Freitag, 4. April 2014

Gedenkkultur: Forscht jeder für sich allein?

In einer Verlautbarung der Stadtverwaltung Nordhausen zum Thema neuer Gedenkkultur heißt es u.a., dass die Ursachen der Bombardierung Nordhausens wissenschaftlich erforscht werden sollten (der gesamte Text ist in der „Nordhäuser Allgemeine“ vom 01. April nachzulesen).
Die Absicht ist u.a. Ergebnis eines Treffens zuständiger Personen in der Gedenkstätte Buchenwald , in der Dr. Jens Wagner, Leiter der Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Nordhausen, sagte, „dass die inhaltliche Auseinandersetzung um das `Warum´ mit einem breiten Teil der Bevölkerung geführt werden sollte. So bedarf es im Fall von Nordhausen der dringenden wissenschaftlichen Untersuchung, warum Nordhausen in den letzten Kriegstagen  noch bombardiert wurde. Dazu gibt es zwar eine Fülle von Thesen und Mythen. Aber keine methodische Untersuchung. Das könnte Thema einer Promotion sein, die die Stadtverwaltung initiieren könnte“, sagte Dr. Wagner.
Und diese Überlegung erinnert mich doch sofort an Nachforschungen und darauf basierende Vorträge zu diesem Thema durch den Niedersachwerfer Dr. Wolfgang Pientka, Vorsitzender des Fördervereins Kunsthaus Meyenburg zu diesem Thema. Dazu hieß es als Vorbereitung seines jüngsten Vortrags aus dem Pfarrhaus in Niedersachswerfen u.a. (Auszug): „Auch Jahrzehnte nach den vernichtenden Angriffen auf Nordhausen gibt es viele ungeklärte Fragen. Es wurden Bücher geschrieben, Vorträge gehalten und dennoch halten sich Gerüchte über einen Angriff, der ursprünglich Gotha gelten sollte, über Unkenntnis der Alliierten, denn sonst hätten diese ja das Mittelwerk angegriffen und versucht, die Produktionsstätten der Raketen zu zerstören, über einen reinen Terrorangriff, über die Vernichtung bzw. Tötung hochrangiger Nazigrößen.
Was ist nun richtig? Sicher gibt es bis heute keine endgültige Antwort! Und dennoch beschäftigen den gebürtigen Niedersachswerfer, Dr. Wolfgang R. Pientka, diese
Fragestellungen seit Jahren, denn seine Kindheit, Jugend und letztendlich sein Interesse für Geschichte führten ihn immer wieder zum Kohnstein und nach Nordhausen. So ist es fast zwangsläufig, dass diese Beschäftigung in einen Vortrag mündete, der sich mit den möglichen Hintergründen dieser beiden Angriffe auf unsere Heimatstadt befasst. Beleuchtet werden darin die Rolle des Nordhäuser Militärflughafens, das geheime Mistelprogramm, die strategische Rolle des Bahnhofs und die Produktion der V-Waffen. Und was die Alliierten eben aus Aufklärung und Spionage wussten.“ (Ende des Auszugs).

Der Vortrag fand gestern – also am Jahrestag des ersten verheerenden Bombardements Nordhausens im Bonhoeffer-Haus in Niedersachswerfen statt. Ich war nicht Teilnehmer, hörte aber diesen Vortrag bereits im Kunsthaus Meyenburg und vor Mitgliedern der Stadtführergilde Nordhausen (siehe meinen Eintrag vom 31. Januar). Soweit also dazu die Geschichte von Dr. Pientka erforscht ist, hätte ich jedenfalls trotz meiner Unmaßgeblichkeit erwartet, wenn diese in oben genannten Zusammenhang zumindest erwähnt worden wären. Grundlagenforschung nämlich muss man danach ganz sicher nicht (mehr) leisten.

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