Sonntag, 21. Dezember 2014

Nordhäuser Kantorei stimmte auf Weihnachten ein

Menschen, die anspruchsvolle Musik schätzen und in Nordhausen und seiner Umgebung zuhause sind, dürfen sich glücklich schätzen: das Angebot an ausgezeichneter Solisten-, Orchester- und Chormusik ist ausgesprochen groß. Ihre Auftritte verteilen sich übers gesamte Jahr bei den unterschiedlichsten Anlässen (Konzerte, musikalische Umrahmung von Ausstellungen, Chorauftritte bei Festlichkeiten uam.) und verdichten sich, wenn es auf Weihnachten und dem Ende eines Jahres zu geht. Es sind vor allem die Ankündigungen der verschiedensten Veranstaltungen in den Zeitungen, die darüber Aufschluss geben. Und manchmal sind es sogar Berichte und Rezensionen nach einer solchen Veranstaltung, die wissen lassen, wie das eine oder andere Konzert verlaufen ist.


In diesem Jahr war ich aus gesundheitlichen Gründen gehindert, das Weihnachtsoratorium der Nordhäuser Kantorei in der St. Blasii-Kirche zu besuchen. Und freute mich nun umso mehr, als ich die Rezension dieses Konzertes von Christel Laude entdeckte. Nachdem ich schon besorgt war, dass sie – etwa durch eigenes Engagement im Nordhäuser Konzertchor – an einer Würdigung dieses Oratoriums gehindert sein könnte. Und weiß jetzt einmal mehr, wie wichtig es gerade für interessierte, aber an der eigenen Teilnahme verhinderte Menschen ist, eine solch wirklich qualifizierte Würdigung lesen zu können. Ganz herzlichen Dank dafür, Christel Laude. Und so lautet ihre Bewertung:


Festlich erstrahlte der Altarraum in der Blasii-Kirche zu Nordhausen beim diesjährigen Weihnachtskonzert mit der Nordhäuser Kantorei, den Kinderchören der Evangelischen Grundschule und von St. Blasii, dem Mitteldeutschen Kammerorchester sowie vier Gesangssolisten unter der Leitung von Kantor Michael Kremzow.
Angekündigt war, wie in jedem Jahr, das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach.
Dass aber der Kantor recht unkonventionell mit diesem Werk umgeht, ist inzwischen bekannt.
Seit Jahren fügt er in ausgewählte Kantaten Werke anderer Komponisten mit ähnlichem Inhalt ein, sodass keine Aufführung der des Vorjahres gleicht. Gut? Interessant? Auf jeden Fall streitbar, aber stets musikalisch auf hohem Niveau.
So wurde in der Aufführung am Donnerstag vor Heiligabend die „Missa Dei Filii“ des wenig bekannten böhmischen Komponisten Jan Dismas Zelenka, eingerahmt von der ersten und letzten Kantate des berühmten Bachwerkes, zu Gehör gebracht.
Damit spannte sich ein großer musikalischer Bogen vom Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“, frisch und voller Sangesfreude von der Kantorei interpretiert, bis hin zum monumentalen Schlusschoral des Weihnachtsoratoriums „Nun seid ihr wohl gerochen“.
Gefühlvoll und innig gestalteten die Sängerinnen und Sänger den Choral
Ich steh an deiner Krippen hier“ und bewirkten damit einen emotionalen Ruhepunkt im musikalischen Geschehen. Schön auch, dass in der ersten Kantate die großen Choräle von den Kinderchören mitgesungen wurden. Sehr homogen klangen die klaren Sopranstimmen in ihrem „Chorsolo“ im Wechselgesang mit dem Bass (Thomas Kohl).
Als Evangelist war Stephan Scherpe (Tenor) zu hören.
Ein Zeitgenosse von Bach war Zelenka. Seine „Missa Die Filii“ passte gut in das Konzert in der Blasii- Kirche und war doch ganz anders, vor allem satztechnisch und harmonisch.
Seine Musik fügt sich. .…nicht der gängigen Hörerwartung der damaligen Zeit. Vielmehr ist Zelenka mit seinen Werken dem Zeitgeist um mehrere Jahrzehnte voraus“, so beschreibt Michael Kremzow die Musik Zelenkas. Dennoch geriet der Komponist in Vergessenheit, und erst im 20. Jahrhundert erlebten seine Werke eine Renaissance.
Ein großer Chorsatz mit dem Kyrie eleison erklang zu Beginn des Werkes, in lateinischer Sprache gesungen. Ihm folgte das Christe eleison, inbrünstig dargeboten von Barbara Christina Steude (Sopran). Im Alt-Solo mit einer kadenzähnlichen Koloratur überzeugte Viola Kremzow. Hochkonzentriert meisterte der Kantoreichor die äußerst anspruchsvollen
Chorsätze. So war die Aufführung dieses Werkes nicht zuletzt auch ein Beitrag dafür, die Musik dieses Komponisten weiter zu pflegen, richtig „zu Hause“ fühlte sich aber der Chor erst wieder im Weihnachtsoratorium.
Mit dem Mitteldeutschen Kammerorchester standen dem souverän leitenden Michael Kremzow an diesem Abend hervorragende Instrumentalisten zur Verfügung, die so viel Musizierfreude versprühten und damit Chöre und Gesangssolisten nicht nur stilvoll und einfühlsam begleiteten, sondern förmlich mitrissen. Dass Wolfgang Kupke auch in diesem Jahr wieder die Orgel spielte, darf man sicherlich als Verbundenheit zu seiner ehemaligen Wirkungsstätte deuten, aber gewiss auch als Wertschätzung der Arbeit des jetzigen Kantors.

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