Montag, 29. Dezember 2014

Besinnlicher Ausklang der Weihnachtswoche

Nach dem gerade gefeierten Weihnachtsfest, dem Fest der Geburt Jesu Christi, stand der Gottesdienst am heutige Sonntag in der Weihnachtsoktav unter dem Motto: „Fest der Heiligen Familie“. Das ZDF übertrug den katholischen Gottesdienst aus der Kirche St. Peter und Paul in Hochheim am Main. Pfarrer Markus Schmidt zitierte in der Einleitung zum Gottesdienst aus der
zweiten Lesung des Apostels Paulus an die Kolosser., „Die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält" Mit diesem und weiteren Bausteinen für eine gute Familienatmosphäre "möchte uns Paulus anhalten, einen Blick auf unsere eigene Familie zu werfen", sagte der Pfarrer. Gerade heute sei es wichtig, sich über das Gute an der Familie zu freuen, dabei aber auch "wach zu bleiben für allen notwendigen Wandel und die damit verbundenen Erneuerungen".

Eine entsprechend besinnliche Stimmung wollte bei mir freilich bei der Fernseh-Teilnahme an den Gottesdiensten nicht aufkommen, nachdem gerade das ZDF mit seiner Sendung „Das Geheimnis der Geburt Jesu“, (gesendet in 3SAT am 26.12.) als „Faktencheck“ zur Geburt Jesu“ alles das in Frage stellte, was in den Gottesdiensten dieser Tage Thema und Anliegen der Christen war (siehe meinen Eintrag am 26.12).

In der Einleitung zu dieser Sendung in 3SAT hieß es: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde " Mit diesen Worten beginnt die Weihnachtsgeschichte, die Kinder wie Erwachsene weltweit jedes Jahr aufs Neue bewegt. Aber stimmt sie überhaupt? Wie viel von dem, was die Bibel über die Geburt Jesu erzählt, hat sich tatsächlich so zugetragen? Die Weihnachtsgeschichte wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Deshalb streiten bis heute Historiker und Theologen, Archäologen und Astronomen darüber, was genau in jener Heiligen Nacht geschah: Wurde Jesus tatsächlich in einer Krippe geboren? War Maria wirklich Jungfrau? Wies der Stern von Bethlehem den Heiligen Drei Königen tatsächlich den Weg?
Moderatorin Petra Gerster zeigt in einem informativen und unterhaltsamen "Faktencheck", was wirklich dran ist an dieser die Welt bewegenden Geburt, von der die Evangelisten Lukas und Matthäus berichten. Petra Gerster begibt sich auf Spurensuche an den eindrucksvollen Schauplätzen im Heiligen Land. Von der Geburtskirche in Bethlehem macht sie sich auf, um Licht ins Dunkel einer 2000 Jahre alten Geschichte zu bringen. Mithilfe von Experten, einer Astronomieprofessorin und einem Fachmann für Geburten in der Zeit Jesu, entsteht dabei Schritt für Schritt eine Vorstellung davon, wie die Umstände der Geburt Jesu nach wissenschaftlichem Ermessen tatsächlich gewesen sein könnten.


Nun finde ich es ja schon interessant, dass da zu lesen ist, dass bis heute Historiker und Theologen, Archäologen und Astronomen darüber streiten, was in jener Heiligen Nacht vor 2000 Jahren geschah. Und nun begibt sich ein Kamerateam mit einer Moderatorin des ZDF auf Spurensuche und stellt mit dem Anspruch auf Glaubwürdigkeit nicht etwa fest, wie es wirklich war, sondern wie es nicht gewesen sein kann. Also beendet nicht etwa den bisherigen Streit darüber, was in jener Heiligen Nacht wirklich geschah, sondern fügt lediglich eine weitere negative Variante „nach wissenschaftlichen Ermessen“ bei. Offen bleibt dabei die Frage, warum sie das tut?

Während ich hier nur Befremden und Ablehnung zu diesem „Faktensheck“ äußern kann, gibt es inzwischen recht kritische Stimmen dazu: zum Beispiel vom Vorsitzenden des Nordelbischen Arbeitskreises für biblische Orientierung, Alexander Schick (Westerland/Sylt). Nach seiner Ansicht hat die Sendung lediglich „die üblichen Klischees verbreitet“. Es werde berichtet, dass Jesus nicht in Bethlehem, sondern angeblich in Nazareth geboren worden sei, dass Maria keine Jungfrau gewesen sei und dass es den Kindermord von Bethlehem nicht gegeben habe. Das seien alles Erfindungen der Evangelisten Lukas und Matthäus oder - wie die Sache mit der Jungfrau – ein Übersetzungsfehler. Laut Schick sind diese Thesen nicht neu. Sie würden den Zuschauern Jahr für Jahr als „wissenschaftliche Fakten“ aufgetischt. Dabei hätten sie ihre Wurzeln in der bibelkritischen Theologie, die Wunder grundsätzlich ausschließe. Gemäß dieser Auffassung könne es nicht sein, dass Jesus in Bethlehem geboren wurde, also in einem Ort, den der alttestamentliche Prophet Micha bereits als Geburtsort des Messias vorhergesagt habe. Schick bemängelt auch, dass keine theologisch konservativen Forscher interviewt wurden.

Noch bemerkenswerter ist die Meinung des Historikers Michael Hesemann, Autor der Bücher „Jesus von Nazereth“ und „Maria von Nazareth“ im Interview mit Yuliva Tkachova. Auf die Frage, ob er die Sendung gesehen habe, antwortete Hesemann: „ Ja, das habe ich, und fast wäre mir dabei der Weihnachtsbraten im Hals steckengeblieben. Da kam das öffentlich-rechtliche Fernsehen seinem Bildungsauftrag aber so gar nicht nach. Dabei war der Beitrag wirklich gut gemacht, wunderbar gestaltet, mit herrlichen Landschaftsaufnahmen aus Israel, mit nachgestellten Szenen aus der Kindheit Jesu, mit den eingeblendeten Werken großer Meister – ein wahrer Festtagsschmaus für die Augen, der so richtig viel von unseren Fernsehgebühren verschlungen haben muss. Nur leider war es kein Stummfilm. Was dort nämlich erzählt wurde, war geradezu hanebüchen.“ Und auf die Frage nach dem „warum“ antwortet Hesemann: „Weil es einfach nicht stimmte. Es entsprach zwar der Lehrmeinung der „historisch-kritischen Exegese“, doch diese ist längst durch viele historische Fakten und archäologische Funde widerlegt worden, wie ich in meinen Büchern aufzuzeigen versuche. Gerne hätte ich den Produzenten und Frau Gerster auch das neue Buch des Heiligen Vaters in die Hand gedrückt, das sie eines Besseren belehrt hätte. Stattdessen wurden zwölf Hypothesen ganz frech als „Fakten“ verkauft, obwohl sie fast alle keine waren.“(zwei Auszüge des Interviews).

Und in einer weiteren, sehr ausführlichen Stellungnahme heißt es (Auszug). „Die Begriffe TATSACHE, FAKT dienen in dieser Filmproduktion einer tendenziösen Absicht. Denn sie sind in sich seelenlos. Man kann sie nennen, ohne Stellung zu beziehen und ohne Gefühlsregung zu zeigen. In diesem Sinn sind Tatsachen pseudo-objektiv. Für ein Elternpaar bedeutet die Geburt eines Kindes gewöhnlich ein frohes Ereignis, das eine Ahnung vom Wunder des Lebens vermittelt. Für die Eltern hat das Neugeborene also eine hohe persönliche Bedeutung. Welche persönliche Bedeutung hat die Weihnachtsgeschichte für Frau Gerster und ihr Team? Man hört nur Kritisches, Distanziertes und die überzeugt vorgetragene Eigendeutung des Geschehens: "Jesus war auch für die Ärmsten der Armen da". (Ende des Auszugs von Armin Rieble, Stephanskirchen).

Damit soll es hier sein Bewenden haben. Mir fehlt jedenfalls das Verständnis für eine solche Sendung, gerade auch durch 3SAT, einen Sender, der sich doch sonst durch große Sachlichkeit und Objektivität darstellt. Dieser Beitrag gehörte meines Erachtens nicht dazu.

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