„Ernst Rietschel und Wilhelm
Gesenius / Ein Künstler, ein Gelehrter und Nordhausen“ / Gesenius-Büste
erstmals wieder in Nordhausen zu sehen
Nordhausen (psv)
Morgen (16. Dezember) um 18 Uhr, öffnet in der „FLOHBURG | Das
Nordhausen Museum“ die nächste Sonderausstellung: „Ernst Rietschel und
Wilhelm Gesenius / Ein Künstler, ein Gelehrter und Nordhausen“
anlässlich des 210. Geburtstages des Bildhauers Ernst
Rietschel.
Mit dieser aktuellen Schau werden ein Künstler und ein Gelehrter, die mit Nordhausen verknüpft sind, erstmals
gemeinsam vorgestellt.
Ernst
Rietschel fertigte unter anderem eine Büste des Nordhäuser Gelehrten
Wilhelm Gesenius. Diese Büste
wird nach Jahrzehnten erstmals wieder in Nordhausen gezeigt. Die Form
der Büste war seit mehreren Jahrzehnten im Dresdner „Albertinum“ der
staatlichen Kunstsammlungen Dresden verwahrt. Dort hatte die „Flohburg“
einen neuen Abguss fertigen lassen.
Im
Mittelpunkt der Ausstellung steht zum einen Ernst Rietschels
Eisengußplastik eines Neptuns für einen
Nordhäuser Brunnen, gespendet von einem Nordhäuser Bürger, gegossen in
Lauchhammer, 1828 auf dem Kornmarkt aufgestellt, 1935 wegen
Straßenbauarbeiten in die Promenade versetzt. Die Stadt Nordhausen am
Südharzrand besitzt insofern eine Sonderstellung in der
Rietschelehrung 2014, weil die 2,67 m große Brunnenfigur seines Neptuns
dessen plastisches Erstlingswerk in dieser Größe ist und somit am
Anfang eines dann folgenden großen Aufstiegs stand. Aber, bis es soweit
war, musste der junge Rietschel Lehrgeld bezahlen.
Wir wissen von seiner frühen Zeit, da er in späten Jahren seine
„Jugenderinnerungen“ verfasste. Darin erfahren wir detailliert, welche
Schwierigkeiten sich für den noch ungeübten Bildhauer in einem Pavillon
des Dresdener Zwingers auftaten, als er den Neptun
für Nordhausen schaffen sollte. In der Nordhäuser Ausstellung wird
Rietschels Vorbild für seine Figur, eine Poseidonskulptur aus dem
Dresdner Albertinum mit Fotografien vorgestellt und die sieben Skizzen
für die Neptunfigur von 1825 werden im Original gezeigt.
Außerdem wird auf das originalgroße Gipsmodell im Kunstdepot der
Abgusssammlung in Dresden mit Fotografien verwiesen. Darstellungen des
Neptunbrunnens auf Kunstwerken, Fotografien, Postkarten seit seiner
Aufstellung in Nordhausen und mehrere originale Leihgaben
eines Rietschelnachfahren vervollkommnen diesen Ausstellungsteil.
Zum
zweiten geht es insbesondere um eine von Ernst Rietschel geschaffene
Porträtbüste des gebürtigen Nordhäuser
Gelehrten Wilhelm Gesenius, der sich als Theologe und Orientalist einen
Namen machte und dessen Bekanntheit bis heute fortdauert. Warum das so
ist, zeigt die Ausstellung mit mehreren Exponaten.
Auftraggeber für das künstlerische Werk Rietschels von dem Gelehrten waren Freunde von der Universität
Halle-Wittenberg,
an der Gesenius seit 1810 bis zum Lebensende lehrte. Kurz nach dem Tod
des verehrten Professors am 23. Oktober 1842 und seiner Beerdigung auf
dem Stadtgottesacker in Halle
reichten sie an den akademischen Rat die Bitte, sich bei dem
vorgesetzten Ministerium dafür zu verwenden, eine Marmorbüste von
Gesenius ausführen zu lassen und diese in der Universitätsaula
aufzustellen. Ernst Rietschel, damals einer der berühmtesten Bildhauer,
erhielt den Auftrag und beendete ihn 1849.
Sie
zeigt den Professor mit 56 Jahren und wurde Anfang 1850 in der
Universität aufgestellt. Bereits im
Dezember 1849 schenkte die Witwe der Geburtsstadt Nordhausen, speziell
dem Gymnasium, diese von Rietschel geschaffene Büste in einer
Gipsausführung. Später wurde sie dem Museum zugeführt, wurde nach dem
2. Weltkrieg nicht mehr aufgefunden. Und, jetzt kommt
etwas sehr Erfreuliches: Diese Büste gibt es ab dem 16. Dezember 2014
in einem Neuabguss vom Original wieder in der Geburtsstadt des
Gelehrten. Die Stadt Nordhausen ist die Besitzerin.
Von Wilhelm Gesenius gibt es mehrere überlieferte graphische Porträts, die in der Ausstellung erstmals alle
gezeigt werden. Ein Vergleichen mit der Büste soll dadurch möglich sein. Zusätzlich gibt es einen bemalten Silhouettenschnitt.
Außerdem
wird die Ausstellung anhand einiger seiner wissenschaftlichen
Druckwerke sein Schaffen deutlich
machen. Im Mittelpunkt werden dabei seine Beziehungen zu seiner
Geburtsstadt Nordhausen stehen, sein berühmtes Hebräisches Wörterbuch,
sein Besuch bei Goethe, festgehalten in dessen Tagebuch vom 17. April
1822, und seine Herausgabe und Kommentierung eines
Buches des Orientforschers Johann Ludwig Burckhardt, alias Scheich
Ibrahim, „Reisen in Syrien, Palästina und der Gegend des Berges Sinai“,
erschienen in Weimar 1824, in der u.a. von der Entdeckung der antiken
Stadt Petra 1812 erzählt wird.
Autorin: Heidelore Kneffel
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