„Theologische Impulse aus Jerusalem und Istanbul aufgreifen“
Der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
ist heute mit dem Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz in
Deutschland, Metropolit Augoustinos von Deutschland, in Bonn
zusammengetroffen. An dem Spitzengespräch nahmen außerdem Bischof Dr.
Heinrich Mussinghoff (Aachen) und Metropolit Isaak Barakat (Köln) teil.
Im
Mittelpunkt der Begegnung standen Fragen zur Situation der Christen im
Nahen Osten und der Ukraine. Dabei wurden besonders die Lage in Syrien
und im Irak, die Bedrohung durch die ISIS und die Situation der aus
diesen Ländern stammenden Flüchtlinge in Deutschland in den Blick
genommen. Gemeinsam gedachte man der entführten syrischen Erzbischöfe
von Aleppo, Metropolit Boulos Yazigi und Metropolit Mor Gregorios Yohanna, und appellierte an die Entführer, sie unverzüglich freizulassen.
Kardinal
Marx und Metropolit Augoustinos würdigten die positive Wahrnehmung des
Besuchs des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios,
im Mai 2014 in Deutschland. Beide Vorsitzenden der Bischofskonferenzen
hoben hervor, dass insbesondere die Besuche und Begegnungen von Papst
Franziskus im Heiligen Land und in der Türkei wichtige Impulse für das
ökumenische Miteinander gebracht hätten: „Wir sind dankbar für die
Gesten und Worte der Freundschaft und des Suchens nach der Einheit, die
Papst Franziskus in Jerusalem und Istanbul gegenüber Patriarch
Bartholomaios vermittelt hat. Ganz wesentlich sind durch beide Besuche
die katholisch-orthodoxen Beziehungen gefestigt worden“, so Kardinal
Marx und Metropolit Augoustinos. „Wir wollen die theologischen Impulse
der Gemeinsamen Erklärungen von Jerusalem und Konstantinopel/Istanbul
auch in unserer Diskussion aufgreifen und in unseren Kirchen fruchtbar
machen. Gerade die Erinnerung an den 50. Jahrestag des Zweiten
Vatikanischen Konzils und die Verabschiedung des Ökumenismusdekrets
erinnern uns, dass die Suche nach der Einheit eine bleibende Aufgabe für
die ganze Kirche Jesu Christi ist. Deshalb sind auch wir in Deutschland
aufgefordert, solche Schritte des Miteinanders zu gehen. Papst
Franziskus und Patriarch Bartholomaios haben uns dazu ermutigt.“
Kardinal
Marx informierte die orthodoxe Seite über den Verlauf der
zurückliegenden Außerordentlichen Bischofssynode in Rom, die unter dem
Leitwort „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der
Evangelisierung“ stand. Auch die Theologische Kommission der Orthodoxen
Bischofskonferenz arbeitet derzeit an einem Text über Ehe und Familie.
Während
der Begegnung von Deutscher und Orthodoxer Bischofskonferenz konnten
Kardinal Marx und Metropolit Augoustinos auch eine Gemeinsame Erklärung
zur Konversion von Geistlichen unterzeichnen, an der in den vergangenen
Jahren gearbeitet worden war. In der Erklärung betonen die beiden
Bischofskonferenzen, dass gerade die ökumenische Verantwortung die
Achtung vor der Gewissensentscheidung jedes Einzelnen fordert, dass aber
Konversionen nicht aktiv gefördert werden. Dabei würden im konkreten
Fall einer Konversion eines Geistlichen die in Deutschland betroffenen
Bischöfe beider Bischofskonferenzen das Gespräch miteinander suchen, um
Irritationen bei den Gläubigen und Belastungen für die
katholisch-orthodoxen Beziehungen möglichst gering zu halten und die
anstehenden Schwierigkeiten im Maße des Möglichen miteinander anzugehen.
Bereits
vor zwei Wochen hatte die Gemeinsame Kommission der Deutschen
Bischofskonferenz und der Orthodoxen Bischofskonferenz ein weiteres
Dokument in der Reihe „Das Kirchenjahr in der Tradition des Ostens und
des Westens“ veröffentlicht. Zum Beginn der Adventszeit konnten der
Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz,
Bischof Dr. Gerhard Feige, und Metropolit Augoustinos das neue Dokument
mit dem Titel „Weihnachten – die Feier der Menschwerdung Gottes in Jesus
Christus“ vorstellen. Es beschreibt den Spannungsbogen von der Zeit der
Vorbereitung über das Fest der Geburt Christi bis zur Zeit der
Nachfeier. Dabei wird erkennbar, dass in Ost und West verschiedene
Akzente gesetzt werden und die Liturgie in unterschiedlichen Formen
gefeiert wird, dass aber beide Traditionen im Glauben an den
menschgewordenen Gottessohn zutiefst miteinander verbunden sind.
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