Menschen, die anspruchsvolle
Musik schätzen und in Nordhausen und seiner Umgebung zuhause sind,
dürfen sich glücklich schätzen: das Angebot an ausgezeichneter
Solisten-, Orchester- und Chormusik ist ausgesprochen groß. Ihre
Auftritte verteilen sich übers gesamte Jahr bei den
unterschiedlichsten Anlässen (Konzerte, musikalische Umrahmung von
Ausstellungen, Chorauftritte bei Festlichkeiten uam.) und verdichten
sich, wenn es auf Weihnachten und dem Ende eines Jahres zu geht. Es
sind vor allem die Ankündigungen der verschiedensten Veranstaltungen
in den Zeitungen, die darüber Aufschluss geben. Und manchmal sind es
sogar Berichte und Rezensionen nach einer solchen Veranstaltung, die
wissen lassen, wie das eine oder andere Konzert verlaufen ist.
In diesem Jahr war ich aus
gesundheitlichen Gründen gehindert, das Weihnachtsoratorium der
Nordhäuser Kantorei in der St. Blasii-Kirche zu besuchen. Und freute
mich nun umso mehr, als ich die Rezension dieses Konzertes von Christel
Laude entdeckte. Nachdem ich schon besorgt war, dass sie – etwa
durch eigenes Engagement im Nordhäuser Konzertchor – an einer
Würdigung dieses Oratoriums gehindert sein könnte. Und weiß jetzt
einmal mehr, wie wichtig es gerade für interessierte, aber an der
eigenen Teilnahme verhinderte Menschen ist, eine solch wirklich
qualifizierte Würdigung lesen zu können. Ganz herzlichen Dank
dafür, Christel Laude. Und so lautet ihre Bewertung:
Festlich erstrahlte der
Altarraum in der Blasii-Kirche zu Nordhausen beim diesjährigen
Weihnachtskonzert mit der Nordhäuser Kantorei, den Kinderchören der
Evangelischen Grundschule und von St. Blasii, dem Mitteldeutschen
Kammerorchester sowie vier Gesangssolisten unter der Leitung von
Kantor Michael Kremzow.
Angekündigt war, wie in
jedem Jahr, das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach.
Dass aber der Kantor recht
unkonventionell mit diesem Werk umgeht, ist inzwischen bekannt.
Seit Jahren fügt er in
ausgewählte Kantaten Werke anderer Komponisten mit ähnlichem Inhalt
ein, sodass keine Aufführung der des Vorjahres gleicht. Gut?
Interessant? Auf jeden Fall streitbar, aber stets musikalisch auf
hohem Niveau.
So wurde in der Aufführung
am Donnerstag vor Heiligabend die „Missa Dei Filii“ des wenig
bekannten böhmischen Komponisten Jan Dismas Zelenka, eingerahmt von
der ersten und letzten Kantate des berühmten Bachwerkes, zu Gehör
gebracht.
Damit spannte sich ein großer
musikalischer Bogen vom Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“,
frisch und voller Sangesfreude von der Kantorei interpretiert, bis
hin zum monumentalen Schlusschoral des Weihnachtsoratoriums „Nun
seid ihr wohl gerochen“.
Gefühlvoll und innig
gestalteten die Sängerinnen und Sänger den Choral
„Ich steh an deiner Krippen
hier“ und bewirkten damit einen emotionalen Ruhepunkt im
musikalischen Geschehen. Schön auch, dass in der ersten Kantate die
großen Choräle von den Kinderchören mitgesungen wurden. Sehr
homogen klangen die klaren Sopranstimmen in ihrem „Chorsolo“ im
Wechselgesang mit dem Bass (Thomas Kohl).
Als Evangelist war Stephan
Scherpe (Tenor) zu hören.
Ein Zeitgenosse von Bach war
Zelenka. Seine „Missa Die Filii“ passte gut in das Konzert in der
Blasii- Kirche und war doch ganz anders, vor allem satztechnisch und
harmonisch.
„Seine Musik fügt sich.
.…nicht der gängigen Hörerwartung der damaligen Zeit. Vielmehr
ist Zelenka mit seinen Werken dem Zeitgeist um mehrere Jahrzehnte
voraus“, so beschreibt Michael Kremzow die Musik Zelenkas. Dennoch
geriet der Komponist in Vergessenheit, und erst im 20. Jahrhundert
erlebten seine Werke eine Renaissance.
Ein großer Chorsatz mit dem
Kyrie eleison erklang zu Beginn des Werkes, in lateinischer Sprache
gesungen. Ihm folgte das Christe eleison, inbrünstig dargeboten von
Barbara Christina Steude (Sopran). Im Alt-Solo mit einer
kadenzähnlichen Koloratur überzeugte Viola Kremzow.
Hochkonzentriert meisterte der Kantoreichor die äußerst
anspruchsvollen
Chorsätze. So war die
Aufführung dieses Werkes nicht zuletzt auch ein Beitrag dafür, die
Musik dieses Komponisten weiter zu pflegen, richtig „zu Hause“
fühlte sich aber der Chor erst wieder im Weihnachtsoratorium.
Mit dem Mitteldeutschen
Kammerorchester standen dem souverän leitenden Michael Kremzow an
diesem Abend hervorragende Instrumentalisten zur Verfügung, die so
viel Musizierfreude versprühten und damit Chöre und Gesangssolisten
nicht nur stilvoll und einfühlsam begleiteten, sondern förmlich
mitrissen. Dass Wolfgang Kupke auch in diesem Jahr wieder die Orgel
spielte, darf man sicherlich als Verbundenheit zu seiner ehemaligen
Wirkungsstätte deuten, aber gewiss auch als Wertschätzung der
Arbeit des jetzigen Kantors.
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