Obwohl ich mich in den
vergangenen Tagen und nach der Mitteilung der SPD zur Verfassung der
CDU im Landkreis Nordhausen kundig zu machen versuchte, bleibt mir
die Einsicht, dass ich mich vom (wirtschafts-) politischen Geschehen
in der Region so weit entfernt habe, dass mir die eigene Sicht
abhanden gekommen ist. Ich vermag sogar den Zeitpunkt zu nennen, zu
der diese Entfernung eintrat: Juli 2014. Damals tagte der „Nordhäuser
Unternehmerverband“ (NUV) in der „Friedenseiche“, um die
regionalen Kandidaten zur Thüringer Landtagswahl 2014 kennen zu
lernen. Im Vorfeld hatte man offenbar überlegt, wer aufgrund
interner Einschätzung (nicht) einzuladen sei. Und damit endete meine
Verbindung zum NUV (es wurde dort lediglich noch „munter“
diskutiert) und damit auch zum lokalen (wirtschafts-)politischen
Geschehen.
Wenn ich nun versuche, von
der Peripherie aus dieses Geschehen zu begreifen, bin ich mehr oder
weniger auf Zeitungsberichte angewiesen. Und da ergibt sich ein
durchaus interessantes Bild, im wesentlichen von der nnz vermittelt.
Ein Beispiel: In einem
Kommentar befasste sich die nnz am 3. Februar mit dem Thema CDU. Dazu
heißt es eingangs (Auszug): „Gerade heute hatte in einem Interview
mit dieser Zeitung Roland Handrek die fehlende Wirtschaftsausrichtung
der CDU in Stadtrat und Kreistag bemängelt. Schon bei den
Listenaufstellungen werden Vertreter der Wirtschaft, so sie denn
gewollt waren und sind zu kandidieren, mit hinteren und damit
vermutlich aussichtslosen Plätzen bedacht worden.“(Ende des
wörtlich wiedergegebenen Auszugs). Drehe ich das Rad des Geschehens
einige Jahre zurück, stoße ich in der gleichen nnz auf einen
Enthüllungsbericht vom 19. Mai 2009, in dem es heißt (Auszug): „Die
nnz auf der Spur von Urkunden, Universitäten und Meldebehörden...“
und weiter: „Als Niels Neu von der CDU in Nordhausen auf Platz 3
der Kandidatenliste für die Stadtratswahl gestellt wurde, hatte
Matthais(!) Jendricke verlauten lassen ...“ und so weiter. Es ist
also durchaus nicht so, dass die CDU Unternehmern nur hintere
Listenplätze zuweist. Der politisch interessierte Leser mag sich an
die damaligen Vorgänge erinnern, die hier nicht weiter erörtert
werden.
Und wenn Roland Handrek im
eingangs erwähnten Kommentar mit der Feststellung zitiert wird
(Auszug): „Zu sehr mischen alteingesessene Netzwerke in der Partei
mit, favorisieren eigene Leute und schaffen sich damit ein Netz aus
Abhängigkeiten“, (Ende des Auszugs), dann sei zu Netzwerken die
Bemerkung erlaubt, dass es doch auch bei der lokalen Wirtschaft ein
interessantes Netzwerk gibt: Roland Handrek ist, bzw. war
Vorsitzender der „Mittelstandsvereinigung der CDU“ (MIT), dessen
früherer Vorsitzender Nils Neu war. Handrek ist zugleich
Vorstandsmitglied des „Nordhäuser Unternehmerverbandes“ (NUV),
dessen Vorsitzender seit einiger Zeit Nils Neu ist. Der wiederum ist
zugleich Mitglied des „Verbandes der mittelständischen Wirtschaft“
(BVMW), der in der Region eher eine untergeordnete Rolle spielt.
Warum nur? Könnten nicht auch dabei (interne) Interessen und
Abhängigkeiten im Spiel sein? Die Niederlegung des MIT-Vorsitzes von
Roland Handrek hat jedenfalls bei dieser Konstellation keine größere
Bedeutung.
Und wenn ich weiter lese,
dass man sich hinter vorgehaltener Hand sagt, dass sich gerade "in
der Stadtratsfraktion die Renterbrigade(!) die Hand mit Medizinern
oder Ahnenforschern" reiche, dann entnehme ich daraus, dass man
doch dort einen interessanten gesellschaftlichen Mix hat!? Und wenn
diese Fraktionsmitglieder von Bilanzlesen und Bilanzverstehen
vermutlich soviel Ahnung hätten wie ein Blinder von Farbe, „einen
doppischen Haushalt verstehen“, dann trifft das wohl auf alle
Fraktionen zu. Warum aber sollten sie das auch von Haus aus
verstehen? Dafür hat man Kämmerer und hat man Fachleute, die das
verstehen und erklären können. Ich weiß aus dem Fachgebiet meiner
Tochter, wie es damit bei Unternehmern bestellt ist: vielfach sehr,
sehr bescheiden. Dafür wiederum gibt es Steuerberater und
Wirtschaftsprüfer.
Und wenn schließlich
Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh auf der Titelseite der
„Thüringer Allgemeine“ vom 04.Februar feststellt, dass
Nordhausen über seine Verhältnisse gelebt hat, dann stellt sich mir
schon die Frage, warum man das nicht schon viel früher feststellte
und gegensteuerte? Und der (vernetzte) Unternehmerverband nicht
früher mittels medialem Sprachrohr warnte? So oft und so lange ich
Stadtratsitzungen in Nordhausen besuchte: einen Roland Handrek oder
einen anderen Unternehmer von Rang sah ich nicht.
Was schließlich die
demnächst anstehende Wahl zum Landrat betrifft bin ich neugierig ob
diese CDU im Landkreis Nordhausen noch einen Hauch von Größe hat,
um einen Neustart zu wagen, wie es sinngemäß in der Internetzeitung
heißt. Oder ob sie gerade deshalb einen eigenen Kandidaten
aufstellen wird!? Ich kann es erwarten.
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