Nun bin ich weder ein Experte in Sachen Raumentwicklung, noch speziell am Bau- oder Einkaufsgeschehen in der Nordhäuser Innenstadt unmittelbar interessiert, aber wohl am gelegentlichen Schaufensterbummel, der zu normalen Zeiten doch auch recht anregend wirkt. Und nachdem ich also kürzlich bedauerte, dass ein solcher seit Monaten nicht wirklich möglich ist – und dieser Zustand auch noch Wochen oder Monate andauern wird – interessierte mich immerhin, welche Beziehungen Innenstadt und Einzelhandel in der Vorstellung von Fachleuten verbindet. Und dieses neue Themenheft wirft ein aufschlussreiches Schlaglicht auf dieses Verhältnis.
Nun
fand ja gerade am Mittwoch in der Turnhalle der
Bertholt-Brecht-Schule in Nordhausen ein Stadtgespräch zur
Stadtentwicklung bis 2030 statt, von dem ich annahm, dass man sich
(auch)
unter diesem Gesichtspunkt mit der in die Zukunft weisenden
Planung befassen werde. Das aber war offenbar nicht der Fall, wie
einer Verlautbarung aus dem Rathaus zu entnehmen ist. Danach nämlich
soll das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) 2020 bis 2030
fortgeschrieben und ein Leitbild für die Stadt Nordhausen erarbeitet
werden. Diese Erarbeitung solle hauptsächlich von einem Bürger- und
Akteursgremium getragen werden. Dafür warben Oberbürgermeister Dr.
Klaus Zeh und das beauftragte Planungsbüro GRAS aus Dresden in
diesem „Nordhäuser Stadtgespräch“, zu dem knapp 100
interessierte Bürgerinnen und Bürger gekommen waren. In der
Internetzeitung ist Verlauf und Diskussion dieser Veranstaltung in
einer Weise geschildert, die einen Kommentator die Bemerkung von
„ewigen tagtäglichen
Meckerfritzen“ abnötigte.
Ich
verzichte schon deshalb darauf, näher oder ausführlicher auf den
doch recht hoch angesiedelten Inhalt in genannter Fachzeitschrift
einzugehen, in der der permanente Strukturwandel im Einzelhandel mit
seinen Auswirkungen auf die Innenstädte beschrieben wird: Danach
sind es insbesondere
unternehmerische Entscheidungen und technologische Entwicklungen, die
Veränderungen in den Strukturen, Abläufen und Formaten des
Einzelhandels mit sich bringen und zu berücksichtigen seien. Dazu
gehöre, dass große Einkaufszentren längst nicht mehr auf der
Grünen Wiese entstehen , wie man das ja auch in Nordhausen nach der
Wende sehr gut beobachten konnte, sondern wieder mitten in Städten
(siehe Kranichstraße) Gleichzeitig geht die Zahl inhabergeführter
Geschäfte immer mehr zurück. Beispielhaft
sei allerdings auch der seit Jahren wachsende Online-Handel
genannt, der von vielen stationären Einzelhändlern als konkrete
Bedrohung erlebt wird. Wie nun verschiedene Entwicklungen ineinander
greifen und wie sie sich vor Ort äußern - stadtstrukturell und
stadträumlich, wird in der Untersuchung gefragt? Und wie bzw. mit
welchen Strategien diese gesteuert werden können ? Welche Interessen
haben Städte, Einzelhändler, Entwickler und die Öffentlichkeit,
und wie kommen diese zusammen? Und welche Entwicklungsmöglichkeiten
könnte es für die Innenstädte angesichts der Veränderungen im
Einzelhandel geben? Das Themenheft wirft einen Blick auf verschiedene
Aspekte der aktuellen Diskussion über das Verhältnis von Innenstadt
und Einzelhandel.
Es
ist ein Teilgebiet der Stadtentwicklung, das in manchen Städten zu
noch größeren und gravierenderen Entwicklungen in den Planungen
führen dürfte als etwa in Nordhausen, wo sich nach entsprechenden
Berichten die Abwanderung verlangsamt hat und wonach sich die
Einwohnerzahl schließlich bei 40 000 einpendeln könnte. Die
demografische Entwicklung dürfte aber noch genügend Probleme mit
sich bringen wenn sich bewahrheitet, dass bis 2030 mehr als die
Hälfte der Einwohner über 50 Jahre sein wird.
Abgesehen
aber von der prognostizierten demografischen Entwicklung in
Nordhausen ist dies keine Insel. Denn Tatsache ist, dass die
Schrumpfung
nicht einmal mehr ein rein ostdeutsches Phänomen mehr ist: In immer
mehr Regionen Deutschlands sind Einwohnerzahlen, Beschäftigung oder
Kommunaleinnahmen rückläufig. Die Jungen ziehen der Arbeit
hinterher, die Alten bleiben zurück und Arbeitslosigkeit gibt es
noch immer. Schulen wurden geschlossen, den Laden gibt es – mit
Ausnahmen - längst nicht mehr und die Gemeinde verwaltet nur mehr
den Mangel – so kann regionale Schrumpfung aussehen, und so ist sie
vielerorts längst Realität. Doch leben in diesen Räumen weiterhin
Menschen, die dort verwurzelt sind und sich ein „gutes“ Leben
wünschen,
genauso wie die aus anderen Regionen auch.
Das
mag unter Bezugnahme auf Nordhausen als Anmerkung zu den eingangs
erwähnten „Informationen
zur Raumentwicklung“ in
der gleichnamigen Fachzeitschrift genügen. Und auf die aktuelle
Situation in der Nordhäuser Innenstadt zurückzukommen bleibt erst
einmal abzuwarten, wie lange die „Modernisierung“ um die „Echte
Nordhäuser Einkaufspassage“ noch dauern wird, und wie sich das
Einkaufsgeschehen dort und ringsum dabei und dann weiter entwickeln
wird. Derzeit nämlich hat man den Eindruck, dass selbst die Kraniche über dem Geschäftshaus "Mode hit" (letztes Bild) das Weite suchen.
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