Mittwoch, 11. Februar 2015

Sachbeitrag oder Gefälligkeitsjournalismus?

Mein Eintrag vom 09.02. über das angebliche Chaos bei der CDU, wie es von der nnz am 03. Februar geschildert wurde („CDU ohne Richtung und Ziele“) führte zu einigen Gesprächen, die mir zunächst einmal Gelegenheit boten, mein Wissen um kommunale Politik und die Situation der Kommunen etwas aufzufrischen. Ich hatte ja eingeräumt, dass ich mich vom (wirtschafts-) politischen Geschehen in der Region so weit entfernt habe, dass mir die eigene Sicht abhanden gekommen ist. Was einige meiner Bekannten zum Anlass nahmen, mich nicht „hinter vorgehaltener Hand“ und auch nicht anonym, sondern im Sinne seriösen Gedankenaustausches über kommunale Gegebenheiten und Perspektiven zu informieren. Und obwohl sich „das Universum nicht (mehr) um mich dreht“ wie mir das mal etwas großspurig vom nnz-Chef „untergejubelt“ wurde, freute es mich, dass es noch wohlmeinende Mitmenschen gibt, die meine eingetretenen Wissenslücken füllen. Und noch mehr freute mich, dass es Bürger gibt, die politisch aufgeschlossen sind und sich für kommunales Geschehen interessieren. Und auch bereit wären, sich zu engagieren. Ich erinnerte mich dabei an einen unlängst in der „Süddeutschen“(SZ) erschienenen Artikel, in dem es hieß (Auszug): „Die Deutschen wollen wichtige Entscheidungen in ihrer Kommune nicht mehr nur ihren gewählten Vertretern im Rathaus überlassen. Drei von vier Bürgern wünschen sich einer neuen Studie zufolge, mitreden zu können, bevor ihr Gemeinderat wichtige Entscheidungen trifft. Und mehr als zwei von drei Befragten würden sogar gerne direkt - etwa per Bürgerentscheid - über wichtige Fragen in ihrer Gemeinde mitentscheiden wollen.“ (Ende des Auszugs). Es gibt sie also auch hier, die Bürger, die im Verein mit Anderen bereit wären, sich einzubringen, ohne partei- oder wirtschaftspolitische Ausrichtung. (Möglicherweise wollen auch mehr oder weniger viele „Mitläufer“ bei Pegida nichts anderes!?)

Das Ganze scheint allerdings schwierig, denn nach der von der SZ erwähnten Studie halten das in den Rathäusern nicht alle Entscheidungsträger für eine gute Idee: Nur etwa die Hälfte der von Forschern der Bertelsmann-Stiftung befragten Bürgermeister, noch etwas weniger der Stadt- und Gemeinderäte und nur gut jeder dritte kommunale Spitzenbeamte würde den Bürgern gerne das entscheidende Wort in wichtigen Fragen der Kommunalpolitik einräumen. Dazu kommt noch, dass nach einer Verlautbarung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes „Im Gegensatz zum Bund hat die Gesamtheit der Kommunen in Deutschland 2014 die "schwarze Null" nicht erreicht. Und sie wird sie auch in diesem Jahr kaum erreichen. Ganz im Gegenteil: Viele Kommunen betrachten ihre finanzielle Situation trotz der guten wirtschaftlichen Lage in Deutschland teilweise als ausgesprochen dramatisch.

Gera ist dafür ein Beispiel, wie der MDR gestern aktuell und ausführlich berichtete: die Stadtwerke sind insolvent, die Stadt muss Kredite in Höhe von 5,5 Millionen Euro an die Banken zurückzahlen und die Verkehrsbetriebe sind in Nöten. Die Rückforderungen verschärfen die ohnehin angespannte Haushaltslage der Stadt. Im Haushaltsentwurf 2015 sind nach Angaben der Stadtverwaltung rund 20 Millionen Euro nicht gedeckt. Das vom Land genehmigte Haushaltskonsolidierungskonzept erlaube aber nur eine Haushaltslücke von 8,6 Millionen Euro, sagte ein Sprecher der Stadt.

Im Ergebnis eines Interviews der „Nordhäuser Allgemeine“ (03. Februar) mit Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh ist auch die Haushaltslage der Stadt Nordhausen angespannt, aber doch noch weit entfernt von der in Jena. Oder Mühlhausen. Schon deshalb ist es befremdlich, dass in der nnz ein Szenario von der Situation in Nordhausen gezeichnet wird, das geeignet ist, dramatische Vorstellungen zu wecken. Und entstanden sein soll, weil es die Stadt unterließ, den NUV zur Unterstützung der Haushaltsaufstellung um Hilfe und Unterstützung zu bitten. „Man schottet sich lieber im neuen pompösen Bürgersaal ab“, heißt es im nnz-Bericht. Den bekanntlich die vorherige Stadtregierung ihrem Nachfolger hinterließ. Zusammen mit einer Unterhaltslast von 700 000 Euro jährlich für den Prunkbau. Dabei klingt es geradezu grotesk, wenn.fast gleichzeitig gefordert wird (Hans-Joachim Junker), dass die Stadt den Kuntz-Sportpark saniert und ausbaut, wohl wissend, dass die Stadt dafür Millionen Euro allein an Eigenmitteln aufwenden wird müssen.Um aber gleichzeitig gegen eine vermutete Erhöhung von Steuersätzen zu polemisieren. Nicht hinter vorgehaltener Hand sondern sehr deutlich wurde in den eingangs erwähnten Gesprächen die Vermutung laut, dass hier auf sehr vordergründigeWeise der Eindruck journalistischer Gefälligkeitsarbeit geweckt wird.. Die sich auch gleich noch auf das Thema Gipsabbau zu erstrecken scheint. Immerhin kennt man die enge Verbindung des nnz-Chefs mit dem NUV, etwa als dessen Vereinsmoderator. Glaubhaft jedenfalls scheint mir die Aussage des OB in dem erwähntem Interview, die Stadt habe über ihre Verhältnisse gelebt. Und müsse jetzt erst mal bemüht sein, ihren Haushalt in Ordnung zu bringen. Das – so war man sich gestern einig – sei schon mal Richtung und Ziel genug. Meinen Wissensstand jedenfalls halfen die Gespräche, um weitere Überlegungen anstellen zu können.



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