Freitag, 11. April 2014

Shoppen - in der City?

Neulich hatte ich doch in einem Eintrag festgestellt, dass es zumindest derzeit im Nordhäuser Stadtzentrum kein Einkaufserlebnis gibt (am 07.04.), da werde ich durch eine Verlautbarung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) auf das neue Themenheft der Fachzeitschrift „Informationen zur Raumentwicklung“ aufmerksam gemacht, das sich u.a. unter obigen Titel mit dem Verhältnis von Innenstadt und Einzelhandel befasst.

Nun bin ich weder ein Experte in Sachen Raumentwicklung, noch speziell am Bau- oder Einkaufsgeschehen in der Nordhäuser Innenstadt unmittelbar interessiert, aber wohl am gelegentlichen Schaufensterbummel, der zu normalen Zeiten doch auch recht anregend wirkt. Und nachdem ich also kürzlich bedauerte, dass ein solcher seit Monaten nicht wirklich möglich ist – und dieser Zustand auch noch Wochen oder Monate andauern wird – interessierte mich immerhin, welche Beziehungen Innenstadt und Einzelhandel in der Vorstellung von Fachleuten verbindet. Und dieses neue Themenheft wirft ein aufschlussreiches Schlaglicht auf dieses Verhältnis.

Nun fand ja gerade am Mittwoch in der Turnhalle der Bertholt-Brecht-Schule in Nordhausen ein Stadtgespräch zur Stadtentwicklung bis 2030 statt, von dem ich annahm, dass man sich (auch)
unter diesem Gesichtspunkt mit der in die Zukunft weisenden Planung befassen werde. Das aber war offenbar nicht der Fall, wie einer Verlautbarung aus dem Rathaus zu entnehmen ist. Danach nämlich soll das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) 2020 bis 2030 fortgeschrieben und ein Leitbild für die Stadt Nordhausen erarbeitet werden. Diese Erarbeitung solle hauptsächlich von einem Bürger- und Akteursgremium getragen werden. Dafür warben Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh und das beauftragte Planungsbüro GRAS aus Dresden in diesem „Nordhäuser Stadtgespräch“, zu dem knapp 100 interessierte Bürgerinnen und Bürger gekommen waren. In der Internetzeitung ist Verlauf und Diskussion dieser Veranstaltung in einer Weise geschildert, die einen Kommentator die Bemerkung von „ewigen tagtäglichen Meckerfritzen“ abnötigte.
Ich verzichte schon deshalb darauf, näher oder ausführlicher auf den doch recht hoch angesiedelten Inhalt in genannter Fachzeitschrift einzugehen, in der der permanente Strukturwandel im Einzelhandel mit seinen Auswirkungen auf die Innenstädte beschrieben wird: Danach sind es insbesondere unternehmerische Entscheidungen und technologische Entwicklungen, die Veränderungen in den Strukturen, Abläufen und Formaten des Einzelhandels mit sich bringen und zu berücksichtigen seien. Dazu gehöre, dass große Einkaufszentren längst nicht mehr auf der Grünen Wiese entstehen , wie man das ja auch in Nordhausen nach der Wende sehr gut beobachten konnte, sondern wieder mitten in Städten (siehe Kranichstraße) Gleichzeitig geht die Zahl inhabergeführter Geschäfte immer mehr zurück. Beispielhaft sei allerdings auch der seit Jahren wachsende Online-Handel genannt, der von vielen stationären Einzelhändlern als konkrete
Bedrohung erlebt wird. Wie nun verschiedene Entwicklungen ineinander greifen und wie sie sich vor Ort äußern - stadtstrukturell und stadträumlich, wird in der Untersuchung gefragt? Und wie bzw. mit welchen Strategien diese gesteuert werden können ? Welche Interessen haben Städte, Einzelhändler, Entwickler und die Öffentlichkeit, und wie kommen diese zusammen? Und welche Entwicklungsmöglichkeiten könnte es für die Innenstädte angesichts der Veränderungen im Einzelhandel geben? Das Themenheft wirft einen Blick auf verschiedene Aspekte der aktuellen Diskussion über das Verhältnis von Innenstadt und Einzelhandel.
Es ist ein Teilgebiet der Stadtentwicklung, das in manchen Städten zu noch größeren und gravierenderen Entwicklungen in den Planungen führen dürfte als etwa in Nordhausen, wo sich nach entsprechenden Berichten die Abwanderung verlangsamt hat und wonach sich die Einwohnerzahl schließlich bei 40 000 einpendeln könnte. Die demografische Entwicklung dürfte aber noch genügend Probleme mit sich bringen wenn sich bewahrheitet, dass bis 2030 mehr als die Hälfte der Einwohner über 50 Jahre sein wird.
Abgesehen aber von der prognostizierten demografischen Entwicklung in Nordhausen ist dies keine Insel. Denn Tatsache ist, dass die Schrumpfung nicht einmal mehr ein rein ostdeutsches Phänomen mehr ist: In immer mehr Regionen Deutschlands sind Einwohnerzahlen, Beschäftigung oder Kommunaleinnahmen rückläufig. Die Jungen ziehen der Arbeit hinterher, die Alten bleiben zurück und Arbeitslosigkeit gibt es noch immer. Schulen wurden geschlossen, den Laden gibt es – mit Ausnahmen - längst nicht mehr und die Gemeinde verwaltet nur mehr den Mangel – so kann regionale Schrumpfung aussehen, und so ist sie vielerorts längst Realität. Doch leben in diesen Räumen weiterhin Menschen, die dort verwurzelt sind und sich ein „gutes“ Leben wünschen,
genauso wie die aus anderen Regionen auch.

Das mag unter Bezugnahme auf Nordhausen als Anmerkung zu den eingangs erwähnten „Informationen zur Raumentwicklung“ in der gleichnamigen Fachzeitschrift genügen. Und auf die aktuelle Situation in der Nordhäuser Innenstadt zurückzukommen bleibt erst einmal abzuwarten, wie lange die „Modernisierung“ um die „Echte Nordhäuser Einkaufspassage“ noch dauern wird, und wie sich das Einkaufsgeschehen dort und ringsum dabei und dann weiter entwickeln wird. Derzeit nämlich hat man den Eindruck, dass selbst die Kraniche über dem Geschäftshaus "Mode hit" (letztes Bild) das Weite suchen.

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