeit –
oder auch danach – verherrlicht, verdammt und instrumentalisiert
wurden. Und es sind immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen und
Kriege, Siege und Niederlagen und (fast) immer um politische Macht
bestrebungen und Einfluß. Und in diesem Zusammenhang auch um Glauben
und Religion.
Es würde den Rahmen dieser Eintragung
bei weitem sprengen, wollte ich hier näher auf Geschichten und
Verläufe eingehen. Es gibt diese ganze Historie u.a. auf 10 DVD (bei
Amazon)
und ich hätte sie mir auch zulegen
können. Nur ginge es mir damit wie mit der Geschichte des 2.
Weltkriegs auf 7 VHS-Casetten, die ich mir vor Jahren in der Absicht
zulegte, sie mir bei passender Gelegenheit anzusehen: es hat diese
„passende Gelegenheit“ noch nicht gegeben.
Neulich hatte ich mich ja auch
wiederholt mit Martin Luther beschäftigt und mir vorgenommen, ein
Gespräch mit Pfarrer von Biela zu suchen, um Antworten auf Fragen zu
erbitten, die mich in diesem Zusammenhang beschäftigen. Den
Antisemitismus des Martin Luther zum Beispiel. Oder sein Verhältnis
zur Obrigkeit, zu Kriegen und Gewalt, die doch gerade in diesem Jahr,
das im Rahmen der Lutherdekade der „Reformation und Politik“
gewidmet ist.
Zur zweiten Überlegung gibt mir die
Geschichte der Deutschen Antwort. Sie ergibt sich aus dem Verhältnis
Martin Luthers zu Thomas Müntzer und den Bauernkriegen, deren
Entscheidungsschlacht ja gerade bei Frankenhausen stattfand (ich
komme gelegentlich noch darauf zurück).
Und zum Antisemitismus nach Martin
Luther finde ich Antwort im Editorial der TA zu dem entsprechenden
Thema. Dort wird Margot Käßmann zitiert mit einem Auszug aus einem
Interview im „Cicero“ (Auszug): „Wir können uns von der Schuld
nicht freisprechen, dass im Protestantismus ein starker Antijudaismus
vorhanden war. Insofern gibt es eine Schuldgeschichte. Gott sei Dank
gehört es aber zur Lerngeschichte, dass ein solcher Antijudaismus
heute in der evangelischen Kirche undenkbar ist“ (Ende des
Auszugs). Tritt dann nicht der Antisemitismus eines Martin Luther in
seiner Zeit zumindest ebenso als längst überholt nicht weit
zurück!?
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