Montag, 9. Februar 2015

Sieht so das Chaos bei der Nordhäuser CDU aus?

Obwohl ich mich in den vergangenen Tagen und nach der Mitteilung der SPD zur Verfassung der CDU im Landkreis Nordhausen kundig zu machen versuchte, bleibt mir die Einsicht, dass ich mich vom (wirtschafts-) politischen Geschehen in der Region so weit entfernt habe, dass mir die eigene Sicht abhanden gekommen ist. Ich vermag sogar den Zeitpunkt zu nennen, zu der diese Entfernung eintrat: Juli 2014. Damals tagte der „Nordhäuser Unternehmerverband“ (NUV) in der „Friedenseiche“, um die regionalen Kandidaten zur Thüringer Landtagswahl 2014 kennen zu lernen. Im Vorfeld hatte man offenbar überlegt, wer aufgrund interner Einschätzung (nicht) einzuladen sei. Und damit endete meine Verbindung zum NUV (es wurde dort lediglich noch „munter“ diskutiert) und damit auch zum lokalen (wirtschafts-)politischen Geschehen.

Wenn ich nun versuche, von der Peripherie aus dieses Geschehen zu begreifen, bin ich mehr oder weniger auf Zeitungsberichte angewiesen. Und da ergibt sich ein durchaus interessantes Bild, im wesentlichen von der nnz vermittelt.

Ein Beispiel: In einem Kommentar befasste sich die nnz am 3. Februar mit dem Thema CDU. Dazu heißt es eingangs (Auszug): „Gerade heute hatte in einem Interview mit dieser Zeitung Roland Handrek die fehlende Wirtschaftsausrichtung der CDU in Stadtrat und Kreistag bemängelt. Schon bei den Listenaufstellungen werden Vertreter der Wirtschaft, so sie denn gewollt waren und sind zu kandidieren, mit hinteren und damit vermutlich aussichtslosen Plätzen bedacht worden.“(Ende des wörtlich wiedergegebenen Auszugs). Drehe ich das Rad des Geschehens einige Jahre zurück, stoße ich in der gleichen nnz auf einen Enthüllungsbericht vom 19. Mai 2009, in dem es heißt (Auszug): „Die nnz auf der Spur von Urkunden, Universitäten und Meldebehörden...“ und weiter: „Als Niels Neu von der CDU in Nordhausen auf Platz 3 der Kandidatenliste für die Stadtratswahl gestellt wurde, hatte Matthais(!) Jendricke verlauten lassen ...“ und so weiter. Es ist also durchaus nicht so, dass die CDU Unternehmern nur hintere Listenplätze zuweist. Der politisch interessierte Leser mag sich an die damaligen Vorgänge erinnern, die hier nicht weiter erörtert werden.
Und wenn Roland Handrek im eingangs erwähnten Kommentar mit der Feststellung zitiert wird (Auszug): „Zu sehr mischen alteingesessene Netzwerke in der Partei mit, favorisieren eigene Leute und schaffen sich damit ein Netz aus Abhängigkeiten“, (Ende des Auszugs), dann sei zu Netzwerken die Bemerkung erlaubt, dass es doch auch bei der lokalen Wirtschaft ein interessantes Netzwerk gibt: Roland Handrek ist, bzw. war Vorsitzender der „Mittelstandsvereinigung der CDU“ (MIT), dessen früherer Vorsitzender Nils Neu war. Handrek ist zugleich Vorstandsmitglied des „Nordhäuser Unternehmerverbandes“ (NUV), dessen Vorsitzender seit einiger Zeit Nils Neu ist. Der wiederum ist zugleich Mitglied des „Verbandes der mittelständischen Wirtschaft“ (BVMW), der in der Region eher eine untergeordnete Rolle spielt. Warum nur? Könnten nicht auch dabei (interne) Interessen und Abhängigkeiten im Spiel sein? Die Niederlegung des MIT-Vorsitzes von Roland Handrek hat jedenfalls bei dieser Konstellation keine größere Bedeutung.

Und wenn ich weiter lese, dass man sich hinter vorgehaltener Hand sagt, dass sich gerade "in der Stadtratsfraktion die Renterbrigade(!) die Hand mit Medizinern oder Ahnenforschern" reiche, dann entnehme ich daraus, dass man doch dort einen interessanten gesellschaftlichen Mix hat!? Und wenn diese Fraktionsmitglieder von Bilanzlesen und Bilanzverstehen vermutlich soviel Ahnung hätten wie ein Blinder von Farbe, „einen doppischen Haushalt verstehen“, dann trifft das wohl auf alle Fraktionen zu. Warum aber sollten sie das auch von Haus aus verstehen? Dafür hat man Kämmerer und hat man Fachleute, die das verstehen und erklären können. Ich weiß aus dem Fachgebiet meiner Tochter, wie es damit bei Unternehmern bestellt ist: vielfach sehr, sehr bescheiden. Dafür wiederum gibt es Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.
Und wenn schließlich Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh auf der Titelseite der „Thüringer Allgemeine“ vom 04.Februar feststellt, dass Nordhausen über seine Verhältnisse gelebt hat, dann stellt sich mir schon die Frage, warum man das nicht schon viel früher feststellte und gegensteuerte? Und der (vernetzte) Unternehmerverband nicht früher mittels medialem Sprachrohr warnte? So oft und so lange ich Stadtratsitzungen in Nordhausen besuchte: einen Roland Handrek oder einen anderen Unternehmer von Rang sah ich nicht.

Was schließlich die demnächst anstehende Wahl zum Landrat betrifft bin ich neugierig ob diese CDU im Landkreis Nordhausen noch einen Hauch von Größe hat, um einen Neustart zu wagen, wie es sinngemäß in der Internetzeitung heißt. Oder ob sie gerade deshalb einen eigenen Kandidaten aufstellen wird!? Ich kann es erwarten.

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