Es gibt in meiner Erinnerung
keinen Vorgang und keine Erscheinung, die in so kurzer Zeit –
nämlich seit November – so viele Berichte. Kommentare,
Betrachtungen Einschätzungen und Kritiken in den Medien ausgelöst
hat wie Pegida. Dabei sind Facebook, Twitter und wie diese sozialen
Netzwerke alle heißen sogar noch unberücksichtigt, denn daran bin
ich gar nicht beteiligt.Wäre ich bisher ein unwissender Zeitgenosse
gewesen, wüsste ich inzwischen durch diese Publikationen über alle
Inhalte von Begriffen, die mit -ismus enden Bescheid. Ich wäre über
Abendland Politik, Gesellschaft, Hass, Bürgerreporter, politische
Unzufriedenheit, Lügenpresse und noch einiges mehr aufgeklärt worden. Nur eine
klare Vorstellung darüber, was Pegida wirklich ist, wurde mir bis
heute nicht vermittelt. Aber auch nicht darüber, was sie nicht ist.
Würde sich daraus eine Partei bilden, erhielte Pegida wohl einen
Platz in der Nähe der „Alternative für Deutschland“ (AfD).
Martin Debes, Politikredakteur der „Thüringer Allgemeine“, meint
zu Pegida (Auszug): „Nur leider fällt mir nix Gescheites dazu ein,
jedenfalls nichts, was nicht schon mitgeteilt wäre. Zu der
misslichen Angelegenheit gibt es ja mindestens ebenso viele
Erklärungsansätze wie Sender, Blogs und Zeitungen. Im Quadrat“
(Ende des Auszugs). Und das will schon etwas heißen.
Mir
fiel der „Zwischenruf“ des Martin Debes deshalb auf, weil er
darin einige undefinierte Bemerkungen zu .dem Politikwissenschaftler
Werner Patzelt
(„das ist der neuzeitliche Spengler für Arme aus dem Fernsehen“)
macht, die ihn - Debes – als nicht eben sonderlich qualifiziert
ausweisen. Ich freute mich jedenfalls über das Interview Patzelts
mit der „Deutschen Welle“ (mein Eintrag „Weihnachten in Zeiten
der Flüchtlingsproblematik“ am 26.12.), weil es dem vermutlichen
Anliegen von Pegida am nächsten kommt. Und füge hier gleich an, was
die „Frankfurter Rundschau“ am 28.12. schrieb (Auszug): „Die
Pegida-Proteste sind Vorboten der immer unberechenbareren
Verfasstheit des deutschen Staatswesens. Für die politische
Zukunftslandschaft könnte das bedeuten, dass sich eine konservative
Volkspartei behaupten wird, solange sie die Stabilitätswünsche
aufgreift.“(Ende des Auszugs). Ist darum aber nicht gerade die AfD
bemüht? Und sypathisiert sie nicht deshalb schon mit Pegida? Ich
denke, da ist trotz aller Unkenrufe und Spötteleien (schneegida)
etwas in Bewegung geraten, das zunächst nach allen Seiten offen
scheint. Aber auch Formen annehmen kann, die die politische
Landschaft in Deutschland sogar grundlegend verändern könnten. Ich
bin jedenfalls neugierig auf die weitere Entwicklung.
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