14.300 Senioren-Haushalte: Landkreis Nordhausen fit fürs Alter bauen
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Wohnungen fit fürs Alter machen: Im Landkreis Nordhausen gibt es rund
14.300 Senioren-Haushalte. Das geht aus den neuesten Zensus-Zahlen
hervor. Diese hat das Pestel-Institut in einer regionalen Untersuchung
zum Senioren-Wohnen jetzt ausgewertet. Demnach lebt mittlerweile in 34
Prozent aller Haushalte im Landkreis Nordhausen mindestens ein Mensch,
der 65 Jahre oder älter ist. Der Wohnungsmarkt ist darauf jedoch nicht
vorbereitet: „Nur ein geringer Teil der insgesamt rund 45.300 Wohnungen
im Landkreis Nordhausen ist überhaupt seniorengerecht“, sagt der
Vorsitzende des Landesverbandes Mitteldeutschland vom Bundesverband
Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), Frank Müller. Er
spricht von einem „enormen Nachholbedarf“ beim altersgerechten Bauen und
Sanieren.
Sowohl
Haus- und Wohnungseigentümer als auch Mieter können hierfür jetzt neben
zinsgünstigen Krediten auch Zuschüsse vom Bund bekommen. Die staatliche
Förderbank KfW gibt bis zu 5.000 Euro pro Wohneinheit dazu, wenn das
gesamte Haus oder eine Wohnung vollständig barrierearm umgebaut wird.
Auch wer eine altersgerecht sanierte Wohnung kauft, kann das Geld
bekommen. Selbst Einzelmaßnahmen unterstützt die KfW: Pro Wohneinheit
gibt es einen Zuschuss von bis zu 4.000 Euro. Darauf weist das
Verbändebündnis Wohnen hin.
In
dem Bündnis haben sich vier Organisationen und Verbände der deutschen
Bau- und Immobilien-Branche zusammengeschlossen. Dazu gehören neben der
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), der Bundesverband
Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), die Deutsche Gesellschaft für
Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und der Bundesverband Freier
Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Das Verbändebündnis Wohnen
hat das Pestel-Institut mit der regionalen Untersuchung zum
Senioren-Wohnen beauftragt.
Insgesamt
stehen bis zum Jahresende bundesweit 10 Millionen Euro für das
altersgerechte Bauen und Sanieren zur Verfügung. „Hier gilt der
Grundsatz: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, sagt Matthias Günther. Das
Verbändebündnis Wohnen rät Haus- und Wohnungseigentümern im Landkreis
Nordhausen, die seniorengerecht umbauen wollen, die Sanierung möglichst
zügig zu planen und den Zuschuss rasch bei der KfW zu beantragen. Es sei
davon auszugehen, dass die Gelder im Fördertopf für das KfW-Programm
„Altersgerecht Umbauen“ auch in den kommenden Jahren schnell vergriffen
sein werden.
Denn
bis Ende 2018 habe der Bund hierfür insgesamt lediglich 54 Millionen
Euro bereitgestellt. „Benötigt werden aber mindestens 100 Millionen Euro
– pro Jahr. Andernfalls droht ein Mangel an Senioren-Wohnungen – eine
‚graue Wohnungsnot‘“, so das Verbändebündnis Wohnen. Die Verbände
appellieren daher an die heimischen Bundestagsabgeordneten, sich in
Berlin für eine deutliche Aufstockung der Gelder stark zu machen. „Ziel
ist es, die Wohnungen fit fürs Alter zu machen. Damit haben die Menschen
die Chance, möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden zu leben und
im vertrauten Umfeld alt zu werden“, sagt Matthias Günther vom
Pestel-Institut.
So
ließe sich auch ein vorzeitiger Umzug ins Alten- oder Pflegeheim
verhindern. Eine aktuelle Untersuchung im Auftrag des
Bundesbauministeriums habe ergeben, dass rund 15 Prozent der
Pflegebedürftigen der Gang ins Heim erspart bleiben könnte, wenn bei
ihnen zu Hause die ambulante Pflege in einer altersgerechten Wohnung
möglich wäre. „So ein Pflegeplatz im Heim ist teuer. Dabei geht es um
Geld, das private Haushalte und öffentliche Kassen sparen könnten. Für
den Staat lohnt sich die Investition in das seniorengerechte Bauen und
Sanieren allemal“, sagt Günther. Die Untersuchung gehe von bundesweit
rund 5,2 Milliarden Euro für Pflege- und Unterbringungskosten aus, die
pro Jahr durch den konsequenten altersgerechten Umbau von Wohnungen
eingespart werden könnten. Tendenz steigend.
Dabei
sei das altersgerechte Bauen und Sanieren keine Sache des Alters:
„Junge Menschen können damit schon früh für das Alter vorsorgen. Und
jungen Familien kommt eine barrierearme Wohnung spätestens dann
entgegen, wenn ein Kinderwagen im Haus ist“, erklärt Matthias Günther.
Die KfW fördert beispielsweise Abstellplätze für Kinderwagen, Fahrräder,
Rollstühle oder Rollatoren. Ebenso altersgerechte Kfz-Stellplätze und
Überdachungen für den Wetterschutz. Aufzüge, Treppenlifte und Rampen
gehören ebenso zum altersgerechten Umbau wie das Verbreitern von Türen,
der Abbau von Schwellen und bodengleiche Duschen. Selbst für den Bau von
Terrassen, Loggien oder Balkonen und für die Installation einer
Gegensprechanlage oder die Optimierung der Beleuchtung kann es eine
finanzielle Unterstützung geben. Mehr Informationen zur Förderung des
altersgerechten Umbaus bietet die KfW auf ihrer Internetseite: www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Barrierereduzierung
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