Donnerstag, 11. Dezember 2014

Tageszeitung ist die glaubwüdigste Mediengattung

Obwohl ich ja immer wieder beteuere, dass diese, meine Blog-Einträge vor allem für mich selbst bestimmt sind, um Vorgänge, Eindrücke und Überlegungen festzuhalten, die mir dafür wert scheinen, und um sie gfl. bei geeigneter Gelegenheit in Erinnerung rufen zu können, wird mir mitunter die Vorstellung vermittelt, man halte mich für einen Berichterstatter. Was mich dabei wundert ist der Umstand, dass ich bei der Teilnahme an manch bedeutungsvollen Veranstaltungen keinen einzigen Reporter sehe (man kennt sie ja vielfach schon am Habitus). Wo sie aber auftreten hat man nicht selten den Eindruck, sie hielten sich für die wichtigsten Teilnehmer. Dabei wiederum fällt mir oft genug die Charakterisierung dieser Art von Reportern durch Sonia Seymour Mickich, Chefredakteurin des WDR ein: „Jeder Handyschwenker darf sich inzwischen Reporter nennen“. Was ich bezeichnend finde. Gleichzeitig stellt sie aber auch fest: „Journalisten sind Verknüpfer der Disziplinen und Handwerker der Verbesserung. Was sie dazu brauchen, ist vor allem eine Haltung zu Themen und Beruf“. Nun kenne ich ja inzwischen nur noch die lokale Szene, und da schaue ich mich oft genug vergeblich um.


Nun berichtete „Kress-Report“ unlängst nach einer stattgefundenen Untersuchung des „Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest“(siehe meinen Eintrag vom 01.Dez.)., dass Tageszeitungen in gedruckter Form (Printzeitungen) die glaubwürdigste Mediengattung ist. Das ist schon bemerkenswert in einer Zeit, in der die sozialen Netzwerke hoch im Kurs stehen und die Sorge um die Zukunft gedruckter Zeitungen zunimmt. In der Untersuchung waren es vor allem jugendliche Leser, die den Printzeitungen die größte Glaubwürdigkeit zugestehen, doch gerade das stimmt meines Erachtens hoffnungsvoll. Weil sie dadurch doch den gedruckten Zeitungen weiter eine Perspektive belassen, wenn die ihre bisherige Konzeption von solider, gut recherchierter Berichterstattung beibehalten. Die wohl nur möglich ist mit gut ausgebildeten Journalisten, von denen man eine so gute Arbeit erwarten kann. Und der Zeitung, für die sie arbeiten, damit die Glaubwürdigkeit verschaffen, die man von einer Zeitung erwartet. Nicht umsonst heißt es ja wohl seit Goethes Zeiten „Was du schwarz auf weiß besitzt...“


Dass nach der erwähnten Studie der Internetberichterstattung mit 14 Prozent am wenigsten Vertrauen entgegengebracht wird, obwohl 94% der Befragten das Internet nutzen, ist dabei schon bedenklich. Gemeint sind dabei scheinbar die Internetausgaben der Print-Redaktionen, die damit offenbar reinen Internetzeitungen Paroli bieten wollen. Also einer Berichterstattung, in der es vorwiegend um Schnelligkeit unter Verzicht auf Sorgfalt geht.

Ich denke, das Ergebnis jener Untersuchung ist eindeutig und überzeugend. Aufgrund dessen Print-Redaktionen immerhin noch behaupten könnten, ihr Internet-Auftritt, der ja inzwischen zunehmend für kostenfreie Nutzung limitiert wird, solle unter Hinweis auf ihre Print-Ausgabe mehr einer Vorab-Berichterstattung dienen


Das Ergebnis müsste eigentlich all denen, die als Internetzeitung erscheinen, oder sich als eine solche ausgeben, zu denken geben. Ich weiß natürlich nicht, ob das dort auch ankommt. Wenn ich aber als Autoren in ihren Portalen unter Berichten Namen lese, von denen ich annehmen kann oder muss, dass sie aus allen möglichen Bereichen kommen, nur nicht aus der Journalistik, also lediglich den Eindruck eines Reporter machen, oder längst im sicher verdiente Ruhestand leben und alle lediglich (noch) zur Selbstbestätigung gegen geringe Bezahlung Berichte schreiben, verstehe ich, dass Menschen, die auf seriöse Berichterstattung Wert legen, Internetzeitungen mit erheblichen Vorbehalten begegnen.Von „Handyschwenkern“ (nach Seymour) kann ich nun mal keine seriöse Berichterstattung erwarten. Es ist dabei auch keine Kontinuität zu erkennen, es geht da wohl mehr nach Lust und Laune. Und Internetzeitungen, die auf solche Reporter angewiesen sind, oder sich darauf beschränken, legen wohl auch mehr Wert auf die Unterhaltung ihrer Nutzer als auf eine fundierte Berichterstattung. Noch aber gibt es Gott sei Dank genügend Printzeitungen, deren Redakteure und Journalisten auch noch die „richtige Haltung zu Themen und Beruf“ haben. Trotzdem: die ganze Zeitungswirtschaft und -landschaft scheint im Umbruch begriffen. 

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