Nun hatte ich gestern schon kurz aus
dem Rothamel-Katalog „Der Abgesang“ zu Ulrike Theusner zitiert,
in dem ich einen Tagebucheintrag der Künstlerin finde, der da
lautet: „Ich muss die weite Welt verlassen und endlich zurück in
meine autistische Heimat . . .“ Und ich frage
mich, ob das der
Schlüssel zu der Welt der Künstlerin ist. Von der es doch im
vergangenen Jahr im Kunsthaus Meyenburg zur Grafikpreis-Verleihung an
Ulrike Theusner hieß: „Ihre Figurenwelt ist manchmal realistisch,
manchmal auch skurril verfremdet. Ihre Arbeiten sind stets
phantasievoll, wirken teils subtil-naiv, teils verstörend auf den
Betrachter. Theusner's Themen beleuchten häufig die negativen
Seiten des Lebens, ohne dabei moralisierend zu sein. Ulrike Theusner
spielt in ihren Arbeiten mit dem Blick auf und unter die Oberfläche,
dabei ist ihr kein Motiv zu banal.“ (Ende des Auszugs).
Was nun die Veranschaulichung dieser
Welt betrifft, nehme ich tatsächlich Zuflucht zu einen berufenen
Kunstkenner (Auszug): „Ulrike Theusner besitzt eine ungewöhnliche
Begabung für die Kunst des Zeichnens. Die Fähigkeit einer starken
zeichnerischen Auffassungsgabe ist in ihren Arbeiten gekoppelt mit
einer ebenso starken Einbildungsgabe. Das Gesehene wird scheinbar
mühelos in grafische Spuren übersetzt, die einen hohen
Wiedererkennungs- und Identifikationswert haben. Zugleich gehen die
Anteile des "Studiums", also die Verarbeitung des jeweils
Gesehenen, unterschiedslos in die Anteile des "Ingeniums"
über, die als Früchte der Einbildungs- bzw. der bildnerischen
Erfindungsgabe dem "Studium" erst die richtige Würze
geben. Und noch ein drittes Moment kommt hinzu: Die grafischen oder
malerischen Spuren weisen einen hohen Grad an Selbstbezüglichkeit
auf, sie wirken in einem Maße formbildend, dass ich mich der
Faszination ihrer Form kaum entziehen kann. In diesem Sinne erscheint
alles "Studium" mit einer ästhetischen Souveränität
erfasst, die mich durchaus an die Klassiker der psychologisierenden
Zeichnung denken lässt, die Künstler der Renaissance und des
Barock." (Kai Uwe Schierz, Leiter der Kusthalle und des
Angermuseums Erfurt). Dem kann ich jedenfalls folgen. Aber gerade der
Hinweis auf die Selbstbezüglichkeit der Künstlerin lässt mich
überlegen, ob ich mich in dem Bemühen, diese Frau mit ihrer
überragenden Intelligenz, ihrer Geisteswelt, ihrem künstlerischen
Ausdrucksvermögen, aber ebenso ihrer offenen, unbeschwert wirkenden
persönlichen Art besser zu verstehen, eher an Prof. Dr. Philip
Heiser am Südharzklinikum (Haus 3) wende, oder aber an die
Kunsthistorikerin Susanne Hinsching, Leiterin des Kunsthauses
Meyenburg. Mich fasziniert nun mal die Künstlerin Ulrike Theusner
und ihre in der Galerie der Kreissparkasse derzeit ausgestellten
Werke. Und ich suche den Zugang zu dieser Geisteswelt, die da bei der
Künstlerin Ausdruck findet. Den ich bisher nicht finden kann.
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