Montag, 15. Dezember 2014

Neue Sonderausstellung in der „Flohburg“:

„Ernst Rietschel und Wilhelm Gesenius / Ein Künstler, ein Gelehrter und Nordhausen“ / Gesenius-Büste erstmals wieder in Nordhausen zu sehen

Nordhausen (psv) Morgen (16. Dezember) um 18 Uhr, öffnet in der „FLOHBURG | Das Nordhausen Museum“ die nächste Sonderausstellung: „Ernst Rietschel und Wilhelm Gesenius / Ein Künstler, ein Gelehrter und Nordhausen“ anlässlich des  210. Geburtstages des Bildhauers Ernst Rietschel.
Mit dieser aktuellen Schau werden ein Künstler und ein Gelehrter, die mit Nordhausen verknüpft sind, erstmals gemeinsam vorgestellt.
Ernst Rietschel fertigte unter anderem eine Büste des Nordhäuser Gelehrten Wilhelm Gesenius. Diese Büste wird nach Jahrzehnten erstmals wieder in Nordhausen gezeigt. Die Form der Büste war seit mehreren Jahrzehnten im Dresdner „Albertinum“ der staatlichen Kunstsammlungen Dresden verwahrt. Dort hatte die „Flohburg“ einen neuen Abguss fertigen lassen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht zum einen Ernst Rietschels  Eisengußplastik eines Neptuns für einen Nordhäuser Brunnen, gespendet von einem Nordhäuser Bürger, gegossen in Lauchhammer, 1828 auf dem Kornmarkt aufgestellt, 1935 wegen Straßenbauarbeiten in die Promenade versetzt. Die Stadt Nordhausen am Südharzrand besitzt insofern eine Sonderstellung in der Rietschelehrung 2014, weil die 2,67 m große Brunnenfigur seines Neptuns dessen plastisches Erstlingswerk in dieser Größe ist und somit am Anfang eines dann folgenden großen Aufstiegs stand. Aber, bis es soweit war, musste der junge Rietschel Lehrgeld bezahlen. Wir wissen von seiner frühen Zeit, da er in späten Jahren seine „Jugenderinnerungen“ verfasste. Darin erfahren wir detailliert, welche Schwierigkeiten sich für den noch ungeübten Bildhauer in einem Pavillon des Dresdener Zwingers auftaten, als er den Neptun für Nordhausen schaffen sollte. In der Nordhäuser Ausstellung wird Rietschels Vorbild für seine Figur, eine Poseidonskulptur aus dem Dresdner Albertinum mit Fotografien vorgestellt und die sieben Skizzen für die Neptunfigur von 1825 werden im Original gezeigt. Außerdem wird auf das originalgroße Gipsmodell im Kunstdepot der Abgusssammlung in Dresden mit Fotografien verwiesen. Darstellungen des Neptunbrunnens auf Kunstwerken, Fotografien, Postkarten seit seiner Aufstellung in Nordhausen und mehrere originale Leihgaben eines Rietschelnachfahren vervollkommnen diesen Ausstellungsteil.      
Zum zweiten geht es insbesondere um eine von Ernst Rietschel geschaffene Porträtbüste des gebürtigen Nordhäuser Gelehrten Wilhelm Gesenius, der sich als Theologe und Orientalist einen Namen machte und dessen Bekanntheit bis heute fortdauert. Warum das so ist, zeigt die Ausstellung mit mehreren Exponaten.
Auftraggeber für das künstlerische Werk Rietschels von dem Gelehrten waren Freunde von der  Universität Halle-Wittenberg, an der Gesenius seit 1810 bis zum Lebensende lehrte. Kurz nach dem Tod des verehrten Professors am  23. Oktober 1842 und seiner Beerdigung auf dem Stadtgottesacker in Halle reichten sie an den akademischen Rat die Bitte, sich bei dem vorgesetzten Ministerium dafür zu verwenden, eine Marmorbüste von Gesenius ausführen zu lassen und diese in der Universitätsaula aufzustellen. Ernst Rietschel, damals einer der berühmtesten Bildhauer, erhielt den Auftrag und beendete ihn 1849.
Sie zeigt  den Professor mit 56 Jahren und wurde Anfang 1850 in der Universität aufgestellt. Bereits im Dezember 1849 schenkte die Witwe der Geburtsstadt Nordhausen, speziell dem Gymnasium, diese von Rietschel geschaffene Büste in einer Gipsausführung.  Später wurde sie dem Museum zugeführt, wurde nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr aufgefunden. Und, jetzt kommt etwas sehr Erfreuliches: Diese Büste gibt es ab dem 16. Dezember 2014 in einem Neuabguss vom Original wieder in der Geburtsstadt des Gelehrten. Die Stadt Nordhausen ist die Besitzerin. 
Von Wilhelm Gesenius gibt es mehrere überlieferte graphische Porträts, die in der Ausstellung erstmals alle gezeigt werden. Ein Vergleichen mit der Büste soll dadurch möglich sein. Zusätzlich gibt es einen bemalten Silhouettenschnitt.
Außerdem wird die Ausstellung anhand einiger seiner wissenschaftlichen Druckwerke sein Schaffen deutlich machen. Im Mittelpunkt werden dabei seine Beziehungen zu seiner Geburtsstadt Nordhausen stehen, sein berühmtes Hebräisches Wörterbuch,  sein Besuch bei Goethe, festgehalten in dessen Tagebuch vom 17. April 1822,  und  seine Herausgabe und Kommentierung eines Buches des Orientforschers Johann Ludwig Burckhardt, alias Scheich Ibrahim, „Reisen in Syrien, Palästina und der Gegend des Berges Sinai“,  erschienen in Weimar 1824,  in der u.a. von der Entdeckung der antiken Stadt Petra 1812 erzählt wird.           

Autorin: Heidelore Kneffel

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